Unterhaltung

"Voice of Germany"-Finale Rocket-Man geht ab wie eine Rakete

Gänsehaut pur: Rebecca Ferguson und Andreas Kümmert.

Gänsehaut pur: Rebecca Ferguson und Andreas Kümmert.

(Foto: dpa)

Bei "The Voice of Germany" gewann der Favorit der Herzen, Andreas Kümmert. Der 27-Jährige schmetterte seinen smarten Mitstreiter Chris Schummert, die coole Judith van Hel und die süße, siebzehnjährige Debbie Schippers aus dem Rennen. Und noch einer hat gewonnen: Max Herre, Kümmerts Coach.

Viele haben gewonnen bei dieser Sendung, man weiß fast nicht, wo man anfangen soll. Vielleicht mal auf der anderen Seite, beim Zuschauer. Der hat abends einfach Bock auf geile Mucke, so oder ähnlich könnte Max Herre das formulieren. Und dann schaltet er eben "Voice of Germany" ein. Da traten von Anfang an Künstler auf, die alle schon einen Vertrag haben müssten. Was in den sogenannten Blind Auditions – die Jury sieht die Kandidaten vorerst nicht, sie hört sie nur – da antritt, ist so gut, dass man sie alle mitnehmen möchte.

Sie waren ein gutes Gespann: Andreas Kümmert (l.) und Max Herre (r.).

Sie waren ein gutes Gespann: Andreas Kümmert (l.) und Max Herre (r.).

(Foto: ZB)

Aber die Jury hat sich zu entscheiden, und bei Andreas Kümmert haben sich alle umgedreht: Nena, die Mutter der Kompanie und von Anbeginn dabei, die beiden Jungs von BossHoss, Sascha und Alec, und Samu, der fidele Finne und Frontsänger von Sunrise Avenue mit dem süßesten Akzent seit es Fichtennadelaufgüsse gibt.

Und Max Herre eben, der König des deutschen Sprechgesangs. Etwas abgetaucht war er für eine gewisse Zeit, aber er ist auf dem absolut aufsteigenden Ast. Sein "MTV Unplugged" Album dürfte unter den meisten deutschen Weihnachtsbäumen dieses Jahr liegen. Diese Jury also musste entscheiden, wen sie mit in ihr Team nehmen, was und wie viel sie den Talents so beibringen, abgeben von ihrem Können, ihrer Erfahrung, ihrer Lässigkeit, ihren Kontakten letztendlich.

Immer, in jeder Staffel sieht es so aus, als würde es allen Beteiligten Spaß machen. Alle profitieren voneinander. Auch die Coaches, denn meist haben sie gerade selbst jede Menge am Start: Neues Album, neue Frisur, neues Leben. Aber darum geht es tatsächlich nur nebenbei. Es geht darum, aus vielen Guten den Besten oder die Beste herauszufiltern.

Und es mag gehässig klingen - aber Andreas Kümmert hätte nicht in vielen Shows eine solche Chance gehabt wie  bei "VoG". Klein ist er, sehr behaart – im Publikum werden die alten Alf-Puppen wieder rausgekramt und in die Luft gehalten – er ist schüchtern, wirkt komplexbeladen. Wo sollte einer wie er auch Selbstbewusstsein her haben? Ja, der Andreas hat das ganz gut versteckt, aber es ist da, das Selbstbewusstsein: Es ist ALLES in seiner Stimme. Und das haben die Coaches gehört. Alle haben sie den Buzzer für ihn gedrückt, und er hat sich für den Maximus (Samu-Sprache), nicht für BossiHossi (Samu-Sprache), nicht für die erfahrene Nena und auch nicht für den Gewinner aller Frauen-Herzen, Samu Haber, entschieden.

Einmal waschen, schneiden, föhnen bitte

Die Chemie stimmte zwischen den beiden, das konnte man in jeder Show sehen. Natürlich fiebern die Coaches mit all ihren Talenten mit, aber der Max hat in Andreas vor allem die Seele gesehen. Neben der Stimme. In unserer glattgebügelten Welt würden wir den Andreas nun also gerne mal zu "The biggest Loser" schicken (Gewicht reduzieren), zur Vorher-Nachher-Beratung der "Brigitte", zur "Shopping Queen" mit Guido Maria Kretschmer und einmal zu Udo Walz, waschenschneidenföhnen, bitte.

Aber er will nicht, er will einfach so bleiben, wie er ist. Nun, der Erfolg gibt ihm Recht, er hat es geschafft. Der untersetzte Typ aus dem Frankenland mit den sparsamen Bewegungen – er rührt das Publikum. Sein Auftritt mit Rebecca Ferguson war Gänsehaut pur. Die Sängerin, die selbst aus einem Casting-Format hervorgegangen ist, betonte, wie nah sie sich dem Sangestalent fühlt.

Die schöne, schlanke Frau mit der perfekten Haut und der Vanille-Eiscreme-Stimme sang mit Kümmert ihren Hit "Nothing’s Real But Love", und die Funken flogen. Nicht unbedingt zwischen den beiden, aber in Richtung Publikum. Zwischen den beiden Sängern aber herrschte größte Harmonie, Verständnis und Respekt – wow!

"Music was my first love"

Alle Künstler hatten einen Einzel-Auftritt, einen mit ihrem Coach und einen mit einem Promi. Kümmert sang noch "Beautiful" mit Max und allein seinen Song "Simple Man", der nicht besser passen könnte. Debbie wurde begleitet von der natürlichen Schönheit Ellie Golding, und Judith van Hel, die über und über Tätowierte mit den aristokratischen Gesichtszügen, sang ihr Duett mit Tom Odell. Alles schön.

Wirklich hervorragend war aber eben auch noch der Chris aus Berlin: Groß, gutaussehend, Mädchentyp, man könnte ewig so fortfahren. Abgesehen von diesen Äußerlichkeiten aber kann er tatsächlich auch singen, und daher war es gar nicht so klar, ob der als Favorit geltende Kümmert die Ernte wirklich würde einfahren können. Denn sein eigenes Lied "The Singer" war perfekt. Und sein Duett mit James Blunt war so, dass man die beiden ab sofort unbedingt immer gemeinsam auf der Bühne sehen möchte.

Das Format hatte Schwankungen, klar, nicht immer konnten Sat1 oder ProSieben die Konkurrenz von den vorderen Plätzen verjagen, aber in der Gesamtheit muss man diese Art des Castings ganz klar weit vorne sehen. Und es wird eine weitere Staffel gehen. Ob dann wieder alle Coaches auf ihren Plätzen sitzen werden, sei mal dahin gestellt.

Am Schluss gab es Tränen - Tränen der Rührung, denn Musik geht nunmal direkt ins Herz, Tränen der Trauer, denn nun ist die schöne Zeit vorbei und alle, die nicht gewonnen haben, gehen wieder in ihr normales Leben zurück. Wohl dem, der eines hat. Allen anderen sei gesagt, dass sie etwas haben, was schon John Miles besang: "Music was my first love, and it will be my last."

Auf Kümmerts Homepage sieht es übrigens noch nicht nach einem echten Superstar aus - sympathisch irgendwie.

Quelle: ntv.de

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