Russischer Politiker rastet aus Madonna als "Hure" beschimpft
10.08.2012, 01:44 Uhr
Madonna bei ihrem Konzert in St. Petersburg
(Foto: REUTERS)
Madonna bleibt auch im Alter streitbar. Weil sie sich in Russland für die Punkband Pussy Riot und die Rechte von Schwulen und Lesben starkmacht, eckt sie bei Politikern an. Vize-Regierungschef Rogosin tituliert sie als "Bljad". Ein Regionalabgeordneter droht ihr mit rechtlichen Konsequenzen. Madonna selbst sagt: "Wir verdienen alle Liebe."
Popstar Madonna sorgt in Russland mit ihrem Einsatz für die Punkband Pussy Riot und die Rechte von Homosexuellen für gehörigen Wirbel und eine Welle der Empörung. "Jede frühere B. will im Alter jedem moralische Lektionen erteilen, besonders bei Auftritten im Ausland", schrieb Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin auf Twitter. B. steht Medien zufolge für "Bljad", also Hure oder Schlampe. Ein Regionalabgeordneter drohte der Sängerin mit rechtlichen Konsequenzen.
"Leg' das Kreuz ab oder zieh' dir eine Unterhose an", schrieb Rogosin, der für seine verbalen Ausfälle bekannt ist, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Madonna hatte am Dienstag bei ihrem Konzert in Moskau die Freilassung der drei inhaftierten Mitglieder der Punkband Pussy Riot gefordert. Sie sagte, sie bete für die Frauen, denen nach einem Auftritt in einer Moskauer Kathedrale wegen mutmaßlichen Rowdytums mehrere Jahre Haft drohen.
"Wir alle verdienen Liebe"
Für ihr Konzert am Donnerstagabend in St. Petersburg hatte Madonna außerdem angekündigt, die Homosexuellen in der Stadt unterstützen zu wollen. Und sie tat es und rief öffentlich zu Toleranz für Schwule und Lesben auf. "Wir alle verdienen Liebe", sagte Madonna Medien zufolge vor rund 25.000 Menschen in der Konzertarena.
"Wir wollen für das Recht kämpfen, frei zu sein. Ich reise viel herum in der Welt und habe erlebt, dass die Menschen immer intoleranter werden. Aber wir können das ändern. Wir haben die Kraft", sagte Madonna nach Angaben der Agentur Interfax vor der jubelnden Menge.
Toleranz und "Schwulen-Propaganda"
Die Sängerin hatte zudem als Zeichen ihrer Solidarität mit den in Russland ausgegrenzten Schwulen und Lesben rosafarbene Armbänder an die Fans verteilen lassen. Madonna beklagte eine "wachsende Intoleranz" in der Welt und rief auf, zum Protest die Hände mit den Armbändern zu heben.
In der russischen Touristenmetropole gilt ein international umstrittenes Gesetz, das "Homosexuellen-Propaganda" verbietet. Vor dem Konzert hatten auf der Straße zahlreiche russisch-orthodoxe Christen mit schwulenfeindlichen Losungen gegen Madonnas Konzert protestiert. Politiker und erzkonservative Christen kündigten an, Videoaufnahmen von der Show auszuwerten. Ein Stadtparlamentarier der Regierungspartei Geeintes Russland drohte mit einer Anzeige, sollte Madonna gegen das Verbot von "Schwulenpropaganda" verstoßen haben.
Homosexualität selbst ist in Russland seit Anfang der 1990er kein Straftatbestand mehr. Das neue Gesetz gilt bereits in mehreren russischen Städten und verhindert nach Meinung von Experten auch die Aufklärung über Aids.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP