Unterhaltung

Strubbel und Batman, Erotik und Mystery Die heiße Schlacht am Gratis-Buffet

Jimmy Beaulieu bringt knisternde Erotik zum Gratis Comic Tag.

Jimmy Beaulieu bringt knisternde Erotik zum Gratis Comic Tag.

Der frühe Vogel fängt den Wurm - und das kostenlose Comicheft. Am Samstag feiern Comic-Fans in ihren Lieblingsläden wieder den Gratis Comic Tag. Die Auswahl der eigens gedruckten Hefte ist groß, die Anzahl gering. Man muss früh aufstehen und kann trotzdem eine Menge Spaß haben.

Lange erwartet wird bereits die Vorgeschichte des Klassikers "Watchman": "Before Watchman" ist mit einem 32-seitigen Heft beim Gratis Comic Tag vertreten.

Lange erwartet wird bereits die Vorgeschichte des Klassikers "Watchman": "Before Watchman" ist mit einem 32-seitigen Heft beim Gratis Comic Tag vertreten.

Samstagmorgen in Deutschland. Ungewöhnlich früh werden einige Menschen sich aus dem Bett quälen, eine Tasche nehmen, auf die Straße treten und in die Sonne blinzeln. Nein, es handelt sich dabei nicht um Zombies aus "The Walking Dead" oder eine Horde Gallier, die sich aufmachen, ein paar Römer zu vermöbeln. Nein, diese Menschen sind nichts weiter als Comic-Fans. Und sie gehen auf die Jagd.

Ihr Ziel der Begierde sind kleine Hefte mit bunten Bildern: Comics. Das Beste daran: Es gibt sie kostenlos. Denn am Samstag ist wieder Gratis Comic Tag, zum vierten Mal in Deutschland. 18 Verlage und etwa 200 Fach- und Buchhändler in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich wieder zusammengetan, um die 30 verschiedenen Hefte mit einer Gesamtauflage von 300.000 Stück unter die Leute zu bringen - eine nicht nur logistisch aufwendige Werbemaßnahme.

Wenn man bedenkt, dass Deutschland nach wie vor ein Entwicklungsland in Sachen Comics ist, sind das durchaus bemerkenswerte Zahlen. Nicht zuletzt kommen sie aber zustande, weil hier die beteiligten Verleger und Händler an einem Strang ziehen. Wobei die Händler 29 Cent pro Heft zahlen und damit die Druckkosten übernehmen. Zudem müssen sie eine Mindestmenge an Heften abnehmen. Die Verlage wiederum beteiligen sich mit Teilnahme-Gebühren an der Aktion.

Ein kleiner Feiertag der Comicszene

Jede Menge Abenteuer erlebt der "Kleine Strubbel", der sich an Kinder im Vorschulalter richtet.

Jede Menge Abenteuer erlebt der "Kleine Strubbel", der sich an Kinder im Vorschulalter richtet.

Jedoch ist der Gratis Comic Tag nicht nur eine Verteilaktion kostenloser Hefte, sondern hat sich neben der handvoll Messen und Festivals im Lande auch zu einem kleinen Feiertag der Comicszene entwickelt - und das bei (meist und hoffentlich) schönstem Mai-Wetter. Mit Signieraktionen, Workshops und Zeichenwettbewerben, Kostümpartys oder einfach Kuchen und Grillwürstchen geben sich vor allem die Comicfachhändler Mühe, dem Anlass gerecht zu werden - schließlich sind sie es, die von der Aktion profitieren wollen und sollen. Einige Händler bieten neben den 30 regulären Heften sogar eigene Gratishefte an, etwa T3 in Frankfurt/Main oder "Männerschwarm" in Hamburg.

