Zahnlücke und Träumerblick Mel Ferrer feiert seinen 90.
25.08.2007, 00:00 UhrSein letzter Auftritt vor der Kamera liegt mehr als zehn Jahre zurück. Mel Ferrer, der amerikanische Leinwandstar mit dem melancholischen Blick, spielte zuletzt 1995 in dem Fernseh-Film "Katharina die Große" an der Seite von Catherine Zeta-Jones. Vierzig Jahre zuvor war er durch seine Glanzrolle als Puppenspieler mit den verträumten Augen in dem Film "Lili" (1953) weltberühmt geworden. Auch als langjähriger Ehemann von Hollywoods Liebling Audrey Hepburn ging der Schauspieler, der am 25. August seinen 90. Geburtstag feiert, in die Filmgeschichte ein. Doch beruflich ist es vor allem Ferrers' Vielseitigkeit, die dem Sohn eines kubanischen Arztes und einer New Yorkerin zu einer beeindruckenden Karriere verhalf.
Ferrer ist ein Multitalent, von Beruf Tänzer, Schauspieler, Produzent, Regisseur, Buchautor und Zeitungsredakteur. Dabei sollte der 1917 in Elberon, New Jersey, geborene Sprössling wohlhabender Eltern eigentlich Arzt werden. Doch Ferrer brach das Studium an der Princeton Universität ab, um am "Cape Cod Playhouse" Sommer-Theater zu spielen. Nebenbei gab er eine Zeitung heraus und schrieb ein Kinderbuch, das 1940 veröffentlich wurde.
Seine vielversprechende Karriere als Broadway-Tänzer wurde jäh unterbrochen, als der 23-Jährige an Kinderlähmung erkrankte. Er schwenkte auf Radio um und arbeitete sich schnell vom Disjockey in Texas zum Produzenten in New York hoch. Nach seinem Regie-Debüt in Hollywood mit "Girl of the Limberlost" (1945), war er abwechselnd als Schauspieler, Regisseur und Produzent tätig. Den größten Applaus erntete der hoch gewachsene Charmeur mit der markanten Lücke zwischen den Schneidezähnen als Hauptdarsteller in "Lili", an der Seite von Leslie Caron, als galanter Degenheld in "Scaramouche" (1952), an der Seite von Marlene Dietrich in "Engel der Gejagten" (1952) und 1956 als Prinz Andrej in der amerikanischen Verfilmung von Tolstois "Krieg und Frieden". Mit Co-Star Audrey Hepburn war er zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre verheiratet.
Kurz vor der Scheidung im Jahr 1968 produzierte Ferrer den Thriller "Warte, bis es dunkel wird", in dem Hepburn ein blindes Opfer spielt. Nach der Trennung von Hepburn, seiner dritten Ehefrau, erlitt Ferrer einen Herzinfarkt, der sein Arbeitstempo in den 70er Jahren bremste. Der in der Schweiz und in Kalifornien lebende, fünf Mal verheiratete Amerikaner widmete sich immer stärker europäischen Produktionen. 1981 stand er in Rainer Werner Fassbinders "Lili Marleen" als Oberhaupt der Familie Mendelssohn vor der Kamera. Gleichzeitig spielte der fünffache Vater in der US-Fernsehserie "Falcon Crest" einen Anwalt.
Sein Vater sei in fünfter Ehe glücklich verheiratet und verbringe die meiste Zeit auf seiner Ranch in Santa Barbara (Kalifornien), erzählte Sohn Sean Ferrer (47) dem CNN-Moderator Larry King im Dezember 2003. Damals hatte der Sohn von Mel Ferrer und Audrey Hepburn gerade ein Buch über seine 1993 gestorbene Mutter herausgebracht. Warum Mel Ferrer nicht mehr als Schauspieler auftrete, wollte King wissen. "Es war seine Entscheidung, den Beruf aufzugeben", erklärte Sean. Sein Vater habe den "würdevollen" Weg gewählt.
Von Barbara Munker, dpa
Quelle: ntv.de