Unterhaltung

Wer den ESC gewinnt, muss zahlen Kosten trüben Dänemarks Freude

Sang ihr Land an die Spitze: Emmelie de Forest.

Sang ihr Land an die Spitze: Emmelie de Forest.

(Foto: AP)

"Der Druck war unbeschreiblich groß", sagt Emmelie de Forest nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest. Doch die barfüßige Dänin gewinnt in allem Glanz. Viele fragen sich jedoch: Kann sich das relativ kleine skandinavische Land den Triumph überhaupt leisten? Denn der Gewinner trägt immer die Kosten des folgenden ESC.

"Danke für die wundervollsten 3 Minuten meines Lebens" hat Emmelie de Forest nach ihrem Auftritt in alle Welt getwittert. Da wusste die erst 20 Jahre alte barfüßige Sängerin aus Dänemark noch nicht von ihrem Glück: Dass sie ihrem Land mit dem Ohrwurm "Only Teardrops" den dritten Sieg bei dem gewaltigen Eurovision Song Contest (ESC) beschert hat - und damit auch die Gastgeberrolle bei der nächsten Ausgabe im Mai 2014.

Nur 20 Kilometer von der Malmöer Arena entfernt, im heimischen Kopenhagen, besangen in der Nacht die Fans den Erfolg mit "Sejren er vor" ("Der Sieg ist unser") - wie nach Dänemarks sensationellem 2:0 gegen Deutschland im Finale der Fußball-EM von 1992.

Bei diesem ESC allerdings wäre wohl eher ein deutscher Erfolg statt des trostlosen Rangs 21 für Cascada die Sensation gewesen. De Forest war mit ihrem aufwendig produzierten Popsong und dem hoch professionell durchgestylten Bühnenauftritt als klare Favoritin ins Rennen gegangen. "Der Druck war unbeschreiblich groß, ich bin fast gestorben vor Angst bei der Auszählung", bekannte die Siegerin offen.

Ängstliche Nachfrage vom Reporter

Dass nach dem Jubel nun eine andere Art von Druck auf Danmarks Radio (DR) als Ausrichter des nächsten ESC zukommt, nämlich ein finanzieller, war Generaldirektorin Maria Rørbye Rønn nach der Siegesnacht anzumerken. "Gibt es jetzt nur noch Wiederholungen im Programm?", fragte ängstlich ein DR-Reporter unter Hinweis auf die extrem hohen Kosten für das Event. Rønn antwortete bei dem Interview im eigenen Sender ausweichend. Man werde sich "allergrößte Mühe geben", damit die eigenen Zuschauer nicht die Eurovision-Zeche durch ein ansonsten dünneres Programm zahlen müssten.

Wie sich doch die Zeiten geändert haben. Als die dänischen Brüder Olsen im Jahr 2000 gesiegt hatten, ließ man in Kopenhagen für den folgenden ESC kurzerhand das Nationalstadion "Parken" überdachen und füllte es 2001 mit 38.000 Zuschauern. Inzwischen haben auch die Dänen die Finanzkrise zu spüren bekommen. Durch den gigantisch überteuerten Neubau der Kopenhagener Zentrale hat dem Sender DR das Wasser zuletzt ohnehin bis zum Hals gestanden. Nach harten Entlassungsrunden hält sich die Begeisterung über den neuen Ausgabeposten ESC intern in Grenzen.

Austragungsort noch nicht klar

Das schwedische Modell in Malmö mit einer ziemlich kleinen Halle für 11.000 Zuschauer und geringerem technischen Aufwand als in vorangegangenen Jahren sei "bestimmt bedenkenswert", meinte die dänische Fernsehchefin. Ob Kopenhagen oder eine andere Stadt den Zuschlag bekommt, soll in den nächsten Monaten entschieden werden.

Mit großem Interesse dürften die dänischen Organisatoren auch darauf warten, was ihre Kollegen von der ARD in Deutschland sowie der Partnersender aus Großbritannien, Spanien, Frankreich und Italien über die eigene Spendierbereitschaft 2014 zu sagen haben. Diese "Big Five" beim ESC sind als wichtigste Geldgeber automatisch für das Finale qualifiziert. In Malmö landeten sie unter den 26 Teilnehmern - bis auf Italien (7.) - auf den hinteren Plätzen 19 bis 25. Vier große Verlierer also. Die hohen Kosten eines solchen Events hatten dieses Jahr bereits schon vier ESC-Nationen davon abgehalten, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen.

Quelle: ntv.de, dpa

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