Unterhaltung

Witze und Monologe verpuffen Gottschalk verbockt Premiere

Thomas Gottschalk plaudert mit seinem Studiogast Michael "Bully" Herbig.

Thomas Gottschalk plaudert mit seinem Studiogast Michael "Bully" Herbig.

(Foto: dapd)

Thomas Gottschalk bittet bereits vor seiner neuen Sendung "Gottschalk Live", nicht zu hart ins Gericht mit ihm zu gehen. Nicht ohne Grund: Das neue Format auf der ARD bleibt bereits in der Aufwärmphase stecken. Seine Witzchen verfehlen ohne Publikum die Wirkung, und ohne Pannen kommt der frühere Showmaster von "Wetten, dass...?" auch nicht aus.

Bevor die Sendung anfing, war sie auch schon wieder vorbei. Eine halbe Stunde Sendezeit, unterbrochen durch drei Werbeblöcke samt Wetter – über die Aufwärmphase ist die mit Spannung erwartete Sendung "Gottschalk Live" nicht hinausgekommen. Der Entertainer begab sich zum ersten Mal im Studiosessel der ARD bewusst in die "Todeszone". So wird die Sendezeit vor 20 Uhr genannt. Eine schwere Aufgabe liegt also vor ihm.

Die Sendung sei seine letzte Chance, sich neu zu erfinden, hatte der Moderator vor dem Start verlauten lassen. Nun, ob ihm dieses Format wirklich die Möglichkeit dazu bietet, ist fraglich. Und ob Gottschalk mit seiner "halben Stunde Happy Hour" die von der ARD erhofften Millionen Zuschauer ins Vorabendabendprogramm lockt, darf nach dem lauwarmen Aufgalopp bezweifelt werden.

Der durchschnittliche Marktanteil zwischen 18 und 20 Uhr liegt im Ersten bei rund 6 Prozent. Dem "Stern" sagte Gottschalk, mit 8 Prozent wäre er "aus dem Schneider". Die bisherige tägliche Dosis aus "Verbotener Liebe" und dem neuen Kai-Pflaume-Quiz "Drei bei Kai" schaffte es nicht, den TV-Konsument von den Privaten ins Erste locken.

Scherzversuche mit der Redaktion

Gottschalk macht es sich an seinem Schreibtisch bequem.

Gottschalk macht es sich an seinem Schreibtisch bequem.

(Foto: dpa)

Der Sympathie-Träger Gottschalk wird nun von Montag bis Donnerstag immer von 19.20 Uhr bis 19.50 Uhr um die Gunst des Publikums buhlen. In seiner ersten Sendung führte er zwar gewohnt lässig durchs Programm. Doch seine Witze und Monologe verpufften ohne Zuschauerreaktion. Immerhin versuchte er, mit seiner Redaktion zu scherzen, die nebenan im offenen Studio saß. Den Mitarbeitern war die Nervosität dennoch deutlich anzumerken. Kein Wunder: Wenn die neue Sendung ein Flop wird, müssen sich alle schon wieder nach einem neuen Job umsehen.

Die Einführung in die Sendung geriet zu lang. Gottschalk erklärte, was beim ihm zu sehen und zu hören sein wird und was nicht ("kein Rettungsschirm" und "kein Wulff"). Anschließend machte er sich so seine eigenen Gedanken zur Trennung von Heidi Klum und Seal. Dabei erwähnte er ganz beiläufig, dass er schon öfters zu Gast bei den beiden gewesen sei. Dabei habe ihn Seal immer etwas steif mit Herr Gottschalk angeredet. Ganz nette Anekdote. Außerdem rühmte er sich, Klum vor 20 Jahren entdeckt zu haben, als sie in seiner TV-Show "Gottschalke Late Night" den Wettbewerb "Model '92" gewann.

Mit "Bully" Herbig wird es besser

Besser wurde die Show erst, als sein allererster Gast Michael "Bully" Herbig das Studio betrat, das Gottschalk "mein Wohnzimmer" nannte. Passenderweise brachte Herbig zwei Paar weiße Hauspuschen mit. Gottschalk wechselte von seinem Schreibtisch hinüber zur Couch. Und endlich klappte auch die Interaktion besser als zuvor mit der Redaktion. Jetzt zeigte Gottschalk seine eigentliche Stärke: Nicht das Aufsagen von aufgeschriebenen Gags oder die geschliffene Anmoderation, sondern die spontane Reaktion auf Menschen, das Talent zur Improvisation. Herbig stellte seinen neuen Film "Zettl" vor, in dem er einen Klatschreporter in Berlin spielt. Der Streifen ist an die TV-Kultserie "Kir Royal" angelehnt. Damals wie jetzt führte Helmut Dietl Regie.

Kaum warmgelaufen, unterbrachen zwei Werbeblöcke jäh das lockere Gespräch mit Herbig, ohne dass Gottschalk darauf vorbereitet war. Nun gut, es war die erste Sendung. Da dürfen solche kleinen Pannen mal passieren. Insgesamt verlief die Premiere allerdings recht holprig. Gottschalk wird dies wissen. Nicht umsonst rutschte er am Ende auf die Knie und bat – wenn auch ironisch gemeint – voller Verzweiflung: "Ich brauche jeden Zuschauer. Schalten Sie wieder ein".

Quelle: ntv.de

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