"Geschichtenerzähler" Joel Schumacher wird 70
24.08.2009, 18:38 Uhr
Alter Meister mit jugendlicher Ausstrahlung.
(Foto: dpa)
Mit zwei "Batman"-Blockbustern und der Verfilmung der Grisham-Bestseller "Die Jury" und "Der Klient" hat sich Joel Schumacher als Erfolgsregisseur in Hollywood fest etabliert. Andrew Lloyd Webber vertraute ihm 2004 die Leinwand-Inszenierung seines Hit-Musicals "Das Phantom der Oper" an, Schumacher lieferte auch das Skript für den aufwendigen Kostümstreifen. Der gebürtige New Yorker, der am 29. August 70 Jahre alt wird, versteht sich als "Geschichtenerzähler", der auch eine Schwäche für kleine Filme hat.

Bei den Dreharbeiten zu seinem neuesten Film.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Mit Ellen Barkin, Kiefer Sutherland, Rapper 50 Cent und Chace Crawford drehte er kürzlich das im Dealer-Milieu angesiedelte Drama "Twelve" ab. In dem Film geht es um jugendliche Drogendealer und Süchtige in New York nach dem Roman "Twelve", den Nick McDonell im Alter von 17 Jahren nach eigenen Erfahrungen geschrieben hatte. Um Drogen- und Liebesproblemen rebellischer Teenager ging es auch in "St. Elmo's Fire - Die Leidenschaft brennt tief" mit den Brat-Pack-Stars Emilio Estevez, Ally Sheedy, Rob Lowe und Demi Moore. Es war Schumachers drittes Regieprojekt, mit dem er 1985 Hollywood aufhorchen ließ. Der Regisseur bekannte sich damals offen zu seiner früheren Drogen- und Alkoholsucht, die ihn jahrelang aus der Bahn geworfen hatte.
Meister in allem Klassen
Für den Thriller "Flatliners" holte er 1989 die noch unbekannte Julia Roberts und Kiefer Sutherland als experimentierfreudige Medizinstudenten vor die Kamera. Nach ihrem Durchbruch als "Pretty Woman" drehte Roberts mit Schumacher das Melodrama "Entscheidung aus Liebe", in dem sie sich in einen todkranken Mann verliebt. Auch Colin Farrell war ein Newcomer, als ihn Schumacher vor zehn Jahren in seinem Antikriegs-Film "Tigerland" als Hauptdarsteller castete. 2003 drehte er mit dem irischen Star den nervenaufreibenden Thriller "Nicht auflegen", in dem Farrell als eitler Presseagent und untreuer Ehemann zur Zielscheibe von Scharfschützen wird. Nach nur zwölf Drehtagen war der Psychothriller, der hauptsächlich in einer Telefonzelle spielt, im Kasten.

Mit seiner Batman-Crew bei der Premiere.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Schumacher packte wiederholt kontroverse Stoffe an. In "Falling Down" schickt er Michael Douglas als Amokläufer durch Los Angeles. Der Film brachte ihm neben Kritikerlob auch Vorwürfe von Rassismus ein, weil sein Killer vorwiegend Jagd auf Latinos, Koreaner und Frauen macht. In dem düsteren Drama "8MM" schickt er Nicolas Cage als Privatdetektiv in die Unterwelt des Hardcore-Pornogeschäfts.
Von Journalismus bis Batman
Schumacher hat kein Genre ausgelassen. Mit Robert De Niro und Philip Seymour Hoffman inszenierte er die Buddy-Komödie "Makellos" über die sich langsam anbahnende Freundschaft eines konservativen Machos und eines Transvestiten. Jim Carrey trieb er in dem Horror-Thriller "The Number 23" in den Wahnsinn. In dem auf wahren Tatsachen beruhenden Polit-Drama "Die Journalistin" gab er Cate Blanchett die Rolle der irischen Enthüllungsjournalistin Veronica Guerin, die im Dublin Mitte der 1990er Jahre Verbrechern das Handwerk legte. Mit doppelter "Batman"-Action verdiente er das große Geld. 1995 zog er Val Kilmer in "Batman Forever" das schwarze Fledermauskostüm über, zwei Jahre danach spreizte George Clooney in "Batman & Robin" die Flügel.

Seine Entdeckung: Julia Roberts. Mit Kiefer Sutherland drehte er vor kurzem wieder.
(Foto: Associated Press)
Eigentlich wollte Schumacher als Designer Karriere machen. Nach dem Modestudium in New York, das er zum guten Teil damit finanzierte, dass er Schaufenster dekorierte, arbeite er zeitweise für den Kosmetikriesen Revlon und die Modezeitschrift "Vogue". Nach langjähriger Drogensucht glückte Schumacher schließlich der Entzug und er fasste als Kostümbildner in Hollywood Fuß, wo er unter anderem die Woody-Allen-Filme "Sleeper" und "Innenleben" ausstattete. Nebenbei profilierte er sich auch als Drehbuchautor, ehe er schließlich als Regisseur hinter die Kamera wechselte.
Quelle: ntv.de, Barbara Munker, dpa