Unterhaltung

Die Bären-Gießerei Familienbetrieb fertigt Trophäen

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Während Schauspieler, Regisseure, Produzenten und Filmfans noch rätseln werden, wer auf der Berlinale einen der begehrten Bären in Empfang nehmen darf, werden die Mitarbeiter der Berliner Bildgießerei Noack schon am Morgen des 14. Februar wissen, wer die glücklichen Gewinner sind. Um sieben Uhr früh erfahren sie am Tag der Verleihung die Namen der Preisträger. Dann müssen sie die Namen so schnell wie möglich in die Sockel der Trophäen eingravieren, die anschließend noch vergoldet oder versilbert werden. "Da kommt Hektik auf", sagt Senior-Chef Hermann Noack.

In den Tagen bis zum Höhepunkt der Berlinale liegen die Bären noch auf einer staubigen Arbeitsfläche, inmitten von Werkzeugen, alle Viere in die Luft gestreckt. Noch fehlt ihnen der goldene oder silberne Glanz, der einmal die Augen der Filmstars zum Leuchten bringen wird. Und noch sind sie auch nicht auf dem Sockel befestigt, an dem diese Filmstars sie am Abend des 14. Februar packen und in die Höhe recken werden. Bis es so weit ist, steht der Bildgießerei eine Menge Stress bevor. Aber für Noack und seine Mitarbeiter ist es ja nicht das erste Mal.

Prominente Kunden

Der Senior-Chef der Gießerei im Stadtteil Friedenau nennt sich selbst Hermann Noack III., der besseren Unterscheidung wegen. Zusammen mit seinem Sohn, Hermann Noack IV., leitet er den Familienbetrieb, den sein Großvater Hermann Noack I. im Jahr 1897 gegründet hatte. In der vierten Generation arbeiten die Noacks mit Künstlern zusammen, die in dem Unternehmen ihre Skulpturen gießen lassen. Käthe Kollwitz, Henry Moore, Anselm Kiefer und Joseph Beuys gehörten schon zu ihren Kunden.

Auch die inzwischen verstorbene Berliner Künstlerin Rene Sintenis ging bei den Noacks ein und aus. Als sie den Auftrag erhielt, den Preis für die 1951 ins Leben gerufenen Berliner Filmfestspiele zu gestalten, wandte sie sich auch dafür an die Gießerei ihres Vertrauens. Seitdem können die Noacks den Berlinale-Auftrag jedes Jahr einplanen. "Wir haben schon hunderte Bären hergestellt", sagt Noack der Dritte.

Der Bär als Kunstgegenstand

Bereits jedes Jahr im Oktober oder November wird ein Model des Berlinale-Bären aus dem Keller geholt, das die Noacks seinerzeit von dem Kunstwerk Sintenis' angefertigt hatten. Im so genannten Sandgussverfahren stellen die Mitarbeiter nach diesem Modell dann mehrere Trophäen her. "Wir machen immer ein paar zusätzliche Bären, falls es Sonderwünsche für einen Ehrenpreis oder so etwas gibt", erzählt der Senior-Chef. Die Skulpturen, die dann doch nicht gebraucht werden, kommen im nächsten Jahr zum Einsatz.

Die frisch gegossenen Bären haben zwar schon eine gewisse Ähnlichkeit mit den fertigen Preisen. Bis die Sieger die Trophäen in Empfang nehmen können, sind aber noch einige Arbeitsschritte notwendig. So müssen die beim Gießen entstandenen Kanten entfernt werden. Anschließend schlägt ein Ziseleur mit einem so genannten Punzen, einer Art Stemmeisen, die Fellstruktur in die Bronzeskulpturen ein. Bis zu zehn Arbeitsstunden fallen bis dahin pro Bär an, schätzt Noack III. Danach werden die Bären bei einem Galvanisierer versilbert oder vergoldet.

Was die Anfertigung eines einzelnen Bären kostet, möchte der Senior-Chef nicht verraten. Nur so viel: "Man verdient da kein Geld damit. Wir leben von größeren Sachen." Die Bären fertigen die Noacks vor allem wegen des Prestiges und der Tradition. Wertvoll sind sie nach Meinung von Noack III. aber trotzdem - wertvoller sogar als die begehrteste Film-Auszeichnung der Welt: "Der Oscar ist bloß eine Trophäe. Aber der Berlinale-Bär, das ist ein Kunstgegenstand."

Quelle: ntv.de, Maximilian Schlang, AFP

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