Im Mittelpunkt stehen aber die 30 Hefte mit 32 bis 52 Seiten, in denen die Verlage meist bereits bekanntes Material noch einmal verwerten - Exklusivmaterial ist eher selten. Das diesjährige Angebot überzeugt vor allem durch seine große Bandbreite: So gibt es diesmal Hefte für Kinder mit und ohne Leseerfahrung, für Jugendliche und Erwachsene. Krimifans kommen ebenso auf ihre Kosten wie Anhänger von Horror-, Manga- und Abenteuer-Stoffen. Es gibt Hefte für Trekkies, Simpsons- und Superhelden-Fans (einen kurzen Überblick über die Hefte gibt es unten).

Drei Klassiker von Hansrudi Wäscher bietet der Piccolo-Großband.

Drei Klassiker von Hansrudi Wäscher bietet der Piccolo-Großband.

Nur gibt es ein Problem für die Hefte-Jäger: Man kann nicht alle "erlegen", um mal im Bild zu bleiben. Je nach Geschäft kann sich jeder Leser eine Handvoll, mehrere oder manchmal auch nur ein Heft aussuchen. Angesichts der Auswahl fällt die Entscheidung durchaus schwer, zumal viele Besucher einige der präsentierten Serien noch nicht kennen und vermutlich gerne mal hineinschnuppern würde.

Erfahrene Gratis-Comic-Tag-Besucher freilich finden Auswege aus dem Dilemma: Entweder sie klappern mehrere Geschäfte in ihrer Umgebung ab (manche nehmen dafür sogar stundenlange Autofahrten in Kauf). Oder sie suchen sich einen Online-Händler, bei dem sie die begehrten Hefte einzeln oder im sogar im Pack erwerben. Als dritte Möglichkeit bleibt noch, bei den entsprechenden Verlagen anzufragen, ob denn noch Hefte verfügbar sind. Wobei die meisten Exemplare allerdings an die Händler ausgeliefert wurden.

Zitternde Stimme und unumstößliches Urteil

Andererseits entgeht diesen Experten damit die Erfahrung, mit zitternder Stimme beim Comichändler des Vertrauens um das Lieblingsheft zu bitten - darauf wartend, dass der Mensch, der gerade die Gewalt über die Gratis-Kiste hat, sein Urteil fällen möge: Es ist noch da oder schon lange vergriffen. Der frühe Vogel fängt halt den Wurm.

Viel zu lachen gibt es natürlich mit Donald Duck.

Viel zu lachen gibt es natürlich mit Donald Duck.

Wer das Heft seiner Lieblingsserie verpasst, sollte aber nicht allzu lange schmollen. Vielleicht entdeckt man ja mit einem anderen Heft eine neue Serie, die einem unerwartet gefällt. Oder man schnuppert mal in ein völlig anderes Genre herein und lernt neue Künstler kennen. Zumindest aber hat man die Möglichkeit, sich bei der Gelegenheit noch mal beim örtlichen Comichändler umzusehen. Das kann nie schaden. Zumal der Tag noch jung ist, man ist ja so früh aufgestanden.

Mehr Infos über den Gratis Comic Tag und die einzelnen Hefte gibt es auf der Webseite der Aktion. Dort kann man auch nach Händlern in der Nähe suchen und schauen, ob diese an diesem Tag besondere Aktionen anbieten. Signierstunden gibt es etwa mit Schlogger in Lörrach, mit Ingo Römling im T3 in Frankfurt/Main, mit Felix Mertikat und Simon Schwartz im "Comic Time" in Augsburg, mit dem Kubaner Maikel im Berliner "Modern Graphics".

Die Gratis-Hefte im Überblick

Den Comic zum aktuellen "Star Trek"-Film gibt es von Cross Cult.

Den Comic zum aktuellen "Star Trek"-Film gibt es von Cross Cult.

Der Berliner Verlag Reprodukt präsentiert eine Story um den "Kleinen Strubbel". Die textlosen Hefte um die liebenswerte Figur richten sich an Kinder im Vorschulalter. Ebenfalls auf Kinder zugeschnitten ist "Ferdinand" aus dem Hause Carlsen. Der Reporterhund, gestaltet von den deutschen Künstlern Flix und Ralph Ruthe, erlebt bei der Ausübung seines Berufs allerlei Abenteuer. Ausgerechnet Robert Kirkman, der Schöpfer der Zombie-Saga "The Walking Dead", hat zusammen mit Jason Howard den Kindercomic "Super Dinosaur" gestaltet, der von Cross Cult vertrieben wird. Dani Books wiederum präsentiert auf dem Gratis Comic Tag ein Heft von "Monster Allergy" und Toonfish richtet sich mit seinem Heft zu "Bennie Bärenstark" ebenfalls an Kinder.

