"Ich bin ein Nazi, äh, doch nicht" Lars von Trier Persona non grata
19.05.2011, 15:02 UhrErst will er ein Nazi sein, dann wieder nicht. Wie dem auch sei, auf dem Festival in Cannes ist er eine unerwünschte Person. Die Geschichte folgt der Uralt-Leier: Man provoziert, kommt in die Medien, entschuldigt sich.
Der dänische Regisseur Lars von Trier ist vom Festival in Cannes nach seinen jüngsten Äußerungen über Adolf Hitler und die Nazis offiziell zur "unerwünschten Person" erklärt worden. Ab sofort gelte von Trier als "Persona non grata", teilte das Festival mit. Von Trier ist der erste Regisseur, der seit den 60er Jahren von dem renommierten Wettbewerb an der Côte d'Azur verbannt wurde. Die Entscheidung gelte mit "sofortiger Wirkung", teilte die Festivalleitung mit. Falls "Melancholia" am Sonntag die Goldene Palme gewinnen sollte, dürfe von Trier die Auszeichnung nicht entgegennehmen, hieß es nach einem Treffen der Organisatoren.
Der 55 Jahre alte Däne hatte auch in der Vergangenheit schon wiederholt für Skandale in Cannes gesorgt. Die jüngsten Kommentare des Filmemachers seien "nicht akzeptabel, nicht tolerierbar und stehen im Gegensatz zu den Idealen der Humanität und Großzügigkeit" des Festivals, heißt es in der Erklärung. Die Organisatoren verurteilten die Aussagen aufs Schärfste. Die Schauspielerin Kirsten Dunst, die in "Melancholia" zusammen mit der Französin Charlotte Gainsbourg die Hauptrolle spielt, reagierte sichtlich geschockt auf die Äußerungen.
Auch der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand bezeichnete die Äußerungen des Filmemachers als "nicht hinnehmbar". Bei einer Pressekonferenz am Rande eines EU-Ministertreffens in Brüssel sagte Mitterrand: "Seine Haltung und die Art und Weise, wie er sie vorgetragen hat, haben keinen Platz beim Filmfest und auch sonst nirgendwo."
Verständnis für Hitler
Von Trier hatte am Mittwoch auf der Pressekonferenz zu seinem Wettbewerbsbeitrag "Melancholia" erzählt, dass seine Familie deutsche Wurzeln habe. "Ich bin ein Nazi", sagte er. "Ich verstehe Hitler. Ich glaube, dass er ein paar schlechte Dinge gemacht hat, klar, aber ich kann ihn mir in seinem Bunker vorstellen, am Ende." Außerdem möge er die Architektur von Albert Speer.
Der Däne hatte sich für diese Äußerungen bereits am Mittwochabend über seine Agentur entschuldigt: "Wenn ich heute Morgen jemanden durch meine Worte verletzt habe, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Ich bin weder antisemitisch, habe keine rassistischen Vorurteile, noch bin ich ein Nazi."
Quelle: ntv.de, dpa/AFP