Unterhaltung

"Wer tot ist, wird ein Stern" Dirk Bach fehlt schon jetzt

Komisch war er meist, aber er konnte auch anders: Dirk Bach.

Komisch war er meist, aber er konnte auch anders: Dirk Bach.

(Foto: dapd)

Mit 51 zu sterben ist schlimm. Mit 51 in einer Stadt zu sterben, in der man neu ist und sich auf ein Theaterstück vorbereitet und freut, ist noch schlimmer. Allein zu sterben ist am allerschlimmsten, vor allem, wenn man so gemocht und geschätzt wurde wie Dirk Bach.

Er war sich für nichts zu schade, ...

Er war sich für nichts zu schade, ...

(Foto: dapd)

Ein wirklich trauriger Tag ist das. Sicher, jeden Tag sterben Menschen, sogar in Massen an manchen Stellen der Erde, Kinder sterben, Kranke sterben, aber wir kennen sie nicht. war so ein Typ, den jeder zu kennen meinte. Klein, dick, schwul, lustig. Es ist leicht, so jemanden zu mögen. Dem breiten Publikum bekannt wurde er im RTL-Dschungelcamp, obwohl das nun wahrlich nicht die Sendung ist, mit der man ihn bis in alle Ewigkeiten in Verbindung bringen sollte.

So viel hat er gemacht, so lange schon, und doch werden wir immer an den kleinen Kugelblitz denken, der in bunten Hemden und albernen Hüten durch den australischen Busch gehüpft ist, an seiner Seite die amazonenhafte Blondine Sonja Zietlow, die nun sicher zu Tode betrübt ist, dass ihr Sparrings-Partner nicht mehr da ist. Sie waren das perfekte Paar. Wegen der beiden und ihrer messerscharfen Sprüche hat man sich das halbprominente Elend dort nämlich angeguckt, wegen der Lust, die man den beiden angesehen hat, wenn sie ihre - teilweise natürlich recht zynischen - Witze über die Kandidaten gemacht haben, die hungrig, dreckig und oft zickig in der Hängematte lagen oder Känguru-Hoden roh essen mussten. Und trotzdem haben selbst die von ihnen Veräppelten den beiden das nie übel genommen: Der erste , Costa Cordalis, sagt, was viele denken: "Mit ihm geht ein Freund." Denn trotz der oft fiesen Sprüche habe Bach das größte Herz in der Showbranche gehabt. "Er war einer der tollsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte", so Cordalis.

Doch wer war Dirk Bach nun wirklich? Der lustige Dicke war ja nur eine Seite des Autodidakten, der nie eine Schauspielschule besucht hat und der über ein Netz von Freunden verfügte, das sich gegenseitig unterstützte, wie man es eher selten aus der Showbranche kennt. Hella von Sinnen, Hape Kerkeling, Alfred Biolek, Ralph Morgenstern - eine ganze Clique ungewöhnlicher, lustiger Leute - aber eben Leute, die einen anderen Lebensentwurf lebten. Wir lieben es, wenn Menschen Erfolg haben, denen er offenbar nicht gleich in die Wiege gelegt wurde. Wir freuen uns, wenn Menschen es bis ganz nach oben schaffen, auch wenn sie nicht stromlinienförmig durchs Leben gleiten. Stromlinienförmig war an Bach nämlich rein gar nichts: Übergewichtig, herzkrank und neben seiner lustigen Ader mit so viel Ernst ausgestattet, dass er auch eine gute Figur (!) am Theater in seriösen Rollen machte, konnte man sich ein wenig mit ihm identifizieren: Wenn er es schafft, trotz seines Übergewichts im Fernsehen zu sein, wenn einer wie er es schafft, trotz seiner offen zu Schau gestellten Homosexualität landauf, landab ernst genommen zu werden, dann schafft man selbst in seinem kleinen Kosmos vielleicht auch das eine oder andere Hindernis aus dem Weg.

... nur ins Dschungelcamp gegangen wäre er nicht, als Kandidat: Warum auch, seine Moderation (mit Sonja Zietlow) war schließlich der Quotenbringer.

... nur ins Dschungelcamp gegangen wäre er nicht, als Kandidat: Warum auch, seine Moderation (mit Sonja Zietlow) war schließlich der Quotenbringer.

