Unterhaltung

Wohnt gern in den Charts Lindenbergs Comeback

Deutschrocker Udo Lindenberg (61) will es allen zeigen - Fans, Kritikern und nicht zuletzt sich selbst. "Ich wohne nicht nur gern im Hotel, ich wohne auch gern in den Charts", hat er als Parole aus der Panikzentrale ausgegeben. Mit dem Album "Stark wie Zwei" startet der Musiker in dieser Woche sein Comeback. Interviews, TV-Auftritte, Videos - "endlich wieder das ganz große Ding!", sagt er stolz, aber auch erleichtert. Seit acht Jahren ist es die erste CD mit durchweg neuen Songs des Künstlers, den viele schon abgeschrieben hatten. Große Erfolge in den 70ern, Hits wie "Sonderzug nach Pankow" in den 80ern, nicht viel Spektakuläres seit Mitte der 90er - der Panikrocker erlebte Höhen und durchlitt Tiefen. "Zweifel und Skepsis, hohe Erwartungen von außen und von mir selbst - der Druck war groß", sagt er. "Doch einer wie ich steht immer wieder auf!"

Udo - wie ihn alle nur nennen - spielt seine Stärken auf dem Album voll aus. Mit rauchiger Stimme erweist er sich erneut als Meister von Balladen, die unter die Haut gehen. Als Rocker lässt er es krachen und bleibt dabei auf charmante Art dem Ur-Udo treu, der seit mehr als 30 Jahren auf der Bühne steht. Ihm war es als Erstem gelungen, aus Straßenlyrik und Rockmusik Hits zu landen. Mit dem Panikorchester feierte er Erfolge in den Charts und auf Tour. "Die Frage, wie man solch eine Vergangenheit noch toppen kann, sollte man sich nicht stellen", sagt er heute und war doch selbst nicht frei von Zweifeln: "Meine Jahre zwischen dem 50. und dem 60. waren für mich die schwierigsten. In meinen wilden Zeiten als Rock'n'Roller früher hätte ich doch nie gedacht, dass ich überhaupt so alt werde."

Die Achterbahnfahrt seines Lebens hat Udo, der inzwischen etwa 700 Texte geschrieben hat, für das am 28. März erscheinende Album wieder im "lindividuellen" Sprachstil zu Papier gebracht. "Ein Psychogramm in Panik-Poesie", nennt er die sehr persönlichen Stücke. Nach Jahren der "panischen Malerei" und mit der Auswanderer-Revue "Atlantic Affairs" zeigt er nun wieder als Rockpoet seinen eigenen "Blick auf die Welt". Es sind nachdenkliche Zeilen über Tod, Trauer, Verzweiflung und Hoffnung wie im berührenden Titelstück "Stark wie Zwei". "Ich habe geliebte Komplizen verloren. Ihr Tod hat mich in schwere Krisen gestürzt", erzählt er. Als 1986 seine enge Wegbegleiterin Gaby Blitz starb, verarbeitete Udo den schweren Schlag in der Ballade "Horizont", die zu einem seiner größten Hits wurde.

"Der Greis ist high, der Greis ist heiß"

Der aus dem westfälischen Gronau stammende Dauerbewohner des Hamburger Hotels "Atlantic", der sich keine Klein-Familie, sondern einen "Lindianer"-Clan geschaffen hat, beschwört in Liedern wie "Wenn Du durchhängst" oder "Ich zieh meinen Hut" wahre Freundschaft. Dass und warum der Alkohol ebenso zu seinem Leben gehört, erklärt er in "Nasses Gold": "Ich sehe mich als Märtyrer, der im Dienst der Kunst mit Wein oder Whisky in die Tiefsee der Erkenntnis abtaucht, das Unterbewusste auslotet und das nasse Gold hebt", sagt der Mann, der mal mit 4,7 Promille ins Krankenhaus gebracht wurde. "So manches Werk wäre nicht entstanden, wenn die Kollegen auf der Suche nach dem Gin des Lebens immer nur nüchtern geblieben wären." Auch in "Woddy Woddy Wodka" besingt er seinen "gelegentlichen Treibstoff".

Zwei Jahre lang hat der Deutschrocker am jüngsten Werk gefeilt - schon vor dem Abschluss konkurrierten die Plattenfirmen darum. Er holte Rapper Jan Delay, Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß und Jazz-Trompeter Till Brönner ins Studio und ließ sich von Annette Humpe sowie Produzent Andreas Herbig (Ich+Ich) beraten. Mit Komiker Helge Schneider mimt er den Hoteldetektiv "Chubby Checker" samt Drogenhund. Auch sein Alter nimmt Udo mit Humor: "Der Greis ist high, der Greis ist heiß". Manch Veränderung bedauert er ("Was hat die Zeit mit uns gemacht"), ist sich aber in wesentlichen Punkten treugeblieben. "Ich mach' mein Ding, egal, was die andern labern. Was die Schwachmaten einem so raten, das ist egal." Im Herbst soll eine Tour folgen - ans Aufhören kein Gedanke. Udo: "Kunst kennt keine Rente."

Von Dorit Koch, dpa

Quelle: ntv.de

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