Unterhaltung

Peter Maffay wird 65 Harte Schale, weicher Kern

Man mag von Peter Maffays Musik halten, was man will - menschlich gesehen kann man keine zwei Meinungen zu ihm haben. Oder gibt es hierzulande einen Künstler dieser Größenordnung, der sich mehr für das Wohl anderer Menschen eingesetzt hat?

In Rockerpose mit bunter Lederjacke: Peter Maffay 1972.

In Rockerpose mit bunter Lederjacke: Peter Maffay 1972.

(Foto: imago stock&people)

Der Mensch will erfolgreich sein. Bereits in der Schule müssen Kinder erfahren, dass das Leben einem endlosen Wettbewerb gleicht, bei dem es darauf ankommt, möglichst oft als Erster durchs Ziel zu kommen. Erfolg kann aber auch einsam machen. Vor allem dann, wenn man im ständigen Dauersprint um Anerkennung und Reichtum irgendwann die Spur wechselt und zu spät bemerkt, dass einen nur noch der eigene Schatten begleitet. "Man darf sein Umfeld nicht aus den Augen verlieren", sagte Peter Maffay einmal. Man sollte sich nicht abkapseln und sich für etwas Besseres halten, nur weil man es beruflich zu etwas gebracht hat. Die eigenen Wurzeln sollten nie in Vergessenheit geraten, so der Sohn einer siebenbürgisch-sächsischen Mutter und eines ungarischen Vaters.

Der Mann weiß, wovon er spricht. Als rumänisches Einwandererkind musste sich Peter Maffay bereits in frühen Jahren ein dickes Fell zulegen: "Als ich zur Schule ging, wurde ich als 'Hitlerist' beschimpft. Ich hatte damals keine Ahnung, was das ist", beschreibt der Sänger seine ersten Erfahrungen im konservativen Waldkraiburg, einer oberbayerischen Kleinstadt, in der für den seinerzeit 14-Jährigen von heute auf morgen ein neuer Lebensabschnitt begann.

Flucht in Klangwelten

Träumend im Gras: Peter Maffay 1971.

Träumend im Gras: Peter Maffay 1971.

(Foto: imago stock&people)

Musik zählte schon damals zu den Dingen, aus denen Peter Maffay viel Kraft zog. Angefangen vom Gei gespielen bis hin zum Gründen seiner ersten Band (The Dukes) half ihm die Flucht in Klangwelten, mit Ausgrenzung und Diskriminierung fertig zu werden.

Ende der Sechziger war Deutschland jedoch im  Schlagerfieber. Mit englischsprachigem Rock'n'Roll kam man als "Einheimischer" nicht weit. Das merkte auch Peter Maffay und so stand der mittlerweile selbstbewusste Sänger irgendwann im Jahr 1970 zusammen mit dem Texter Michael Kunze in einem Münchner Tonstudio und sang den Titel "Du" ein, eine schmachtende Schlagerballade, die das Leben von Peter Maffay praktisch über Nacht auf den Kopf stellen sollte.

Am Ende des Jahres kannte die ganze Nation das Gesicht des kleinen Mannes mit dem markanten Leberfleck über der Oberlippe. "Du" avancierte zum größten deutschsprachigen Hit des Jahres und markierte den Startschuss einer bis heute andauernden musikalischen Erfolgsstory, mit er es hierzulande nur Größen wie Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Wolfgang Niedecken oder Marius Müller-Westernhagen aufnehmen können.

Brückenschläger zwischen Kinderzimmer und Wohnstube

Das Programm "Tabaluga und die Zeichen der Zeit" (hier im Oktober 2012 in Hamburg) ist der fünfte und letzte Teil des erfolgreichen Rockmärchens.

Das Programm "Tabaluga und die Zeichen der Zeit" (hier im Oktober 2012 in Hamburg) ist der fünfte und letzte Teil des erfolgreichen Rockmärchens.

(Foto: picture alliance / dpa)

Doch Peter Maffay entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu mehr als "nur" zu einem weiteren Stadion-Act, der sich vom Schlager- in den Deutschrock-Olymp kämpfte und dabei den einen oder anderen Tiefschlag einstecken musste. Neben seinem musikalischen Schaffen, das ihn allein in Deutschland bisher 17-mal an die Spitze der Album-Charts führte, pilgert der Sänger seit über dreißig Jahren als Miterfinder eines kleinen grünen Drachens namens Tabaluga durch die Konzerthallen und präsentiert sich dabei als erfolgreicher Brückenbauer zwischen Kinderzimmer und Wohnstube.

Des Weiteren engagiert er sich seit Jahrzehnten für ein tolerantes und friedliches Miteinander. Zahlreiche Hilfsprojekte, Stiftungen und Charity-Veranstaltungen brachten dem "harten Kerl mit der weichen Schale" Dutzende Orden und Awards ein, darunter auch das Bundesverdienstkreuz. Die damit verbundenen öffentlichen Lobgesänge und ausgerollten roten Teppiche gehen dem Songwriter und überzeugten Aktivisten aber am Allerwertesten vorbei.

Engagement für Minderheiten

Das oberflächliche Getue inmitten stets lächelnder Schlipsträger interessiert ihn nicht. Peter Maffay geht es um die Wurzeln, um die Schattenwelten der Gesellschaft, in denen sich Menschen mit weniger Glück im Leben Tag für Tag mit Anfeindungen und Hass auseinandersetzen müssen: "Ich engagiere mich für die Leute, für die man sich engagieren sollte. Ich engagiere mich für Minoritäten, für Menschen, die man diskriminiert, weil ich das grauenhaft finde", so der mittlerweile zwischen einem Haus in Tuttlingen und einem Bio-Hof auf Mallorca hin- und herpendelnde Vater eines zehnjährigen Sohnes.

Maffay erträgt keine Ungerechtigkeit. Er selbst hat sie als Kind erdulden müssen - eine Erfahrung, die er anderen Menschen gerne ersparen würde. Am 30. August 2014 feiert der Kleinste unter den Großen seinen 65. Geburtstag. La Multi Ani, Peter Maffay!

Quelle: ntv.de

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