Unterhaltung

Hollywood-Star als Lustgreis Malkovich singt in Wien

Küss die Hand: John Malkovich als nachdenklicher Verführer in Wien.

Küss die Hand: John Malkovich als nachdenklicher Verführer in Wien.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auch auf den Theaterbrettern dürfte Charakterdarsteller John Malkovich seine Kollegen munter an die Wand reden. Als alternder Casanova überzeugt der 57-Jährige nun aber noch mit Gesangseinlagen. Ein Mann mit so vielen Talenten kriegt sicher jede rum.

Schon etwas altersschwach schleppt sich der berühmteste Verführer aller Zeiten zwischen seinen wichtigsten Wirkungsstätten - Schlaf- und Ankleidezimmer - hin und her. Der Glanz ist zwar schon etwas verflogen, aber Altersweisheit hat sich auch nicht eingestellt. Mit Biografie in der Hand beharrt Casanova auch gegenüber der letzten Frau in seinem Leben, der schönen Schriftstellerin Elisa von der Recke, auf seinem Lebensthema.

Auch Frauenhelden müssen sich irgendwann dem Alter beugen.

Auch Frauenhelden müssen sich irgendwann dem Alter beugen.

Unter riesigen Rokoko-Reifröcken als Zelten hält John Malkovich (57) in der Hauptrolle bei "The Giacomo Variations" untermalt von Mozart-Klängen Rückschau auf ein libidogesteuertes Leben. Das Uraufführungspublikum im Wiener Theater Ronacher erliegt den Avancen des Hollywoodschauspielers und reagiert mit Bravo-Rufen und langem Applaus.

"Es ist eigentlich eine unglaubliche Frechheit, was wir da machen" hatte Regisseur und Autor Michael Sturminger im Vorfeld über sein Musiktheaterprojekt mit Starbesetzung gesagt. "Aber es macht uns wahnsinnig viel Spaß." Für die musikalische Untermalung der Casanova'schen Lebensschau bedienten sich er und der musikalische Leiter Martin Haselböck frei bei Mozarts drei Da-Ponte-Opern Don Giovanni, Figaro und Cosi fan tutte. Das Bühnenbild bleibt statisch, vier Darsteller bestreiten den ganzen Abend: Malkovich als Casanova wird Bariton Florian Boesch als musikalischer Spiegel zur Seite gestellt. Die Schauspielerin Ingeborga Dapkunaite und die Sopranistin Sophie Klußmann verkörpern die Frauen im Leben des Womanizers.

"Habe immer bekommen, was ich wollte"

"Ich werde sicher nicht der nächste Pavarotti sein", hatte der amerikanische Schauspieler augenzwinkernd in einem Fernsehinterview vor der Premiere angemerkt. Dennoch singt der Opernneuling manche Arien mit den Profis tapfer mit - auch wenn klar wird, dass dies sicher nicht zu den Hauptstärken des Oscarnominierten gehört. Schauspielerisch fügt sich Malkovich in das Ensemble ein und macht trotz des berühmten Namens aus dem Stück keine One-Man-Show.

Malkovichs Casanova präsentiert sich redegewandt und gerne mal deftig.

Malkovichs Casanova präsentiert sich redegewandt und gerne mal deftig.

Nie ganz klar zieht sich Casanovas Selbstbespiegelung über mehr als zwei Stunden: Vergangenes vermischt sich mit der Gegenwart, seine Biografie mit der Handlung aus den Mozart-Opern. Und genauso nicht fassbar - wie der berühmte Verführer für seine Opfer wohl auch war - legt Malkovich seinen Casanova an: Changierend zwischen intelligentem Unterhalter, abgeschmacktem Schwerenöter, gewitztem Charmeur bis hin zum Vergewaltiger, wenn ihm eine Frau nicht freiwillig erliegt. Konfrontiert mit den von ihm gebrochenen Herzen verteidigt er den Moment und die absolute Freiheit von allen Konventionen - bis hin zum Sex mit der eigenen Tochter. Angesichts des nahenden Todes flüchtet er sich dann doch wieder in die Arme einer ehemaligen, einst vergessenen Geliebten und schwört ihr ewige Liebe - was dabei Schein und was Sein ist, bleibt offen.

Gerade noch vier Mal wird das Stück in Wien aufgeführt, dann tourt es durch die Welt und wird ab Mai bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen zu sehen sein. Warum sich ein berühmter Kinostar für so ein Projekt auf die Bühne stellt? Malkovich begründet es fast wie Casanova: "Ich habe immer bekommen, was ich wollte. Wenn mir interessante Leute ein interessantes Projekt vorschlagen, mache ich es einfach."

Quelle: ntv.de, Miriam Bandar, dpa

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