Unterhaltung

Alte Stärken, alte Schwächen "Homeland" nach Nicholas Brody

Agentin Carrie Mathis ist auch in Staffel vier von "Homeland" allein gegen alle.

Agentin Carrie Mathis ist auch in Staffel vier von "Homeland" allein gegen alle.

(Foto: Twitter/EricIGN)

Kann eine Zweimannshow funktionieren, wenn einer tot ist? "Homeland" kann. Zum Start der neuen Staffel beweisen die Macher, dass ihr Spionagethriller noch immer funktioniert - auch wenn Carrie Mathison weiter Wein und Pillen atmet.

Es ist fast, als hätte man Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) noch nie elendig heulen und jaulen sehen. Für die vierte Staffel der Show haben die Macher von "Homeland" den Resetbutton gedrückt. Es ist das gleiche Format, aber es fühlt sich anders an und das ist gut so.

In der ersten Staffel erzählte "Homeland" die Geschichte zweier unzuverlässiger Charaktere. Die bipolare CIA-Agentin Carrie und der Marine Nicholas Brody (Damian Lewis), der aus Gefangenschaft von Terroristen zurückkehrt, buhlen um das Vertrauen ihrer Kollegen und Familien - und um das der Zuschauer. Carrie hält Brody selbst für einen Terroristen, dieser will keiner sein. Eigentlich sollte ihre gemeinsame Geschichte nur eine Staffel der Serie füllen, doch Brody begeisterte das Publikum und blieb. Bis zum letzten Staffelfinale. Da wurde er grausam hingerichtet.

Alkohol, Tabletten, Drohnen

Saul Brenson, Fara Sherazi, Carrie Mathis und Peter Quinn sind in gefährliche Machenschaften verwickelt.

Saul Brenson, Fara Sherazi, Carrie Mathis und Peter Quinn sind in gefährliche Machenschaften verwickelt.

(Foto: Twitter/TheWrap)

Auch wenn viele Fans das anders sahen und sehen: Brodys Tod war die beste "Homeland"-Entscheidung seit die Liebelei der Titelhelden in Staffel zwei erstmals gefährlich nah an soapigem Kitsch vorbeischrappte. Staffel vier muss jetzt alte Fehler korrigieren. Mit mehr Carrie und einem präsenteren Kollegen Peter Quinn (Rupert Friend) ist dem Bezahlsender Showtime in der vergangenen Nacht mit einer Doppelfolge ein solider Start gelungen.

Carrie darf endlich wieder machen, was sie am besten kann: Sie befragt Gefangene, koordiniert Drohnenangriffe. Sie ist natürlich noch Psycho, dafür wesentlich weniger Wrack und mehr die fähige Maschine, die es verdient hat, hoch in die Ränge der CIA aufgestiegen zu sein. Klar, zu einem freien Abend gehören Wein und Tabletten, doch beruflich läuft Carrie zu neuer alter Form auf. Eine weniger irre Härte steht ihr gut. Die Kollegen feiern sie mit Kuchen - Aufschrift: "The Drone Queen" (die Drohnenkönigin). Und mit Drohnen ist "Homeland" dann auch wieder ganz nah am Zeitgeist. Denn die sind spätestens seit der neunten Staffel der Serie "24" nicht mehr wegzudenken, wenn es um ein globales Terrorszenario gehen soll.

Makellose Darstellung einer Frau voller Makel

Herrlich kratzig gibt Claire Danes in der ersten Staffelfolge die Carrie. Zwar zeigt sich ihr Irrsinn nicht, doch pulsiert er bereits in ihr, droht, aus ihr herauszubrechen. So zeigt man einen weiblichen Antihelden. Eine Frau, die fies sein darf oder daneben, immer aber fähig. Es ist die makellose Darstellung einer Frau voller Makel. Doch dann folgt Folge zwei.

Als Carrie Brodys und ihre Tochter, die sie in Obhut der Schwester gegeben hat, zu ertränken versucht, ist sie wieder ganz das, was niemand mehr über den heimischen Bildschirm flimmern sehen muss: Eine Frau, die stark im Job ist und ihre Härte deswegen in ihr Privatleben trägt. Das wird der Komplexität ihres Charakters nicht gerecht. Vielleicht ist die CIA einfach der einzige Ort, an dem eine Carrie Mathison überleben kann, vielleicht darf sie außerhalb des Geheimdiensts scheitern, ohne zu verletzen. "Homeland" ist schon wieder einen Schritt zu weit gegangen. Genauso wie eine kleine Explosion bei "Homeland" immer eine politische Krise hervorruft, muss eine hadernde Mutter den eigenen Säugling gleich erdrosseln wollen.

Die Premiere der vierten Staffel beginnt - wie die einstige Pilotfolge - überragend und endet - wie das letzte Staffelfinale - völlig überzogen. Noch ist aber nicht der Zeitpunkt, das Format aufzugeben. "Homeland" kann wieder das sein, was es in seinen besten Momenten war: Eine fesselnde Spionage-Serie, die scharfsinnig die Geschichte derer erzählt, die private Opfer für einen Job bringen, der der Sicherheit aller dient. Wenn alles gut läuft, dann ein bisschen langsamer und damit cooler als bisher.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen