Unterhaltung

"Blondie goes Marrakesh" Dawid Tomaszewski, Designer mit Herz

The Artist is present - aber nur für einen klitzekleinen Moment.

The Artist is present - aber nur für einen klitzekleinen Moment.

(Foto: dpa)

Eva Padberg an Häuserwand - hübsch.

Eva Padberg an Häuserwand - hübsch.

(Foto: dpa)

In der Auguststraße ist Stau, nicht ungewöhnlich eigentlich. Heute liegt es aber daran, dass viele gutaussehende und sehr individuell gekleidete Menschen mitten auf der Straße stehen, um fotografiert zu werden. Sie alle drängen in den "Me Collectors Room", eine Galerie, die heute mal nur der Mode die Türen öffnet. Man sieht Stars und Sternchen, super Models, wie Eva Padberg, großartige Musikproduzenten, wie Mousse T., und tolle Kolleginnen, wie die immer perfekt gekleidete, neue Chefreporterin der "Gala", Hendrikje Kopp. Vor allem aber sieht man Mode, die durchaus tragbar ist und trotzdem das gewisse Etwas hat. Die glitzert, ohne Bling-Bling zu sein. Und die erstaunlicherweise keine hohen Hacken braucht, um groß zu sein. Dawid Tomaszewski transportiert einen spannenden Look, der modern ist und doch zugleich einen Hauch von Hippie-Glamour versprüht: Pastellige Farben, harmonische Naturtöne und metallische Effekte treffen auf schimmernde Degradé-Schattierungen. n-tv.de hat kurz vor der Show mit dem äußerst entspannten Designer geplaudert und beruhigt festgestellt, ausnahmsweise mal richtig angezogen zu sein.

n-tv.de: Dawid, du arbeitest schon lange und oft mit Swarovski zusammen - wie viel Bling-Bling verträgt die Hauptstadt?

Dawid Tomaszewski: (lacht) Viel! Aber heute wird nichts übertrieben. Diese Kooperation hat, wie du schon sagst, lange Bestand und darüber freue ich mich sehr. Ich war ja auch ein Teilnehmer des "Vogue Salons", bei dem ich mit anderen Kollegen exklusiv für Swarowski designen durfte. Nichtsdestotrotz wird die heutige Kollektion etwas dezenter sein. Ich mag diese Steine, man kann immer wieder etwas Neues daraus machen. Ich war vor Kurzem in der Firmenzentrale in Österreich - und muss sagen: Ich glaube, jetzt weiß ich erst wirklich, was ich noch alles anstellen kann (lacht).

Was bekommen die Frauen, die nicht so auf Glitzer stehen, von dir?

Eine Reise durch mehrere Epochen, mit ein wenig "Bibo".

Eine Reise durch mehrere Epochen, mit ein wenig "Bibo".

(Foto: soelmann)

Ach, ganz viel, ich habe da glaube ich eine ganz gute Mischung. Ich nenne meinen Look "Opulenter Purismus", da die Stoffe sehr fein und die Schnitte sehr durchdacht sind. Man kann sich wirklich gut einen "daily Look" zusammenstellen. Die Kollektion ist sehr facettenreich.

Wenn man momentan in Berlin unterwegs ist, sieht man mehr schicke Menschen als sonst. Erkennst du inzwischen einen "Berliner Stil"?

Ich glaube, heutzutage können wir das gar nicht so einengen. Es gibt nicht DEN einen großen Trend. Dadurch, dass sowieso jeder trägt und macht, was er will, sind wir auch alle sehr frei. Ich verbinde mit Berlin aber zwei Elemente: In Charlottenburg ist es etwas gediegener, das schätze ich sehr, und in Mitte sind die Menschen hipper. Aber "der Berliner Look" hat sich insgesamt sehr verändert, zum Guten (lacht). Das Abgerockte ist weg, alle gucken sich überall in der Welt um und nehmen einfach das mit, was ihnen gefällt. Die Straßen sind einfach bunter geworden, das zeigen uns vor allem die Blogger, und das freut mich.

