Unterhaltung

Hollywood-Glamour in Wien "Othello" unter US-Militärs

Das gibt's auch nicht allzu oft in Wien: Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman spielte am Sonntagabend in einer Neuproduktion von William Shakespeares Tragödie "Othello" den Jago. Der Charakterdarsteller verkörperte den Bösewicht als Intellektuellen mit menschlichen, weichen Zügen.

Die englischsprachige Aufführung - eine Koproduktion mit dem Schauspielhaus Bochum - wurde vom Premierenpublikum im Theater Akzent mit starkem, aber kurzem Applaus quittiert. Ab 25. Juni ist "Othello" im Rahmen des "Theaterfestivals für Bochum" zu sehen.

Regisseur Peter Sellars hat die Handlung vom ausgehenden 16. Jahrhundert in die Gegenwart verlegt, wo nicht mehr Venedig Weltmacht ist, sondern die USA. Der Doge (Gaius Charles) wird folglich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten und die Mehrzahl der Protagonisten zu Angehörigen der US-Streitkräfte. Othello (John Ortiz) ist ein stattlicher Offizier in blauer Generalsuniform. Nur Jago, der eine teuflische Intrige gegen den erfolgreichen Feldherren spinnt, trägt Zivil und tritt wie ein Universitätsprofessor auf.

Wenige glückliche Stunden auf dem Fernseher

Die modernen Medien sind allgegenwärtig in dieser Inszenierung: Kommuniziert wird über das Mobiltelefon, es werden Pressekonferenzen abgehalten, Darsteller sprechen in Mikrofone. Im Zentrum der Bühne (Gregor Holzinger) befindet sich ein aus TV-Bildschirmen bestehendes Bett, auf dem das zu Beginn glückliche Liebespaar Othello und Desdemona (Jessica Chastain) seine wenigen glücklichen Stunden verbringt. Über die Monitore flimmern Bilder, die sich aus Handlung und Text ergeben. Auf diese Weise wird zum Beispiel das "grünäugige Ungeheuer" der Eifersucht herbeizitiert, das Jago auf Othello hetzt. Das altertümliche Shakespeare-Englisch - in dem "du" noch "thou" statt "you" heißt - wird mit zeitgenössischem amerikanischem Akzent gesprochen.

Die Tatsache, dass bei Shakespeare Othello ein Nordafrikaner ist - "Othello, der Mohr von Venedig" lautet der vollständige Titel des Stücks - spielt bei der viereinhalbstündigen Produktion keine Rolle. Das ethnisch vielfältige Ensemble besteht aus drei Afroamerikanern (Doge, Cassio, Bianca Montano), drei Puertoricanern (Othello, Emilia, Roderigo) und zwei Weißen (Desdemona, Jago). Dieser "Othello" konzentriert sich ganz auf das Eifersuchtsdrama und die Mechanismen der Intrige.

Quelle: ntv.de, dpa

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