
Gil und Ekat - mega hot
Angelina macht Blase-Witze, Heinrich rührt zu Tränen und Susi drückt auf die Tränendrüse. Indes sorgt "Dschill" für Sabber-Alarm. Getanzt wird natürlich auch - aber in Turnschuhen?
"Alle Männer haben immer Angst vor Salsa, aber du bist der Chico Latino", lobt "Hoche", der passend zum Achtzigerjahre-Motto der zweiten Live-Show in einem glitzernden Discofummel steckt, Gil Ofarim nach dessen "megaheißer Performance".
Der schöne Gil, von Llambi auch liebevoll denglisch "Dschill" genannt, wird mit schmachtenden Seufzern überschüttet, und plötzlich zücken nicht nur Motsi und Jorge die Zehnerkelle, sondern sogar der strenge Maulpaul Llambi. "Du hast toll performt! Für 'ne Salsa in Runde zwei, Wow! Mehr geht nicht!" Oder um es im Hartwich-Horny-Sprech zu sagen: "G.I.L. - Geil In Lateintänzen."
"Tanzen ist ein Spiegel des Lebens"
Ja, das ist schon bewundernswert, wenn man sich so bewegen kann, dass den Kritikern der Sabber aus den Mundwinkeln läuft. Dass sich hartes Training aber auch manchmal nicht auszahlt, sieht man an Society-Schnurps Chiara. Mit dem Taktgefühl einer Stehlampe stakst das arme reiche Mädchen irgendwas "Holiday"-reifes zurecht und zeigt nach wie vor niemandem, wie es in ihrem Inneren aussieht. "Dabei ist Tanzen", so der Chef-Motzer, doch "ein Spiegel des Lebens."
In diesen hat sogar Frau Brömmel geschaut und "jivetypisch" 1a abgeliefert. Llambi frotzelt zwar wieder ein bisschen wegen ihres schönen Aussehens und ihrer Fotos bei Instagram ("Das Leben ist nun mal nicht immer nur Bikini und Strand und Mauritius."), aber unterm Strich war das für so ein "introvertiertes Mäuschen" doch recht lobenswert.
Es ist auch nicht immer so einfach, den hohen Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden, denn irgendjemand hat sprichwörtlich immer einen Furz quer sitzen. Furchtbar an derlei Pöbeleien ist aber dieser arrogante Gestus, mit dem sie vorgetragen werden - frei nach dem Motto: "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!"
Gemotzt wird immer: "Alle rausschmeißen!"
So wird sich während der Live-Show in den sozialen Netzwerken tausendfach über Anni Friesingers "scheußliche Omi-Frisur" echauffiert. "Getanzt hat sie gut, aber diese dicken Schenkel, also nee!" "Und erst diese Coverband: Alle rausschmeißen!"
So geht das in einer Tour. Tja, könnte man jetzt sagen, so ist sie halt, die Masse. Aber selbst in der Masse hat jeder ein Gehirn, das er einschalten kann.
Man darf die Darbietung der gecoverten Songs selbstverständlich schlecht finden, "unterirdisch", "grottig" - bitteschön, aber sie wird auch nicht besser, wenn man sich so daran labt, dass das Tanzen dabei ganz in den Hintergrund gerät.
Wirklich traurig aber ist, wie sich teilweise über Paralympics-Sieger Heinrich Popow geäußert wird. Es genügt nicht, dass ein Mann mit einem amputierten Unterschenkel sich "freitanzt" und Jury wie Zuschauer zu Tränen rührt. Denn da sind ja immer noch die Menschen, die mit einer Chuzpe anmerken, dass es ja wohl nicht sein kann, wie Popow seine Behinderung absichtlich zur Schau stelle, indem er immer die Hose abschneidet.
"Tanzen zeigt, wer du bist"
Dabei ist Hose des Sportlers nur deshalb so kurz, damit der Stoff sich nicht im Gelenk der Prothese verfangen kann. "Tanzen zeigt, wer du bist, das kann man nicht verstecken", sagt Motsi tränenreich und um Worte ringend und sogar Llambi, der extra betont, wie schwierig es ist, mit einer Prothese zu tanzen, ist tief berührt.
Das Professionelle an Popow, dem Tänzer: Er hat es überhaupt nicht nötig, die Mitleidskarte zu spielen - was man von Susi Kentikian nicht behaupten kann. Schon zum zweiten Mal in Folge buhlt sie um die Gunst des Publikums und drückt auf die Tränendrüse: Ja, das Leben ist schwer, "früher hat meine Mutter sich immer um mich gekümmert, heute kümmere ich mich um meine Mutter." Wie zig Millionen andere Menschen übrigens auch.
Susis sexy Rumba wäre ohne derlei Rührseligkeiten bestimmt noch schöner anzuschauen gewesen. Man hofft, dass sie demnächst nicht auch noch vom plötzlichen Nahtod des Hamsters ihrer Nachbarin oder des innig geliebten Goldfisches ihres Vetters dritten Grades berichtet.
Und wie hat sich der Rest geschlagen?
Angelina Kirsch tanzt ihre Slowfox-Soloteile ein bisschen "nichtssagend", bringt dafür aber einen schönen Blase-Witz ("Meine Bauchmuskeln kommen vom Blasen." - Gemeint ist die Tuba, ha ha ha.).
"XXL-Spaßvogel" Faisal und Oana tanzen einen Tango zu Falcos Klassiker "Der Kommissar". Faisal, ein Kind der Neunziger, kannte bis vor Kurzem Falco noch gar nicht. "Und als ich ihn dann kannte, war er schon tot." Kann man lustig finden, muss man aber nicht.
Und dann kam sie und brachte nochmal ordentlich Dampf in die Bude: Vanessa Mai - die Streberin, die Frau, die immer hundert Prozent geben will, die Frau, die mit ihrer Verbissenheit mittlerweile sogar ihren Tanzpartner nervt: "Du bist wie in der Schule, du sagst immer: 'Ich kann es nicht, ich kann es nicht!' und dann, Bäm! - eine Eins."
Zu Kim Wildes "Kids in America" tanzen Mai und Polanc den Jive so rasant, als würden sie "anderthalb Minuten in eine Steckdose" fassen. Nach etwas Turnschuh-Krittelei lobt die Jury Mais starke Leistung. Llambi aber appelliert an die Perfektionistin: "Ich möchte einen Menschen sehen, der atmet und lebt und keine Maschine, ich möchte, dass es menschlich bleibt - sei Vanessa."
Welcher Mensch Chiara ist, wird sie leider nicht mehr zeigen können. Ohoven muss nach Show Nummer Zwei abtanzen, ohne zu beweisen, ob sie einen Puls hat.
Quelle: ntv.de