Unterhaltung

Operndorf soll fertig werden Schlingensiefs Freunde sammeln

Schlingensiefs Vermächtnis ... unter anderem.

Schlingensiefs Vermächtnis ... unter anderem.

(Foto: picture alliance / dpa)

Was braucht Afrika wirklich? Geld, Lebensmittel, keine Kriege mehr? Natürlich! Aber ein Operndorf? Was auf den ersten Blick vielleicht erst einmal ungewöhnlich anmutet, macht durchaus Sinn, denn mit der Kultur kommt Geld, damit Lebensmittel, und dann hoffentlich auch keine Kriege mehr.

Es liest sich wie das Who is Who der Gegenwartskunst: Marina Abramovic, Matthew Barney, Georg Baselitz, Christo & Jeanne Claude, Olafur Eliasson, Mario Marino, Andreas Gursky, Rebecca Horn, Sigmar Polke, Günther Uecker, und, und, und ... Sie alle haben ein Werk für das Operndorf des verstorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief gespendet.

Die insgesamt 80 Bilder, Fotografien und Skulpturen werden am 8. März bei einer Kunstauktion im Museum Hamburger Bahnhof in Berlin versteigert. "Das Geld, das wir da reinkriegen, ist konkret das Geld, mit dem wir weiterbauen können", sagte Schlingensiefs Witwe Aino Laberenzg bei der Vorstellung des Projekts.

Seine Witwe Aino Laberenz steuert auch etwas bei.

Seine Witwe Aino Laberenz steuert auch etwas bei.

(Foto: dpa)

Das Operndorf war der letzte verrückte Lebenstraum des begnadeten Künstlers und Tausendsassas Schlingensief, ehe er - keine 50 Jahre alt - im August 2010 an Lungenkrebs starb. Schon schwer von der Krankheit gezeichnet, hatte er wenige Monate zuvor 30 Kilometer von der Hauptstadt des bitterarmen Burkina Faso entfernt noch den Grundstein gelegt. In einem Kraftakt konnte seine um 20 Jahre jüngere Frau gemeinsam mit Freunden im vergangenen Oktober dort eine Schule eröffnen. Dann ging das Geld aus.

Bambi, Burgtheater und Brustpanzer

Zu den persönlichsten Erinnerungen, die bei der Auktion jetzt für neuen Schwung sorgen sollen, gehört das Originalkostüm, das Schlingensief 2003 bei seiner Inszenierung des Jelinek-Stücks "Bambiland" am Wiener Burgtheater trug. Die Ritterrüstung mit durchsichtigem Brustpanzer, rotem Federhelm und absurd hohen Plateaustiefeln könnte für 10.000 Euro unter den Hammer kommen. "So ein persönliches Stück abzugeben, fällt mir schon ein bisschen schwer", so Laberenz. "Das ist doch mit Herzblut verbunden - aber schöner, als wenn es nur im Fundus hängen würde."

Auch andere Lose erzählen ein Stück Lebensgeschichte des großen Filme- und Theatermachers. So widmet die US-Künstlerin Patti Smith dem langjährigen Freund eine große weiße Tür mit "Erinnerungen an unsere Tage, an unsere Freundschaft auf Erden und in der Stratosphäre". Und ihr Landsmann Matthew Barney, dessen Werk Schlingensief sehr beeindruckte, steuert eine Fotoarbeit aus seinem Cremaster-Zyklus bei. Von Olafur Elisson kommt das Surfbrett "Your Mercury Ocean", von Regisseur Wim Wenders das Foto eines US-Kaffs in Montana.

Hauptsache grandios

"Wir haben eine grandiose Sammlung, jetzt brauchen wir noch grandiose Sammler", sagte der Berliner Rechtsanwalt und Kunstmäzen Peter Raue als Auktionator des Projekts. Es heißt in Erinnerung an die einst von Schlingensief gegründete Partei Chance 2000 "Auktion 3000". Der Gesamtwert der Werke liegt nach den Schätzpreisen der Künstler bei rund einer Million Euro. "Ob wir das erzielen, ist eine andere Frage", meinte Raue. Alle Bilder sind online unter www.auktion3000.com zu sehen.

Rund eine halbe Million Euro haben die bisherigen Bauten in Burkina Faso gekostet. Nach der Schule für 50 Kinder sollen für etwa das gleiche Geld jetzt eine Krankenstation, eine Solaranlage und weitere Klassenräume folgen. In einem dritten Abschnitt ist dann das eigentliche Opernhaus geplant.

Aino Laberenz freut sich besonders, dass sie und Raue mit ihren "Bettelbriefen" an Galerien und Künstler eine solche Resonanz hatten. Auch der Direktor der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Udo Kittelmann, zog sofort mit und bot seine Räume für Vorbesichtigung und Versteigerung an. "Christoph wollte nicht nur ein soziales Projekt, sondern auch ein künstlerisches", sagt Laberenz. "Jetzt nehmen Künstler an einem Kunstprojekt teil."

Quelle: ntv.de, soe

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