Sophia Loren Leinwandgöttin wird 75
20.09.2009, 13:27 UhrSie hat Filmgeschichte geschrieben und wird für ihre Schönheit und ihr Sex-Appeal verehrt: Sophia Loren. Die große Diva des Films wird heute 75 Jahre alt.

"Schön sein kann nie schaden", sinnierte die Loren einst – sie ist es immer noch.
(Foto: REUTERS)
Eine üppige Oberweite, grünliche Katzenaugen und ein auffallend großzügiger Mund: Das waren die Trümpfe, die aus einer neapolitanischen Vorstadtschönen einen Weltstar machen sollten. Gut, als schlankes junges Mädchen verspottete man sie noch ob ihrer dünnen Beine - "Stuzzicadenti" (Zahnstocher) nannte man diese. Das jedoch sollte den atemberaubenden Aufstieg der Sophia Loren zum unumstrittenen Weltstar des Films nicht bremsen können. Heute feiert die mehrfache Oscarpreisträgerin ihren 75. Geburtstag. Dies erscheint zwar unvorstellbar, doch aus dem Sexsymbol, der auch Konkurrentin Gina Lollobrigida nicht das Wasser reichen konnte, ist bei aller Attraktivität "Mamma Sophia" geworden.
So zumindest loben heimische Medien "die Loren", die es geschafft hat, aus ärmlichen Verhältnissen mit ihrem schönen Äußeren, aber auch mit Charme, Herzenswärme und Intelligenz ganz nach oben zu gelangen. "Alter ist doch unwichtig", sagte sie einmal lächelnd und stellt ihre Eleganz immer noch bei dem einen oder anderen Filmfestival vor. Klar, die Vollblut-Italienerin steht nicht mehr oft vor der Kamera, doch das muss sie auch nicht angesichts von über 100 Filmen, etliche davon mit Großen aus Hollywood. Sie sorgte noch 2007 für Aufsehen, als der Pirelli-Kalender sie entblößt zeigte. Und sie spielt in Rob Marshalls Star-besetzten Filmmusical "Nine" (2009) eine echte Mamma.
Internationaler Durchbruch
Die ehrgeizige Mutter schickte die hübsche Sophia früh auf Schönheitswettbewerbe, einige kleine Rollen folgten - und dann schlug ihre Schicksalsstunde: Sie lernte 1950 Carlo Ponti kennen, der einen Kopf kleiner und 21 Jahre älter war, dafür aber Filmproduzent. Und das sollte trotz aller Schwierigkeiten die Liaison ihres Lebens und ihrer Karriere werden. "Drei Sünderinnen" (1953), so hieß das erste Gemeinschaftswerk des Tandems, das Filmgeschichte schreiben sollte. Ponti machte aus der Loren die "Miss Eleganza", die Erfolgsstreifen wie "Die Frau am Fluss", "das Gold von Neapel" oder "Eine Frau für schwache Stunden" folgten Schlag auf Schlag. Privat dauerte es weit länger, denn er war verehelicht und Scheidung schwierig - sie mussten französische Staatsbürger werden, um dann 1966 in Paris zu heiraten.
Ponti führte sie noch in den 1950er Jahren in Hollywood ein. Zwar stand die kokett-gewagt ihre Weiblichkeit ausspielende Loren mit den Größen Richard Burton, Marlon Brando, Clark Gable und Cary Grant vor der Kamera - ein italienisches Traumpaar auf der Kinoleinwand bildete sie aber mit Marcello Mastroianni, so in "Hochzeit auf Italienisch". Das war 1964, und sie hatte bereits vier Jahre zuvor, gerade mal 26 Jahre alt, einen Oscar für die brillante Rolle in "Und dennoch leben sie" mit nach Hause nehmen können. Die Frau aus Pozzuoli bei Neapel, die in den Jahrzehnten nichts an Attraktivität einbüßte und einen Film nach dem anderen drehte, bekam 1990 auch einen Oscar für ihr Lebenswerk. Seit den achtziger Jahren wurde es dann ruhiger um sie.
Diszipliniert und dickköpfig
"Ich habe im Leben viel mehr erreicht, als ich je erträumt habe", so die Frau, der ganz eiserne Disziplin nachgesagt wird. Und: "Alter ist doch unwichtig. Schön sein kann nicht schaden, aber man muss mehr sein als das." Vor allem auch opferbereit und dickköpfig. Denn auch Schicksalsschläge blieben nicht aus. 1998 war es ein Herzanfall auf dem Flug von New York nach Los Angeles, zwei Jahre später machte sie Negativ-Schlagzeilen, als sie wegen Steuerhinterziehung zu 30 Tagen Haft verurteilt wurde. Und die schönen Tage mit dem Ehemann und den beiden gemeinsamen Söhnen Carlo jr. und Edoardo am Genfer See, auf der Ranch in Kalifornien oder im römischen Palazzo gingen in einer Januar-Nacht des Jahres 2007 abrupt zu Ende - Carlo Ponti starb.
Das war auch der Schlussstrich unter einer Ära. Der Frau, die über die Jahrzehnte eine solche "Bella Figura" beileibe nicht allein wegen des hinreißenden Äußeren machte, bleibt ein einzigartiges Lebenswerk und die Gewissheit: Auch "Zahnstocher" können ganz groß herauskommen.
Quelle: ntv.de, Hanns-Jochen Kaffsack, dpa