"Er war wie ein Bruder!" Eichinger hat riskant gelebt
26.01.2011, 07:54 Uhr
Die Lola für sein Lebenswerk hielten im letzten Jahr eigentlich alle für verfrüht.
(Foto: AP)
Seine Freunde sind geschockt und traurig, seine Fans und Verehrer können es kaum fassen, dass der Produzent mit erst 61 Jahren gestorben ist. Der Herzinfarkt riss ihn mitten in einer intensiven Schaffensphase aus dem Leben.
Bernd Eichingers Tod schockt Fans und Filmschaffende. Auf dem Höhepunkt seines Ruhms starb der Produzent in seiner Wahlheimat Los Angeles. Bei einer Filmpremiere in Berlin fließen die Tränen, bei einer Preisverleihung in München auch.
"Bernd Eichinger war vielleicht der größte und originellste Filmemacher der deutschen Nachkriegsgeschichte - vielleicht der einzige von wirklichem Weltformat", sagt der Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, Jan Schütte. Kurz zuvor war der Tod Eichingers am Dienstagabend bekanntgeworden.
Deutschlands berühmtester Filmproduzent starb mit 61 Jahren in Los Angeles. Am Montagabend habe er während eines Essens mit Familie und Freunden einen Herzinfarkt erlitten, teilte seine Familie mit. Schütte betonte, Eichinger habe seine Karriere als Regisseur begonnen und deshalb auch als Produzent immer den richtigen Blick für und auf die Regisseure gehabt. "Mit ihm verliert die deutsche Filmwelt nicht nur einen Produzenten, sondern auch eine eigene Stimme."
Er meinte es unglaublich ernst
Der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen war in seinem Auto im kalifornischen Santa Monica unterwegs, als er die "total schockierende Nachricht" vom Tod seines Freundes Bernd Eichinger erhielt. "Er war wie ein Bruder, ein Freund und ein Partner für mich, der es mit seiner kreativen Besessenheit unglaublich ernst meinte", erzählt der 69-jährige Hollywood-Regisseur.
Eichinger hätte immer "sehr riskant" gelebt, aber gerade in den letzten Jahren, dank seiner "tollen Ehe" mit der Journalistin Katja Hoffmann, "war er endlich zur Ruhe gekommen", meint Petersen. "Leider waren ihnen nur so schmerzlich wenige Jahre vergönnt."
Til Schweiger sagte bei der Premiere seines neuen Films "Kokowääh" in Berlin: "Sein Tod macht mich unendlich traurig." Er habe um seinen Freund geweint. Es gebe keinen weiteren von seinem Schlag. "Das schaffen wir alle nicht, was der Bernd geleistet hat." Schweiger war mit der Eichinger-Koproduktion "Manta, Manta" und der von Eichinger produzierten Comic-Verfilmung "Der bewegte Mann" zum Star geworden.

Für seine Frau Katja (l) ein großer Schock, für seine Tochter Nina (r) der größte Verlust.
(Foto: REUTERS)
Erst im vergangenen April war Eichinger bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises mit dem Ehrenpreis für seine Verdienste um den deutschen Film ausgezeichnet worden. Da schien manchen die Auszeichnung noch zu früh - stand Eichinger doch weiter voll im Schaffen. Er hat in mehr als 30 Jahren rund 70 Filme produziert und war einer der wenigen deutschen Filmschaffenden, die in Hollywood große Erfolge feierten.
Mit Bestürzung hat Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den Tod des Filmproduzenten Bernd Eichinger reagiert. "Unser Kino verliere mit ihm nicht nur den erfolgreichsten Produzenten der letzten Jahrzehnte, sondern auch seinen leidenschaftlichsten Antreiber und Träumer", sagte die Kanzlerin. In seinen Filmen werde Eichinger weiterleben.
Und auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat sich bestürzt über den Tod des Filmproduzenten Bernd Eichinger geäußert. Die Filmstadt Berlin trauere mit Eichingers Familie und seinen Freunden, sagte er. Eichinger sei einer der ganz Großen des deutschen Films und einer der wichtigen und kreativen deutschen Produzenten. Sein Film "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" sei zu einem Teil Berliner Sozial- und Kulturgeschichte geworden, so Wowereit.
Er war ja auch eine Diva
Einige Weggefährten erfuhren am Dienstag bei der Verleihung des Medien-Preises "Diva" in München von Eichingers Tod. "Der Bernd war ein ganz Großer", sagte ein sichtlich bewegter Ralph Siegel. "Es tut mir wahnsinnig leid."
"Schrecklich, schrecklich. Ich möchte gar nichts mehr dazu sagen. Das ist fürchterlich", reagierte ein fassungsloser Herbert Knaup. Als er die "Diva" als bester Schauspieler entgegennahm, sprach er dann doch. "Ich bin natürlich zerschmettert", sagte Knaup. "Ich werde diese "Diva" immer mit Bernd Eichinger in Verbindung bringen." Der Tod des Produzenten, "der auch irgendwie eine Diva war, mit seinen weißen Turnschuhen", habe ein Riesen-Loch in die deutsche Filmlandschaft gerissen, sagte Knaup. Er war sichtlich bewegt - und das, obwohl Eichinger ihn nie so richtig gemocht habe: "Ich war ja auch immer mit seinen Frauen zusammen - im Film."
Schauspieler Hannes Jaenicke nannte Eichinger eine Legende. Und der Präsident der Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (SPIO), Steffen Kuchenreuther, brachte zunächst nur ein "Ich bin völlig fertig" über die Lippen.
Vor Beginn der Preisverleihung ergriff Veranstalter Ulrich Scheele das Wort. "Einer der Größten der deutschen Filmbranche, Bernd Eichinger, ist heute gestorben", sagte er. Eichinger selbst war ein "Diva"-Preisträger, bei der Veranstaltung vor zwei Jahren noch hielt er im Bayerischen Hof die Laudatio für Schauspielerin Johanna Wokalek. "Bernd, Du hast Dich um den deutschen Film und für Deutschland verdient gemacht", sagte Scheele.
The Show must go on!
Schauspielerin des Jahres 2010 wurde Anna Fischer. "Eigentlich habe ich überlegt, nach Hause zu gehen", sagte sie. "Aber the Show must go on - es muss weitergehen."
Den Preis für die beste "Regieleistung des Jahres" nahm Feo Aladag für ihren Film "Die Fremde" und "für den Mann, um den wir alle trauern" entgegen, wie sie sagte. Eichinger habe mit Leidenschaft und Hingabe Filme gemacht.
Zu Eichingers Werken gehören Filme wie die Michael-Ende-Verfilmung "Die unendliche Geschichte", die Süskind-Verfilmung "Das Parfum", der Hitler-Film "Der Untergang" oder die Roman-Verfilmung "Fräulein Smillas Gespür für Schnee".
Der Ausnahme-Produzent hinterlässt seine Ehefrau Katja und eine Tochter. Die 29 Jahre alte Fernsehmoderatorin Nina Eichinger wurde einem breiten Publikum als Jurorin der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" bekannt.
Quelle: ntv.de, soe/dpa