Kein neuer Konzertsaal Sir Simon Rattle sieht München abgehängt
28.03.2015, 13:53 Uhr
Harmonie im Geiste: Sir Simon Rattle inmitten seines "All-Star-Teams", den Berliner Phliharmonikern.
(Foto: picture alliance / dpa)
München hat manches, was andere Städte nicht haben. Aber eines hat die Stadt nicht, wie Chefdirigent Rattle erklärt: einen ordentlichen Konzertsaal. Da könne er nur sagen: "Schade, schade!"
Der weltbekannte Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, bedauert die Entscheidung gegen einen neuen Konzertsaal in München. "Was die Konzertsaal-Situation in München angeht, kann ich nur sagen: Schade, schade!", sagte der 60-Jährige der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wenn das so weitergeht, wird München in Zukunft die einzige große Musikmetropole sein, die keinen Saal hat, den man richtig bespielen kann", sagte der Dirigent.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatten sich nach jahrelangen Diskussionen um einen neuen Konzertsaal in München entschlossen, die Philharmonie im Gasteig komplett umzubauen. Nach dem Willen Seehofers soll es keinen von vielen Seiten geforderten dritten Saal in München geben. Rattle sieht jedoch verschiedene gute Gründe für einen Neubau: "Meines Erachtens geht es nicht nur um die Akustik, sondern auch darum, dass ein neuer Saal toll aussehen muss. Er muss eine Botschaft aussenden, er muss attraktiv sein, auch architektonisch ein faszinierender Ort sein, von dem man spricht, den man gesehen haben muss. Neue Ideen müssen am Werk sein."
Rattle hatte sich bereits mehrmals für einen dritten Saal in München ausgesprochen. "Ich liebe den Herkulessaal", sagte er. "Aber man weiß als Musiker nicht, wo man Backstage seinen Mantel aufhängen soll." Politiker ließen sich von solchen Argumenten natürlich wenig beeindrucken, sagte Rattle.
Der britische Musiker, der im Jahr 2018 in Berlin aufhört und anschließend zum London Symphony Orchestra wechseln will, setzt sich auch für einen neuen Saal in London ein. Der Star-Dirigent möchte jedoch in Berlin wohnen bleiben, denn "hier gesteht man mir ein Privatleben zu. Ich liebe die Stadt." Die Zeit mit den Berlinern Philharmonikern möchte er nicht missen, sie seien schließlich die Besten, das "einzige All-Star-Team der Musikwelt, das ich kenne."
Quelle: ntv.de, dka/dpa