Viel zu lachen bietet die Ehapa Comic Collection. Sie präsentiert Abenteuer von "Donald  Duck" aus der Feder von Giorgio Cavazzano und Strips von "Hägar, dem Schrecklichen". Nicht minder lustig geht es bei dem von Panini präsentierten Heft "Simpsons Comics für umme!" zu.

Die Steampunk-Mystery-Serie "Malcolm Max" stammt von den Deutschen Ingo Römling und Peter Mennigen.

Die Steampunk-Mystery-Serie "Malcolm Max" stammt von den Deutschen Ingo Römling und Peter Mennigen.

Panini steuert aber auch Superhelden-Comic bei: In "Batman" finden sich zwei Kurzgeschichten des dunklen Ritters. "Marvel Now" zeigt dagegen die im Kino so erfolgreichen Avengers in Form von Captain America und Thor. "Rorschach" wiederum ist ein Vorgeschmack auf die lange erwartete Serie "Before Watchman", der Vorgeschichte der legendären Comics von Alan Moore und Dave Gibbons - wobei die Nichtbeteiligung der beiden Künstler im Vorfeld viel Skepsis hervorrief. Düster geht es auch im Superhelden-Heft "The Changer" von Plem Plem Productions zu. Cross Cult präsentiert dagegen einen Teil der Vorgeschichte zum aktuellen "Star Trek"-Kinofilm. Düstere Science-Fiction ist zudem mit "Hades Sydrom: Crossfire" (Thenextart) zu haben.

Der Manga-Bereich ist durch Kazé vertreten, der Hefte von "Toriko" und dem Horrorklassiker "Resident Evil" präsentiert. Von Carlsen kommt ein Heft der Literaturadaption "Soulless" hinzu. Anhänger frankobelgischer Alben können sich auf Abenteuer des Klassikers "Suske und Wiske" (Salleck) und auf das Heft "Rubine: 96 Stunden" (Epsilon) freuen. Und selbst Piccolo-Freunde (nein, das hat in diesem Fall nichts mit Sekt zu tun) kommen auf ihre Kosten, da Comics etc. ein Heft mit den Hansrudi Wäscher Serien "Sigurd", "Nick" und "Tibor" beisteuert.

Abenteuer bietet die Taucherserie "Der Narwal" (Carlsen), die Piratengeschichte "Barracuda" (Ehapa Comic Collection) und die Steampunk-Serie "Malcolm Max" (Splitter) der deutschen Künstler Ingo Römling und Peter Mennigen. Reprodukt geht zudem mit einem Heft der Serie "Koma" ins Rennen, während der Avant-Verlag einen Teil des Krimis "Doppeltes Glück mit dem Roten Affen" präsentiert. Wer dagegen Mystery und Horror bevorzugt, der wird mit "Skull Party" (Carlsen) ebenso bedient wie mit den bewährten Beiträgen aus "Welten des Schreckens" von Weissblech. Ein Comeback erlebt wiederum Undergroundcomix, die sich mit dem 52-seitigen Heft "U-Comix" von der schrägen Seite präsentieren. Verschiedene ostdeutsche Künstler sind in "Holzhof Comix 3" aus dem gleichnamigen Verlag vertreten.

Aber wo wir schon von einer großen Bandbreite gesprochen haben: Diesmal geht es auch erotisch zu. Schreiber und Leser bietet drei Kurzgeschichten von "Jimmy Beaulieu", der zuletzt mit "Ein philosophisch pornographischer Sommer" die Luft knistern ließ.

Quelle: ntv.de

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