(Foto: dapd)

Man möchte mit dem Fuß aufstampfen und "Menno" sagen, das darf doch nicht wahr sein, fünf Minuten früher und er hätte vielleicht gerettet werden können? Noch ist die Todesursache unklar. Herzversagen eben, zurückzuführen auf das Übergewicht und den Stress vielleicht? Er hatte bereits 2007 mit dem Herzen zu kämpfen, nahm seitdem Medikamente, versuchte die eine oder andere Diät. Oder ist sein zu früher Tod darauf zurück zu führen, dass einer wie er so viel gemacht und erlebt hat, dass es für drei normale Leben reicht? Uhr abgelaufen? Ein natürlicher Tod? Das mag man sich gar nicht vorstellen. Warum werden manche Menschen 110 und einer wie Dirk Bach, der kurz vor einer Theaterpremiere stand mit einem Stück, auf das sich schon viele Menschen gefreut haben, nicht? Ungerecht ist das.

Blick zurück

Der in Köln geborene Bach wollte schon als Jugendlicher Schauspieler werden. Er startete seine Karriere in der freien Theaterszene. Mit Walter Bockmeyers Inszenierung der "Geierwally" im Kölner "Theater in der Filmdose" gelang Bach 1984 der Durchbruch. Danach wirkte er an Inszenierungen im etablierten Theater mit und machte parallel im Fernsehen Karriere. Dort lief zwar nicht immer alles rund - so wurde die Vox-Gameshow "Power of 10" im Jahr 2008 wegen geringer Einschaltquoten nach wenigen Ausgaben wieder abgesetzt - von 1992 bis 1994 hatte er aber auf RTL seine eigene Sendung, die "Dirk Bach Show". Es folgten weitere Erfolgsserien im ZDF wie die Sitcom "Lukas".

Der schwergewichtige Entertainer spielte leidenschaftlich Theater, etwa zuletzt beim Musical "Kein Pardon!" in Düsseldorf, das auf dem gleichnamigen Film des Komikers Hape Kerkeling beruhte. Bach mimte dort den TV-Unterhalter Heinz Wäscher. Bach war in den vergangenen Jahren auch bei den Nibelungen-Festspielen in Worms zu sehen. Als Zauberer Pepe begeisterte er kleine Zuschauer im Kinderklassiker "Sesamstraße". Er wirkte auch in TV-Formaten wie "Schillerstraße" (Sat.1) oder "Frei Schnauze" (RTL) mit.

Dirk Bach war ein vielseitiger Künstler: Er dreht Filme ("Nich' mit Leo"), arbeitete als Synchronsprecher (zum Beispiel in dem computeranimierte Disney-Film "Oben"), nahm Hörbücher auf oder traute als Pfarrer in der ARD-Seifenoper "Verbotene Liebe" ein homosexuelles Paar. Aus seinem eigenen Schwulsein machte der Comedian nie ein Geheimnis. Er selbst war seit 1999 mit seinem langjährigen Lebensgefährten Thomas verlobt - das Eheversprechen wollte er sich aufheben, bis die homosexuelle Ehe der heterosexuellen in Deutschland gleichgestellt werden würde.

Bach, der sich im Kampf gegen HIV und Aids engagierte und für Amnesty International und die Tierrechtsorganisation PETA eintrat, wäre selbst nie als Kandidat ins gegangen: "Nein, warum sollte ich?", sagte er anlässlich seines 50. Geburtstages am 23. April 2011. "Die Leute, die das machen, haben ja einfach einen ganz anderen Plan als ich. Ich moderiere eine Sendung, und die machen eben das für ihre Karrieren ..."

Seine Freunde, seine Kollegen und seine Fans sind schockiert und traurig. "Dem Schlosspark Theater obliegt die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Dirk Bach für uns völlig unerwartet heute verstorben ist. Wir haben Dirk Bach als lebenslustigen und sehr liebenswerten Kollegen kennengelernt, umso mehr schmerzt der Verlust", teilten der Intendant Dieter Hallervorden, der Regisseur Lorenz Christian Köhler und die Theaterleitung in Berlin mit.

Es hätte gerne noch lange so weitergehen können mit Dirk Bach. Es gibt wohl keinen, der ihn ersetzen kann. Im Stück "Der kleine König Dezember" von Axel Hacke am 6. Oktober hätte er nach Angaben des Theaters in seiner Rolle den Satz sagen sollen: "Und wer tot ist, wird ein Stern!"

Quelle: ntv.de, mit dpa/AP

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