"Ist das nicht unfassbar?" Penn kritisiert Haiti-Hilfe
04.01.2011, 12:50 Uhr
Nimmt kein Blatt vor den Mund: Sean Penn.
(Foto: REUTERS)
Sean Penn gilt als Querdenker und Raubein, aber auch als politisch und sozial engagierter Mensch. Vor allem für die Erdbebenopfer in Haiti legt sich der Schauspieler in jüngster Zeit ins Zeug. Mit Taten und - wie nun - auch mit Worten.
Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Haiti hat Hollywoodstar Sean Penn schwere Vorwürfe gegen Hilfsorganisationen und die internationale Staatengemeinschaft erhoben.
Versprochene Hilfsgelder blieben aus, und viele Helfer würden lieber Almosen verteilen als dringend benötigte Häuser zu bauen, sagte der Schauspieler dem "Stern". Penn selbst betreibt in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince ein Obdachlosencamp.
Bei der Geberkonferenz Ende März 2010 hätten mehrere Staaten und Organisationen Haiti rund zehn Milliarden Dollar zugesagt. "Von diesem Geld ist bisher kaum etwas im Land angekommen", kritisierte Penn. "Wenn diese Staaten ihr Geld wie versprochen gegeben und dafür gesorgt hätten, dass jeder Haitianer sauberes Wasser erhält, wenn die hierhergekommen wären, Leitungen verlegt und Filtersysteme installiert hätten, dann hätten wir heute keine Cholera-Epidemie." Mitte Oktober 2010 war erstmals seit mehr als 100 Jahren wieder Cholera in Haiti ausgebrochen, bisher starben mehr als 3.300 Menschen daran.
Penn als Vorbild
Neben den USA zähle auch Deutschland zu den Ländern, deren versprochene Wiederaufbauhilfe ausbleibe. "Ist das nicht unfassbar?", empörte sich Penn. Die Korruption in Haiti dürfe nicht verhindern, dass dringend benötigtes Geld ausgezahlt werde. Auch Hilfsorganisationen greift der Hollywoodstar scharf an. Statt Jobs für die Einheimischen zu schaffen und Häuser zu bauen, würden viele Helfer lieber weiterhin Essen verteilen.
Ein Jahr nach dem Beben sähen "die meisten Camps immer noch fast so aus wie damals. Sie sind zum Symbol des Scheiterns der Aufbauhilfe geworden", sagte Penn dem "Stern". Einigen Leuten gehe es darum, den Gutmenschen zu spielen und ihr Helfersyndrom auszuleben. Das Camp für 55.000 Menschen in Port-au-Prince, das Penn mit seiner Organisation JP HRO betreibt, gilt dem Magazin zufolge hingegen als vorbildlich.
Quelle: ntv.de, dpa