Verweinte Küsse auf der Hebebühne Möchtegern-Bauer pellt Huhn
12.11.2012, 23:36 Uhr
Nicole lässt sich von ihrem Peter zu Tränen rühren.
Die siebte Folge von "Bauer sucht Frau" hat einiges zu bieten für den Fan der heimischen Landwirtschaft: Jürgen versalzt die Soße, Martin tuppert das Frühstück seiner Liebsten ein und Timo pellt ein Huhn. Außerdem gibt es Küsse, wo man sie am wenigsten erwartet. Und Tränen. Doch die Sympathieträger der Folge sind andere.
Edel drapiert Milchbauer Martin die Zutaten fürs Frühstück in Plastikboxen auf dem Tisch. Zwei Brettchen, zwei Messerchen und viel Tupperware verteilen sich auf der Wachstischdecke. Und was nun? Den entscheidenden Tipp hat seine Mutter: "Du musst sie wecken gehen", sagt sie und wartet dann noch in der Küche, bis Conny aus dem Bad herunterschlurft. Besonderer Elan will aber auch ohne Mutti nicht aufkommen. Zwischen Fleischwurst und Brötchentüte stellen Conny und Martin eine neue Gemeinsamkeit fest: Beim Frühstück reden die beiden generell nicht so viel. Martins Fazit, das Frühstück habe Conny "gut gefallen", ist darum eher ins Blaue geraten.
Dann geht es zum Melken in den Kuhstall. Von morgendlicher Muffeligkeit ist nichts mehr zu spüren. Conny ist vorsichtig, aber es klappt auf Anhieb. "Das ging ja schnell", sagt Martin, und sein Lob zaubert ein stolzes Lächeln auf Connys Gesicht. Martin legt nach: "Ratz-Fatz. Wie's Kindermachen." Schnitt.
Als die Kamera sich das nächste Mal den beiden widmet, geht's in die Weinberge an der Mosel. "Hast du Schnitzel dabei?", fragt Conny – muss dann aber mit Trauben vorlieb nehmen. Und während Martin eine Banane mampft, fragt er – wieder etwas schüchterner – ob sich Conny denn vorstellen könnte, in diese schöne Gegend zu ziehen. Die antwortet ehrlich mit "äääähem". Martin macht sich Mut: "Bei Conny kann man nicht direkt sehen, was für Gefühle sie hat."
Ackerbauer Peter braucht keine Wanderung, um seiner Nicole eine schöne Aussicht zu verschaffen. Er lässt sie, sich und den Kameramann mit einer Hebebühne sieben Meter in die Höhe wuchten und zeigt ihr seine Felder: "Hier, da, da, dat, dat große, dat hinter de Häuser un dat da." Nicole ist überwältigt, schon wieder den Tränen nahe und baut ihre Nervosität mit einem Schmatzer auf Peters Mund ab. "Die Gefühle waren übersprudelnd, da hab ich's einfach getan", kommentiert sie später ihre forsche Art.
Dabei war es eigentlich Peter, der anfangs mit wenigen Worten große Andeutungen machte. Schon am Bahnhof hatte er es geschafft, Nicole unter Einsatz eines Kettenanhängers in Herzform ("da Frauen ja Schmuck mögen") zu Tränen zu rühren. Davon ermutigt, schaltete er im Schlafzimmer einen Gang nach oben: "Und wo schläfst du?", fragt Nicole angesichts des Doppelbettes und Peter antwortet erst einmal mit einer langen Künstlerpause – um dann am Ende doch die Sofa-Option zu ziehen. Und als Nicole die nicht minder geräumige Badewanne entdeckt, bemerkt Peter, dass die Einweihung noch aussteht … zwinker, zwinker!
"Droh' ihm mit dem Kochlöffel"
Bleibt die Frage, wer von beiden es schafft, den anderen zuerst emotional zu überfordern. Oder ob das junge Glück schon bald so weit ist wie das Vorzeigepärchen Denny und Timo: Die schlachten schon gemeinsam Hühner und Lausitzer Denny stellt Timo seiner Familie vor. Beides verkraftet Timo erstaunlich gut: Zuerst bekommt das Huhn, das Timo kurz vorher noch gestreichelt hat, eins auf den Deckel und wird dann mit der Axt enthauptet. Und als ob das die unangenehmste Szene der Sendung wäre, dreht die Kamera in diesem Moment verschämt zur Seite. Timo dagegen schaut der harten Wahrheit der Fleischproduktion ins Gesicht und fängt an, das Huhn zu "pellen", wie er es nennt. Klug fasst er den Prozess zusammen: "Jetzt lebt es noch, und gleich ist es tot, und nachher ist es im Topf und wird gegessen."
Später bei der Grillparty weiß Timo ähnlich stilsicher, wie er die Familie seiner neuen Flamme zu nehmen hat. Dennys Schwester Heike fühlt Timo auf den Zahn und fragt, wie es läuft. Timo: "Der Denny hat ja schon einen Dickkopf!" Heike weiß genau, wovon Timo redet und rät: "Dann droh' ihm einfach mit dem Kochlöffel – das habe ich auch früher getan." Und man hat tatsächlich den Eindruck, dass sich dieser Timo ganz wohlfühlt "in diesem schönen kleenen Dorf".
Während in der Lausitz schon geknutscht wird, "schwimmen" Mittelfranke Kurt und seine Sonja schon auf einer Wellenlänge, doch für größere körperliche Kontakte reicht es erst einmal nicht. Auch vier Sorten selbst gebackener Kuchen motivieren nur zu zwei zögerlich zusammengeschobenen Ellbogen. Mehr Sex ist erst mal nicht. Erst beim Abschied werden Kurt, Kurts Familie, Kurts Kalb und dann noch einmal Kurt ordentlich durchgeknuddelt. "Ich werde Kurt vermissen", sagt Sonja und Kurts ganze Familie winkt noch minutenlang dem Taxi hinterher.
Momente, die zu Tränen rühren
Kommen wir zu Hühnerwirt Jürgen und damit zu den eigentlichen Sympathieträgern der Folge. Nein, das sind nicht Jürgen und seine holde Jessica, sondern die frisch geborenen Kaninchenjungen, von denen locker drei oder vier auf Jessicas Hand passen, und die mit verkniffenen Augen durchs Heu tapsen. Doch auch Kaninchenbesitzer Jürgen macht Punkte mit selbst gekochter Hühnersuppe, selbst gefüllten Schweinelenden und selbst versalzener grüner Soße. "Wenn man was versalzt, dann hat man sich ein bisschen lieb", bilanziert Jürgen das romantische Dinner auf seiner Sofalandschaft.
"Es ist noch nie vorgekommen, dass ein Mann mit so viel Liebe für mich gekocht hat", sagt Jessica. "Und wann wurdest du zuletzt bekocht?", fragt sie Jürgen. "Lange, lange ist das her", antwortet der. Und da ist er wieder: einer dieser traurigen Momente bei "Bauer sucht Frau", in denen man hofft, dass hier wirklich zwei verlorene Seelen zueinanderfinden.
Wer es lieber lustig mag, schaltet einfach nächste Woche wieder ein. Dann schmeißt sich die kesse Nicole für ihren nicht minder forschen Peter in einen Badeanzug mit Leopardenmuster und es geht raus an den Baggersee. Man darf gespannt sein, wann auch in der neuen Badewanne die ersten Wasserflecken auftauchen.
Quelle: ntv.de, che