Unterhaltung

Gelddruck-Maschine mit Teint Dieter Bohlen und die böse 6

Der Dieter - eigentlich ist er doch eine Frohnatur.

Der Dieter - eigentlich ist er doch eine Frohnatur.

(Foto: dpa)

Er wird geliebt und gehasst. Er hat die halbe Nation dazu genötigt, Disco-Pop zu hören und Casting-Shows zu schauen. Braune Haut und ein spitzbübisches Lächeln sind sein Markenzeichen. Der Erfolg ist sein Begleiter. 60 Jahre Dieter "Pop-Titan" Bohlen.

Dieter Bohlen ist ein Platzhirsch in der deutschen Medienlandschaft. Entwickelt der König des Waldes sein dominantes Gebaren in der Regel nur in der Brunftzeit, so scheint der Meister des deutschen Disco-Sounds der 80er Jahre dieses Verhalten auf so ziemlich jeden Bereich seines Lebens ausgeweitet zu haben. Darüber hinaus gibt es kaum ein Gebiet, das der 1954 in Berne in Niedersachsen geborene "Titan des Pops" auf seiner dreißigjährigen Wanderung durch den medialen Dschungel nicht gestreift, in Trümmer gelegt oder aufgewertet hat.

Waren mal ein Heart und eine Soul: Thomas Anders und Dieter Bohlen.

Waren mal ein Heart und eine Soul: Thomas Anders und Dieter Bohlen.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Man kann alles zu Geld machen" - dieses Motto scheint sich Dieter Bohlen auf seine Fahne geschrieben zu haben. Und der Erfolg gibt ihm recht. Was auch immer der Ex-"Modern Talking"-Star in seine geschäftstüchtigen Finger nimmt, verwandelt er zu Gold. Wer den Gesetzen des Pop-Patriarchen nicht gehorcht, den schluckt das Vergessen schneller, als man "Brother Louie" singen kann.

Wer neben Bohlen bestehen will, braucht eiserne Disziplin, ein extrem dickes Fell und verdammt dicke Eier. Denn der braungebrannte Strahlemann ist bei allen musikalischen Erfolgen und seinem Geschick fürs Entertainment vor allem eines: ein verbales Monster, ein Meister der grotesken Beleidigung, ein Genie der kommunikativen Tiefschläge in die Magengrube. Man kann ihn dafür lieben oder hassen, aber man kommt dabei nicht umhin, diese Tatsache als verdammt unterhaltend zu betrachten.

"You're My Heart, You're My Soul"

Als Mitte der 1980er Jahre "Modern Talking" am Firmament des deutschen Musikhimmels erschien, schlug das deutsche Pop-Duo ein wie eine Bombe: ohrwurmartige Melodien, simple, in englischer Sprache verfasste Texte und ein Look zum Niederknien (oder Weglaufen). Thomas Anders mit Lipgloss, herrlicher Lockenpracht und Nora-Kette. Dieter Bohlen mit Vokuhila, breitem Grinsen und erhobener Faust. Das Duo schrieb mit Songs wie "You Can Win If You Want", "Cheri, Cheri Lady" und "Atlantis Is Calling" deutsche Musikgeschichte. Den Text zu ihrem ersten Hit "You’re My Heart, You’re My Soul" hatte Bohlen, laut seiner Autobiografie, "schneller hingekliert, als man sich den Popo abwischen kann".

Dieser künstlerische Anspruch stand dem Erfolg jedoch nicht im Wege. "Modern Talking" startete einen Siegeszug nach dem anderen, durch Europa, Asien und Australien. Selbst in Afrika fanden sie Anklang und in Russland gelten "Modern Talking" auch heute noch als musikalische Helden. Waren sie es doch, die 1986 im noch zarten Wind von "Glasnost" als erste westliche Musikgruppe ihre Alben offiziell in der Sowjetunion vertreiben durften.

Musikproduzent und Schöpfer von weiblichen B-Promis

"... und du gehörst nicht dazu!"

"... und du gehörst nicht dazu!"

(Foto: picture alliance / dpa)

Nachdem, aber auch schon während das Pop-Duo sich durch persönliche Eskapaden und musikalischen Stillstand selbst aufgezehrt hatte, schritt der Meister der sprachlichen Entgleisung in andere Sphären vor. Mit der Disco-Combo "Blue System" und diversen erfolgreichen Arbeiten als Musikproduzent für C. C. Catch, Chris Norman, Nino de Angelo, Yvonne Catterfeld und Andrea Berg, um nur einige zu nennen, machte sich der Gott des medialen Terrors über die Jahrzehnte einen Namen im deutschen Musikgeschäft. Der geldscheinzählende Puppet Master zog die Fäden aus dem Hintergrund.

In diesem Fahrwasser wurde Bohlens Privatleben ständiges Thema der Klatschpresse. Und der Titan wurde auch nicht müde, dem boulevardinteressierten Konsumenten immer neue Eskapaden, Liebschaften und Dramen zu liefern. Das Feld der Möchtegernpromis wurde von Bohlen in diesem Zusammenhang reich bestellt. Frauen wechselte der Dieter eben so unproblematisch wie seine musikalischen Weggefährten. Einige von ihnen wie Nadja abd el Farrag, Verona Pooth oder Estefania Küster wurden im Schatten des Musikers und Entertainment-Genies sogar in den Rang von B- und C-Promis erhoben.

Dieter rules oder: Wo Erfolg draufsteht, ist oft Bohlen drin

Dass die Gelddruck-Maschine Bohlen auch seinen enormen Unterhaltungswert für den heimischen Fernsehapparat entdecken würde, war nur eine Frage der Zeit. Mit der ersten Staffel der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" ("DSDS") aus dem Jahr 2002 mit Dieter als Juror, wurde ein Casting-Karussell in Fahrt gebracht, das sich selbst zwölf Jahre später, wenn auch mit leichten Abstrichen, immer noch dreht.

Die neue Jury bei DSDS

Die neue Jury bei DSDS

(Foto: RTL)

Mit diesem TV-Format fügte der Pop-Titan zu seinem goldbraunen Teint und seinem bübischen Grinsen ein weiteres Merkmal seiner Person hinzu, und zwar den charmanten, höchst einfühlsamen, kommunikativen Umgang mit den sich vorstellenden Kandidaten: "Das Einzige, was du kannst, ist als Geruch auf'm Fischkutter arbeiten.", "Ne Stimme zum Niederknien, aber nur, damit man sich nicht auf die Füße kotzt.", "Laut Statistik können 80 Prozent der Deutschen nicht singen. Davon warst du 79 Prozent."

In Dieters Welt gelten auch Dieters Regeln. Wer diesen Umstand akzeptiert, kann Erfolg haben, wer sich dagegen stemmt, kann sich schnell in einer Welt ohne Freunde wiederfinden. Einige der Sieger von "DSDS" mussten diese Erfahrung am eigenen Leib spüren. Der Musik- und Castingshow-Dominator macht aus dieser Tatsache auch keinen Hehl. Er will den maximalen Erfolg. Wer in den Tag hinein experimentieren möchte und nicht weiß, was er will, der ist bei Dieter am falschen Platz. Er sagt seine Meinung, ob man diese nun teilt oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.

Seit 2007 ist der Erfolgsgarant auch in der RTL-Show "Das Supertalent" aktiv. Wie auch bei "DSDS" wechselten die Juroren dieses Formates so schnell wie der Titan einst seine Frauen. Nur einer sitzt immer wieder lästernd und lobend mit breitem Grinsen in seinem Sessel: der Dieter.

Heute wird der König der verbalen Beleidigung 60 Jahre alt.

Quelle: ntv.de

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