Unterhaltung

"Ich liebe heftige Szenen" Filmpreis für "24 Wochen"?

Super Team: Die Regisseurin und ihre Hauptdarstellerin.

Super Team: Die Regisseurin und ihre Hauptdarstellerin.

(Foto: imago/Future Image)

Der Film ist für den deutschen Filmpreis nominiert. Die Chancen stehen gar nicht mal so schlecht. Bei der Berlinale im Februar 2016 und bei vielen anderen Gelegenheiten ist Schauspielerin Julia Jentsch, (die 2017 in der Jury saß), und das gesamte Team bei der Premiere des Abtreibungsdramas "24 Wochen" gefeiert worden. Jentsch spielt eine werdende Mutter; als sie und ihr Film-Partner Bjarne Mädel erfahren, dass ihr ungeborenes Kind das Downsyndrom und einen Herzfehler hat, gerät ihre Welt ins Wanken und sie müssen sich fragen, was sie wirklich wollen. Auch Regisseurin Anne Zohra Berrached wurde immer wieder mit viel Beifall bedacht - vielleicht klappt es ja dieses Mal mit einem Preis. Im Interview mit dem Tagesspiegel sagte Berrached, die unheimlich frisch und fröhlich erscheint und sehr geradeaus ist, dass sie geballte Frauenförderung wie beim Bayerischen Filmpreis skeptisch sieht: "Fernsehredakteure betonten manchmal: 'Ich arbeite sehr gerne mit Frauen.' Ich frage mich dann: Bin ich jetzt hier, weil ich Brüste habe oder ein gutes Projekt?" Im Gespräch mit n-tv.de sprach sie über ihren nominierten Film "24 Wochen", Sexszenen, Kinder, ihre Art, zu arbeiten und weitere Pläne.

n-tv.de: Dieser Film ist ganz schön starker Tobak ...

Anne Zohra Berrached: Na klar, da geht es ganz tief und es wird richtig dramatisch, aber mir war wichtig, dass dieser Film auch seine heiteren Seiten hat. Ich glaube daran, dass das Leben, egal, wie dramatisch es auch ist, dass man da immer wieder kleine Momente hat, die lustig sind. Dass man nicht die ganze Zeit in diesem Wahnsinn ist. Da kamen mir natürlich meine Schauspieler entgegen: Julia Jentsch, die eine Kabarettistin im Film spielt, und Bjarne Mädel, der uns eher als komischer Typ - ich sage nur "Zimmer mit Aussicht", "Stromberg", "Der Tatortreiniger" - im Gedächtnis ist. Das heißt, die beiden sind ein Wahnsinns-Gegengewicht zu dem ganzen Thema.

Wie kamen Sie auf diese Berufswahl?

Ich habe mich gefragt, was das Gegenteil zu einem Drama ist. Das ist Lachen. Und was ist noch schwerer als selbst zu lachen? Andere Leute zum Lachen zu bringen. So sind wir auf den Beruf der Hauptdarstellerin gekommen.

Hat zuerst Sozialpädagogik studiert - und auch in dem Beruf gearbeitet: Anne Zohra Berrached.

Hat zuerst Sozialpädagogik studiert - und auch in dem Beruf gearbeitet: Anne Zohra Berrached.

(Foto: imago/Steve Bauerschmidt)

Ganz schöne Idee, denn Frauen im Comedy-Wesen gibt's ja nicht gerade wie Sand am Meer. Plus: Sie ist der Ernährer der Familie - also alles in jeglicher Hinsicht ungewöhnlich.

Das stimmt.  Aber sie ist dennoch nicht als alleinige Chefin zu sehen oder zu dominant. Ich finde, das ist ein Paar, das gut zusammen arbeitet. Was funktioniert und gleichberechtigt ist.

Er ist ihr Manager - was passiert, wenn sie nicht mehr funktioniert?

Das wäre natürlich ein Drama, aber das haben wir ja offen gelassen (lacht).

Für wen ist der Film?

Na ich hoffe, dass sich jeder, der schon einmal mit der Pränataldiagnostik in Berührung kam - und das ist quasi jeder, der schonmal schwanger war oder Partner einer Schwangeren war - sich dafür interessiert. Und mit dem Thema Kind beschäftigt sich auch jeder, auch die, die sagen, sie wollen keins (lacht).

So gut wie jede schwangere Frau lässt sich tatsächlich beraten und denkt über Untersuchungen nach, die Auskunft über die Gesundheit des Kindes geben ...

Ja, und wenn man sich aber dazu entschlossen hat, dann müsste man am besten schon vorher wissen, wie man reagieren wird, sollte das Kind nicht gesund sein, oder?

Schon, aber das ist ja schwer zu sagen, wie man dann tatsächlich reagieren würde ...

Genau, und der Film geht um das "Danach", darum, was man nun macht. Auch um den Gedanken, was ist, wenn mein nicht gesundes Kind ein nicht gesunder Erwachsener wird, wenn ich eines Tages nicht mehr da bin, um mich zu kümmern, und so viele weitere Konsequenzen, die das Leben dann für die Eltern bereit hält.

Sie haben gesagt, dass Sie mit diesem Film Direktheit und Wucht erzielen wollten, das ist gelungen. Wie war das beim Dreh?

Anstrengend für alle, vor allem für alle Drumherum (lacht). Das musste wirklich echt wirken. Die Schauspieler mussten teilweise überrascht werden, damit sie real reagieren können. Wir haben nie aufgehört, bevor wir nicht alle fanden, dass wir das Beste aus jeder Szene geholt haben. Einige Szenen waren auch eher wie eine Performance.  Und oft ging es ans Eingemachte.

Julia Jentsch, Anne Zohra Berrached, Bjarne Mädel.

Julia Jentsch, Anne Zohra Berrached, Bjarne Mädel.

(Foto: imago/Seeliger)

Es sind auch recht - räusper - explizite Sexszenen zu sehen ...

Also da hatte ich noch besseres Material (lacht)!

Für den Director's Cut ...

Ja, genau. Aber das sind meine liebsten Szenen, wenn es heftig wird. Geburten, Sex, Sterben, Heulen, das sehe ich auch sehr professionell, und die Schauspieler sowieso.

Der Aspekt, dass das Paar schon ein gesundes Kind hat, ist auch sehr interessant ...

Ja, denn für dieses Kind würde sich auch alles ändern. Die Eltern haben eh schon wenig Zeit, und dann, wenn das Kind mit Behinderung da ist, noch weniger, da kann man schon auch mal die Großmutter verstehen, die eher ängstlich und skeptisch auf die kommende Zeit blickt. Die Entscheidung, die so eine Mutter zu treffen hat, muss sie letztendlich immer allein treffen. Die Frage, lasse ich das Leben in meinem Bauch zu, wie weit schütze ich meine bereits vorhandene Familie, all das liegt allein auf den Schultern und in der Verantwortung der Schwangeren - wenn man mal ehrlich ist.

Mich interessiert jetzt, wie es dem Paar in fünf Jahren geht ...

Sie wollen eine Fortsetzung?

Ja, um ehrlich zu sein, wüsste ich gerne, wie das Paar alles hinbekommt, wie es mit der Entscheidung lebt.

Ich hab' da schon so ein paar Ideen (lacht).

Mit Anne Zohra Berrached sprach Sabine Oelmann

Quelle: ntv.de

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