Unterhaltung

Das gewisse Etwas Nadja Tiller wird 80

Die Eheleute Tiller-Giller - Kinostars der 50er/60er Jahre und noch immer das bekannteste Filmpaar in Deutschland - sind im Rentner-Stress: Unmittelbar nach dem 80. Geburtstag Nadja Tillers am 16. März stehen die beiden Schauspiellegenden wieder für einen Kinofilm vor der Kamera. "Im Moment haben wir viel weniger Zeit als in Lugano", erzählt Tiller, die mit ihrem Mann (81) im vergangenen Jahr aus der Schweiz nach Hamburg gezogen ist.

Dabei leben Tiller ("Das Mädchen Rosemarie") und Walter Giller ("Rosen für den Staatsanwalt") nun in einer Seniorenresidenz. "Aber wir sind mehr denn je im Rentner-Stress", erzählt die in Wien geborene Film-Ikone der Wirtschaftswunderzeit.

Der Tiller-Knüller

Einen ihrer Lieblingsplätze im Augustinum, direkt am Elbufer gelegen, hat die Österreicherin in der Bibliothek gefunden. Dort saß sie gerade in den Wochen vor ihrem Geburtstag oft für Interviews. Das Interesse an der Künstlerin ist groß, war sie doch einst der "Tiller-Knüller", spielte in mehr als 70 Filmen und gab mehrfach mit Ehemann und Komiker Giller auch auf der Leinwand ein Paar. "Wenn ich zurückblicke, kann ich nur sehr zufrieden und dankbar sein", sagt sie, "ich hatte ein zum Teil anstrengendes, aber sehr schönes Leben." Sie habe zwei gesunde Kinder und vier "entzückende Enkelkinder" - "und das Glück meinen Lebenspartner zu haben, was ja nicht mehr vielen Menschen in dem Alter vergönnt ist".

Noch oft wird sie auf der Straße erkannt, "nicht von jungen Leuten, aber von älteren Menschen", erzählt die Schauspielerin, die 1958 als Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt für Aufregung gesorgt hatte. "Das Mädchen Rosemarie" basierte auf dem Mord an jenem Luxus-Callgirl und löste einen Skandal aus. "Die Aufregung war sehr unerfreulich", sagt sie heute. "Das lag eben an der damaligen Zeit. Man hat uns unglaublich viele Steine in den Weg geworfen." Für die Schauspielerin mit der leicht rauchigen Stimme brachte die Rolle des verrucht-verführerischen Vamps auch den internationalen Durchbruch.

Miss Austria

"Rosemarie"-Regisseur Rolf Thiele hatte die junge Tiller, die 1949 erste "Miss Austria" wurde, als Femme fatale bereits in "Sie" (1954) und "Die Barrings" (1955) eingesetzt. Nach dem internationalen Durchbruch erhielt sie Angebote aus dem In- und Ausland - bevorzugt als erotische und mondäne Dame mit dem gewissen Etwas. Sie drehte mit Kollegen wie O.W. Fischer, der "mehr als schwierig war", und dem "phänomenalen" Jean Gabin. Auch Curd Jürgens, Yul Brunner, Mario Adorf und Jean-Paul Belmondo standen mit ihr vor der Kamera. Gern erinnert sich die Mimin, die beim Dreh zu "Schlagerparade" (1953) ihre große Liebe Walter Giller kennenlernte und ihn 1956 heiratete, an die gemeinsamen Filme mit ihm, "vor allem an "Schloss Gripsholm"".

Viel ausgeschlagen

Die gefragte Künstlerin schlug auch Angebote aus, die sich als große Erfolge herausstellen sollten: "La Notte" von Antonioni, "La Dolce Vita" von Fellini und "Rocco und seine Brüder" von Visconti. "Das war damals alles anders als heute", erklärt sie. "Ich bekam kein Drehbuch zugeschickt, sondern nur drei schlecht übersetzte Seiten und war mit Sicherheit auch schlecht beraten." Sie sprach nicht italienisch und hatte viele Angebote aus Deutschland. "Dennoch habe ich mich geschämt, als die Filme solche Erfolge wurden. Über Jahre habe ich darüber nicht gesprochen, weil ich mir dachte: So blöd kann man gar nicht sein!" Aber: "Solche Dinge passieren halt im Leben."

Geburtstag in Berlin

Zum Geburtstag, den sie mit Familie in Berlin feiern will, wünscht sich die Jubilarin keine Blumen. "Lieber wären mir Spenden für Plan International", sagt Tiller, die dort ihr zweites Patenkind hat. Ein weiterer Wunsch: "Gesundheit". "Natürlich zwickt und zwackt es hier und da. Und ab einem gewissen Alter braucht man eben Ersatzteile." Gleich mehrere ihrer Filme werden im Fernsehen rund um den Ehrentag ausgestrahlt, darunter Tiller-Giller-Werke wie "Drei Mann auf einem Pferd" (in der Nacht vom 17. zum 18.3./2.15 Uhr) und "Geliebte Hochstaplerin" (20.3./10.35 Uhr).

Spenden statt Geschenke

Mit ihrem Mann lache sie auch jetzt, "wo die ganzen Wehwehchen uns umkreisen", sehr viel. Ein weiteres Erfolgsrezept ihrer Ehe: "Wir haben nie versucht, einander zu ändern, sondern tolerant zu sein." Wenn ihrem Mann nie eine andere Frau gefallen hätte, wäre das "tragisch" gewesen. "Man hat auch mal andere Interessen gehabt, aber wir haben nie an Trennung gedacht." In der Seniorenresidenz bewohnt jeder sein eigenes Appartement. Tiller: "So lebt man länger!"

Quelle: ntv.de, Dorit Koch, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen