Uniformen vor der Kamera Polizisten als Statisten
25.03.2008, 14:57 UhrWer Pius Peltner beim Telefonieren belauscht, der mag sich schon wundern. "Ich denke, der Banküberfall ist in Elberfeld. Jaja, wir liefern alles, auch die Waffen." Doch Peltner ist alles andere als ein krimineller Waffenhändler. Jeden Tag klingelt bei dem frühpensionierten Kölner Polizeibeamten das Telefon, und Filmproduzenten fragen nach Waffen, Fahrzeugen und Komparsen für ihre aktuellen Fernseh- und Kinoproduktionen. "Ich will ja nicht arrogant klingen, aber hier in Nordrhein-Westfalen kommt niemand an mir vorbei. Ich kann einfach alles besorgen. Vom Maschinengewehr über Krankenwagen bis zum Panzer", meint der 53-Jährige.
Das hat sich auch in Filmkreisen herumgesprochen. Egal ob in Serien wie "Soko Köln", "Tatort" oder "Die Wache", Fernsehfilmen wie "Das Papst-Attentat" und "Jagd nach dem Schatz der Nibelungen" oder in Kinoproduktionen wie "Hardcover" und "Gegenüber" - an mehr als 250 Drehtagen im Jahr wird mit Waffen geschossen und mit Autos gefahren, die aus Peltners Firma MP-Filmservice stammen. Und nicht nur das: Auch wenn es um die Vermittlung "echter Polizisten" als Komparsen und Fachberatungen zu Stunts, Schusswaffengebrauch und Fahrtrainings geht, ist Peltner ein gefragter Mann.
Legal ein paar Euro dazuverdienen
Derzeit kann er auf weit über 100 Polizisten in seiner Kartei zurückgreifen, die sich in ihrer Freizeit gerne vor Filmkameras stellen und so ganz legal ein paar Euro dazuverdienen. Die Idee dazu kam Peltner 1996, als ihm ein Kollege zufällig eine Komparsenrolle in der Krimiserie "Peter Strohm" mit Klaus Löwitsch organisierte. "Damals steckte das Geschäft noch in den Kinderschuhen und wir wurden von den Kollegen noch eher belächelt", erinnert sich der ehemalige Polizist. "Aber das hat sich bis heute stark gewandelt."
Spätestens seit der Jahrtausendwende sind die polizeilichen Fachkräfte in Produzentenkreisen sehr begehrt, wie Martin Zimmermann, Produzent des WDR-Fernsehfilms "12 Winter", erklärt: "Da sie nicht verkleidet sind, bewegen sie sich vor der Kamera sehr natürlich und sind dadurch glaubwürdiger als normale Statisten. Sie wissen genau, wie man eine Festnahme durchführt oder wie man eine Pistole hält. Außerdem können sie das Drehbuch dank ihrer praktischen Erfahrungen auch kritisieren und so verhindern, dass wir uns später blamieren." Seit Anfang März arbeitet Zimmermann mit Komparsen und Equipment von Pius Peltner an der Gangsterballade mit Jürgen Vogel und Axel Prahl in den Hauptrollen. Der Film wird im kommenden Jahr in der ARD ausgestrahlt.
"Möglichst realistisch"
Bei der Kölner Polizei gibt es inzwischen wegen der großen Nachfrage nach verbeamteten Filmstatisten einen eigenen Ansprechpartner für TV-Produzenten. "Grundsätzlich achten wir sehr darauf, dass die Produktionen, bei denen unsere Beamte mitspielen, möglichst realistisch sind", sagt Ulrich Nockemann. "Aus diesem Grund lassen wir uns zunächst immer die Drehbücher schicken. Sind diese dann in Ordnung, dürfen die Beamten mit einer Nebentätigkeitsgenehmigung in ihrer Freizeit auch gerne vor die Filmkameras treten." Das ist auch in Peltners Sinn: "Ich will nicht, dass meine Kollegen wegen der Filmarbeit dienstliche Probleme bekommen. Schließlich habe ich noch immer Polizeiblut in den Adern."
Bisweilen erscheint die Zusammenarbeit von Polizeiprofis und Filmbranche sogar so authentisch, dass es zu ungewollten Verwechselungen kommt. "Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir einmal einen Banküberfall gedreht haben, bei dem einige meiner Streifenwagen mit Blaulicht vor einer Bank standen", berichtet Peltner schmunzelnd. "Kurz darauf erschienen noch weitere echte Einsatzfahrzeuge, weil die Beamten ihre Kollegen unterstützen wollten."
Von Marco Hadem, dpa
Quelle: ntv.de