Glamour gegen Leid Party für den Frieden
12.02.2008, 11:42 UhrAm Ende ließen sich auch Joschka Fischer und Model Nadja Auermann auf die Bühne locken. Stars wie Catherine Deneuve, Hilary Swank, Joseph Fiennes, Ben Kingsley und Anna Netrebko haben am Montagabend bei der Benefizgala "Cinema for Peace" den Berliner Glamourfaktor jenseits des Berlinale-Programms erhöht. Stammgast Bob Geldof kam mit Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul ins Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Diesmal gab es bei der Gala mit der Friedenstaube im Logo besonders viele politische Botschaften. Der Konflikt in Darfur kam ebenso zur Sprache wie der Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja und Gewalt gegen Frauen weltweit.
Der Abend begann mit unbequemen Sätzen, bevor Jakobsmuscheln, Garnelen und Rinderfilet serviert wurden. "Können Sie sich vorstellen, dass 160 Millionen Frauen Opfer von Genitalverstümmelung sind?", fragte Catherine Deneuve. Es war eine Gala der Kontraste. Pelze, Smoking und funkelndes Geschmeide, auf der anderen Seite das Elend der Welt und Politik. Geldof sagte, er sei wegen Sex und Drogen da. Dann wurde er ernst und beschwor die deutsche Regierung, im Kampf gegen Armut nicht nachzulassen: "Germany, weitermachen!", rief Sir Bob. "Täglich stehen die Rechte der Frauen in Afghanistan auf dem Spiel", sagte Hilary Swank, die die afghanische Politikerin Malalai Joya würdigte.
Film-, Ehren- und Umweltpreis
"Cinema for Peace" ist eine Filmpreisverleihung mit eigenen Trophäen geworden; Berlinale-Chef Dieter Kosslick hat sich aus dem Galavorstand verabschiedet. Die "Cinema-for-Peace"-Fachjury zeichnete "Persepolis" als besonders wertvollen Film aus, die oscarnominierte Version des Iran-Comics von Marjane Satrapi. Oscarpreisträger Ben Kingsley ("Gandhi"), der bei der Berlinale zwei Filme vorstellte, durfte im Konzerthaus einen Ehrenpreis entgegennehmen und pries die Macht der Erzählkunst. Der mit 250.000 Dollar (172.000 Euro) dotierte neue Umwelt-Preis Clean Energy Award ging an die Kinodokumentation "Unsere Erde", wobei der schwangere Opernstar Anna Netrebko auf der Bühne auftrat - aber nicht sang.
Unter den Gästen waren die somalische Bestsellerautorin Waris Dirie ("Wüstenblume"), der russische Oppositionspolitiker Garri Kasparow, der Umweltaktivist David de Rothschild und der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno-Ocampo. Saif al-Islam al-Gaddafi, der politisch ambitionierte Sohn des libyschen Staatschefs, wurde vom Blitzlicht geblendet. Moreno-Ocampo nutzte dessen Anwesenheit und appellierte an Libyen, bei der Lösung im Sudan-Konflikt mitzuwirken. "Es ist Zeit, diese Verbrechen zu stoppen", sagte der argentinische Jurist.
Kidman zu schwanger, Fischer on stage
Neben politischen Botschaften und edlem Essen im VIP-Kreis - Catherine Deneuve wurde diesmal nicht beim Rauchen im Saal gesichtet - gab es eine Auktion. Dort konnten die Gäste Exklusives wie einen Segeltörn mit Spaniens König Juan Carlos oder ein EM-Ticket für das Fußballspiel Deutschland gegen Österreich ersteigern. Mehr als 300.000 Euro kamen zusammen, mit Hilfe von Witali Klitschko und Franziska van Almsick auf der Bühne. Das Geld soll unter anderem an die UN-Frauenorganisation Unifem fließen. Deren Sonderbotschafterin Nicole Kidman grüßte per Videobotschaft und entschuldigte ihr Fernbleiben mit den Worten "Ich erwarte ein Baby".
Am Schluss der Gala ließen sich der milde gestimmt wirkende Ex-Außenminister Fischer, der seine Frau Minu Barati mitgebracht hatte, Hilary Swank und Nadja Auermann auf die Bühne holen, um gemeinsam mit anderen Gästen den Beatles-Evergreen "With a Little Help from My Friends" anzustimmen, was etwas schief klang. Heike Makatsch, Jasmin Tabatabai, Uwe Ochsenknecht und die Band Wir sind Helden sangen rund um den Flügel mit. Im vergangenen Jahr hatte sich Sharon Stone auf dem Klavier geräkelt und mit Richard Gere Spenden eingetrieben, früher hielten Dustin Hoffman und George Clooney flammende Reden. Ganz so spektakulär war die siebte Ausgabe von "Cinema for Peace" nicht.
Von Caroline Bock, dpa
Quelle: ntv.de