Das alte und das neue Berlin - immer noch ein Thema? Einige Designer ziehen wieder in Richtung Westen.

Ja, ich versteh' das, das ist einfach schön, so verspielt und verwunschen. Da wird auch gerade richtig viel investiert und gebaut, das finde ich toll. Das war da schon immer schick und bleibt schick, es ist nur ein wenig vernachlässigt worden in den letzten Jahren.

Du klingst schwärmerisch ...

Na klar, ich lebe da. Seit ich das erste Mal in Berlin war, hab' ich mich verliebt. Ich kann da mit dem Hund laufen, es gibt Seen, wie den Lietzensee, mitten in der Stadt. Ich bin die Ostsee gewohnt, ich brauche einfach Wasser. Ich bin ja in Danzig geboren.

Hast du da noch Wurzeln, die mit in deine Ideen für neue Kollektionen einfließen? Oder ist dir die Frage nach Herkunft, Ländern, Ost, West vollkommen egal?

(lacht) So was von egal! Meine Eltern haben mich schon als kleinen Jungen in die Welt geschickt. Ich habe da so viele Einflüsse, dass ich das gar nicht auf Deutschland oder Polen oder ein anderes Land begrenzen will oder kann. Meine Kollektion ist deshalb auch so was wie "Blondie goes Marrakesh". Die Models dürfen übrigens in flachen, marrokanischen Schuhen auf den Catwalk (lacht)

Mit Zipfeln?

Fließende Stoffe werden durch markante Details ergänzt und Swarovski-Kristalle verleihen ein edles, dezent-glamouröses Finish.

Fließende Stoffe werden durch markante Details ergänzt und Swarovski-Kristalle verleihen ein edles, dezent-glamouröses Finish.

(Foto: soelmann)

Genau, diese "Babouches". Aber ich schöpfe meine Ideen auf der ganzen Welt, ich liebe Portugal zum Beispiel über alles. Und dann picke ich mir überall etwas heraus und dann mixe ich das zu meinem eigenen Ding.

Für wen schlägt dein Herz beim Fußball?

(guckt ganz ernst) Darf ich ehrlich sein?

Unbedingt.

Ich mag keinen Fußball.

Wir leben in einem freien Land ...

Dafür bin ich sehr kunstbesessen. Ich liebe Kunst über alles, das füllt mein Leben aus. Für die Kollektion habe ich mich ja auch von Wolfgang Tillmans inspirieren lassen und vom Bauhaus-Stil.

Wo ist dein Atelier eigentlich?

In Kreuzberg. Ich liebe diese Ecke.

Was ganz anderes: Hast du selbst eigentlich die Möglichkeit, Asylbewerbern, die in Deutschland sind, unter die Arme zu greifen?

Ja, also ich halte immer Ausschau nach guten Schneidern, das ist nicht so einfach. Aber vor allem unterstütze ich das "Kimba-Mobil". Das ist eine Initiative der Berliner Tafel, die sich dafür einsetzt, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien und Gebieten gesund ernährt werden können. Wir leben in einer so reichen Gesellschaft, wir sind so privilegiert, dass wir verpflichtet sind, zu helfen.

Bist du ein Genussmensch?

Auf jeden Fall.

Liebst du es, zu kochen?

Sehr! Das ist meine Entspannung. Ich komme aber auch aus einer Koch-Familie (lacht). Ich bin ein sehr geselliger Mensch. Meine größte Obsession sind aber Bücher. Jede freie Minute, die ich habe, lese ich.

Was muss die Frau von heute unbedingt im Kleiderschrank haben?

Jede Frau braucht einen großartigen Kaftan. Aus Seide, kürzer und länger, im Sommer und im Winter, egal.

Und was muss der Mann von heute tragen?

Auf keinen Fall weiße Socken! (zögert) Und bitte keine kurzen Hosen! Das sieht bei keinem appetitlich aus.

Mit Dawid Tomaszewski sprach Sabine Oelmann

Quelle: ntv.de

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