Unterhaltung

Vom Prestige- zum Albtraumprojekt Hamburger Elbphilharmonie

Sie soll das neue Hamburger Wahrzeichen werden, eines der zehn besten Konzerthäuser der Welt: die Elbphilharmonie. Hoch oben, 37 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, auf einem alten Kakaospeicher an der Spitze der neuen Hafencity. Der Entwurf der "gläsernen Welle" stammt von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, die schon die Tate Modern in London, die Allianz-Arena in München und das Olympiastadion in Peking entworfen haben. Doch nach Kostenexplosion, einem verschobenen Eröffnungstermin und Planungschaos wird das ehemalige Prestigeprojekt für den Hamburger Senat langsam, aber sicher zu einem Albtraumobjekt. Am 26. November will Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) nach Monaten der Unsicherheit verlässliche Zahlen vorlegen.

"Peinlicher Vorgang"

Die Opposition spricht bereits von einem "peinlichen Vorgang" für die Hansestadt und einem "Musterbeispiel für schlechtes Management". Zwei Jahre nachdem Bürgermeister Ole von Beust (CDU) verkündet hatte, dass die Elbphilharmonie teurer wird als geplant - die Baukosten stiegen von ursprünglich 186 Millionen Euro auf den angeblichen "Festpreis" von 241,3 Millionen Euro - wachsen die Kosten weiter - spekuliert wird über 100 bis 200 Millionen Euro Mehrkosten; auch der bereits um ein Jahr auf 2011 verschobene Eröffnungstermin ist wieder fraglich.

In seiner Not hat Beust Hartmut Wegener, den Chef der Realisierungsgesellschaft (ReGe), entlassen und für das Planungschaos verantwortlich gemacht. Jetzt soll sein Nachfolger Heribert Leutner das Projekt wieder auf Kurs bringen und die schwierigen Verhandlungen mit dem Bauunternehmen Hochtief und den Architekten führen.

Dabei hatte alles so schön angefangen. Nachdem Herzog & de Meuron im Juni 2003 ihren ersten Entwurf für die Elbphilharmonie präsentierten, brach ein Sturm der Begeisterung für das neue Konzerthaus bei den sonst so kühlen Hanseaten los. Mehr als ein Dutzend prominenter Hamburger Architekten plädierte in einem offenen Brief für das Konzept. Großzügige Spenden in Millionenhöhe beschleunigten die Entscheidung. So stellte das Ehepaar Helmut und Hannelore Greve 30 Millionen Euro zur Verfügung, weitere Spenden in Höhe von 10 Millionen Euro kamen von Michael Otto und der Reemtsma-Stiftung. Bis heute wurden mehr als 65 Millionen Euro für das Prestigeprojekt gesammelt, so viel wie noch nie für ein öffentliches Gebäude - abgesehen von der Dresdner Frauenkirche.

Euphorie hat nachgelassen

Die anfängliche Euphorie für die Elbphilharmonie hat in den vergangenen Monaten jedoch stark nachgelassen, vor allem in der Bevölkerung wird Kritik laut, ob Hamburg sich so einen Musentempel angesichts großer sozialer Probleme überhaupt leisten kann. Und selbst der künstlerische Leiter, Christoph Lieben-Seutter, will angesichts der Probleme lieber ein Sabbatjahr nehmen und erst zurückkehren, wenn der Eröffnungstermin feststeht. Solange der nicht sicher ist, kann er keine Künstler verpflichten - die gern in der Elbphilharmonie auftreten würden. Vorsichtshalber drohte er schon mal mit Rücktritt, sollte das Konzerthaus erst 2013 fertig werden. Aber davon ist (noch) nicht die Rede. Erstmal geht es um den Eröffnungstermin 2011 beziehungsweise Frühjahr 2012. Der sollte auf jeden Fall eingehalten werden - damit Bürgermeister Ole von Beust, dessen Amtszeit 2012 endet, an der feierlichen Eröffnung teilnehmen kann.

Quelle: ntv.de, Carola Große-Wilde, dpa

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