Hardcore-Variante von WWM "Eigentlich sollte ich ja zocken…"
02.11.2013, 10:36 UhrBeim Zockerspecial von "Wer wird Millionär?" wurde viel geplaudert, gezaudert und wenig riskiert – und das war nicht unbedingt im Sinne des Moderators. Nur eine Kandidatin profitierte von der Extrem-Variante der Show.
Eigentlich sollte Kandidat Fabian Königer sich ja mit Sprache auskennen. Der Hamburger ist Werbetexter, dennoch stellt ihn die Frage nach der Wortbedeutung von "Primel" vor eine erste, kleine Herausforderung. Ist die Blume dem Namen nach die Erste, Schönste oder doch die Bunteste? Er weiß es nicht so richtig, traut sich nicht so ganz, aber vielleicht doch, denn "wir sind ja beim Zockerspecial!", also ringt er sich zur richtigen Antwort durch (die Erste) und erspielt 16.000 Euro. "Jetzt aber!", sagt Moderator Günther Jauch – jetzt aber scheint Königer mit dieser Aktion seine Risikobereitschaft bereits aufgebraucht zu haben.
Beim Zockerspecial der RTL-Quizsendung "Wer wird Millionär?" gelten besondere Regeln: Wie in der klassischen Variante werden (im optimalen Fall) 15 Fragen gespielt, es stehen vier Joker zur Verfügung. Aber erst ab Frage zehn, wenn es um 32.000 Euro geht, darf der erste Joker gezogen werden. Dafür liegt die erste Sicherheitsstufe bei 1000 statt 500 Euro - und die Gewinnsumme wurde auf zwei Millionen Euro verdoppelt. Falls allerdings auf dem Weg zu Frage zehn "ein Moment der absoluten Ahnungslosigkeit" eintritt, darf der Kandidat vorab einen der vier Joker einzusetzen. Dann aber verliert er alle anderen und muss komplett auf sich allein gestellt weiterspielen.
Die Kandidatin strapaziert Jauchs Nerven
So weit kam es allerdings für keinen der vier Kandidaten in der dritten Ausgabe dieser "Wer wird Millionär?"-Hardcore-Variante. "Das fängt ja gut an" frohlockt Günther Jauch zwar noch, angesichts seiner ersten Kandidatin, die beweisen möchte, dass Blondinen oft unterschätzt würden. Doch: Ob sich an diesem Abend jede kluge Blondine von der Online-Journalistin perfekt repräsentiert fühlte, sei zumindest in Frage gestellt.
Anna Dobler zeigt sich zunächst ambitioniert: "Die Fragen bis 500 Euro weiß man ja eh", verkündet sie, als ihr das in den ersten Runden alles zu langsam geht - doch kaum hat sie die 1000-Euro-Frage erreicht, sorgt sie selbst dafür, dass es von nun an recht schleppend voran geht. Mit ihren Überlegungen zu der Frage, ob Kinder auf dem Spielplatz Buddelhosen oder Sandmützen tragen – oder vielleicht doch Förmchenshirts?- , strapaziert sie die Nerven des Moderators.
Keine Lust, ihr zu helfen
"Das heißt hier heute Zockerspecial – nicht Zauderspecial", muss er sie irgendwann leicht verzweifelt erinnern, trotzdem dauert es, bis sie sich endlich zur richtigen Antwort (Buddelhose!) durchringt. Drei Fragen später ist Dobler aber dann schneller ausgeschieden, als sie reden kann. Günther Jauchs Geduld hat ihre Grenzen, er zuckt mit keiner Wimper, als er ihre falsche Antwort auf die 8000-Euro-Frage (Das nach der 1-Euro-Münze im Durchmesser nächst kleinere Exemplar ist die...? A: 2-Euro-Münze, B: 50-Cent-Münze, C: 20-Cent-Münze), D: 10-Cent-Münze) einloggt. Jauch bedauert Doblers Ausscheiden nicht wirklich, auf ein "Das macht nichts" der Kandidatin antwortet er: "Nee, das find ich auch."
Wohl auch, weil der Show-Profi absehen konnte, dass er es mit dieser Kandidatin nicht - wie noch in der letzten Ausgabe der Show - , zu einem spannenden Showdown bis zur 2-Millionen-Euro-Frage schaffen würde.
Auch der Werbetexter Fabian Königer nutzt die Möglichkeiten der Zocker-Show nicht aus, beendet das Spiel nach der Raterei um die Primel mit 32.000 Euro.
Fast deutet sich ein ähnlich frühes Ende auch bei Lehrerin Edith Körver an, die sich zunächst nicht sicher ist, ob Hipster eher Rüsselschal oder Hornbrille tragen. Doch dann ruft sie bei 8000 Euro: "Hey, das ist das Zockerspecial!", - und auch wenn Günter Jauch hier noch nicht recht von ihren Zockerqualitäten überzeugt ist, weil die Kandidatin die Antwort mehr weiß als etwas riskiert, kommt man jetzt in den Bereich der fünfstelligen Beträge. So langsam zumindest. Denn die Englischlehrerin beantwortet nicht nur Fragen, die der Quizmaster ihr stellt (Aus welchem Jahr stammt die Titel-Schlagzeile "Benzinpreis explodiert: bald 1 Mark" ?), sondern auch viele Fragen, die keiner stellt ("ich fahre seit 1982 unfallfrei").
Einen Zocker gab es aber doch
Nachdem sie recht ausführlich eine Geschichte erzählt, in der es unter anderem darum geht, dass sie und ihr Mann keine Eheringe tragen, und warum, und wie das so war, in der Hochzeitsnacht, mit den Ringen und ohne, kommt sie mit etwas Glück bis zur 750.000 Euro Frage. Obwohl es hier um Amerika und Geografie geht, weiß weder die Englischlehrerin, noch ihr Telefonjoker, eine Erdkundelehrerin, weiter. Am Ende gewinnt Edith Körver eine Viertelmillion, Rekord an diesem Abend.
Nach ihr darf noch ein Lehrer auf den Ratestuhl. Sebastian Bongers soll wissen, was schneller trocknet, wenn man es in kaltes Wasser hält: Nagellack, Windeln, Biergläser oder Lederschuhe? Er hat keine Ahnung, aber "es heißt ja Zockerspecial, also zocke ich." Und antwortet: Biergläser. Es wäre der Nagellack gewesen, Sebastian Bongers scheidet mit 1000 Euro aus – aber das zumindest als echter Zocker.
Quelle: ntv.de