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Nische in USA ist da Deutsche Filme sollen boomen

In den amerikanischen Kinos zu sehen (v.l.): Axel Prahl, Karoline Herfurth und Sebastian Urzendowsky mit ihren Film "Berlin '36".

In den amerikanischen Kinos zu sehen (v.l.): Axel Prahl, Karoline Herfurth und Sebastian Urzendowsky mit ihren Film "Berlin '36".

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Deutsche Filme sind in den USA nicht gerade die Renner. Eine kleine Firma aus Pennsylvania will das ändern. Sie versucht, die für US-Kinos völlig untypischen Filme an den Mann zu bringen.

Deutsche Filme haben in den USA einen Stellenwert wie amerikanische Autos in Deutschland: Es gibt sie, zuweilen ist ein Erfolgsmodell dabei, und Liebhaber schwören drauf. Aber eine wichtige Rolle spielen sie nicht. John Poole und sein Sohn wollen das ändern. Mit ihrer kleinen Firma Corinth Films werden sie Werke wie "Berlin '36" oder "Vincent will Meer" zwar nicht zu Blockbustern in Amerika machen. Aber das Interesse ist größer als erwartet.

Poole mochte deutsche Filme schon immer. Die Initialzündung war, dass sein Sohn, auch er heißt John, vor seiner Zeit als Soldat im Irak in Deutschland war. "Da bin ich mit den Filmen in Berührung gekommen, und es waren großartige Streifen dabei", sagt der 28-Jährige. Ein Blick auf die Festivals in Cannes, Toronto und Palm Springs verriet: Es gibt sie, die sehenswerten deutschen Filme. Nur in den Kinos zwischen New York und Los Angeles gibt es sie nicht.

Kleines Publikum bei 3000 Kinos

"Amerikanische Filme sind Massenware, da werden die deutschen nicht rankommen", sagt John Poole senior. "Aber genau das ist eben auch die Stärke der deutschen Produktionen, dass sie ihr Publikum abseits der Massen suchen." Mit Klassikern wie Robert Wienes "Das Cabinet des Dr. Caligari" von 1920, Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu" von 1922 oder Fritz Langs "M" von 1931 ging es los. "Wir selbst fanden die Filme großartig und siehe da, viele andere auch."

Das Problem: Die zahlenden Gäste waren ein reines Geheimtipp-Publikum. "Da waren deutsche Auswanderer, Professoren für deutsche Literatur und jede Menge Studenten", sagt Poole junior. "Wir wollten aber an ein größeres Publikum - und neuere Filme." Die Partner in Deutschland waren schnell gefunden und so kamen auch aktuelle Produktionen wie "Berlin '36", "Habermann" oder "Vincent will Meer" in die amerikanischen Kinos. "Wir haben etwa 600, 700 Kinokunden", sagen die Pooles. Gemessen an den gut 3000 Kinos, in denen die Blockbuster normalerweise starten, eine kleine Zahl. Aber es ist der Schritt aus der Nische.

Ruf des Kulturfilms eilt voraus

Das Etikett "deutscher Film" sei kein Hindernis - allerdings auch kein Qualitätssiegel. "Die Amerikaner sind da ganz pragmatisch", sagt der Sohn. "Sie wollen einfach einen guten Film sehen. Wo er herkommt, ist nicht so wichtig." Selbst die Untertitel seien nur eine kleine Hürde. "Mit einer Synchronisation würde man dem Film die Seele nehmen." Wer sich solch einen Film anschaue, wolle "Corinnä Härfautsch", wie die Amerikaner den Namen von Corinna Harfouch aussprechen, auch im Original hören.

Allerdings hätten deutsche Produktionen den Ruf des Kulturfilms und das ist in den USA nicht immer hilfreich: "Schwerverständliche Schwarzweiß-Produktionen mit minutenlangen Einstellungen, kaum Handlung und rätselhaften Dialogen? Das will keiner nach einem harten Arbeitstag sehen." Müsse er aber auch nicht: "Das ist ja das tolle an den modernen deutschen Filmen: Sie haben Anspruch, erzählen dabei aber auch eine spannende Geschichte."

Selbst Gretel Bergmann wartet

Wie die der Hochspringerin Gretel Bergmann, die 1936 nicht an den olympischen Spielen teilnehmen durfte, weil sie Jüdin war. Die Nazis schmuggelten sogar einen als Frau verkleideten Mann in die Mannschaft, um unbedingt Gold zu holen. "'Berlin '36' erzählt diese Geschichte und das sind Filme, die auch unser Publikum bewegen", sagt John Poole senior.

Bevor "Berlin '36" in den Verleih kam, rief ihn eine alte Dame an und wollte wisse, wann der Film denn endlich erscheine. "Ich habe sie gefragt, warum ihr das so wichtig sei. Es war Gretel Bergmann! Sie ist 96 und lebt in New York. Wir haben ihr per Kurier ihr persönliches Exemplar gebracht."

Quelle: ntv.de, Chris Melzer, dpa

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