Die Würfel sind gefallen Song Contest in Düsseldorf
12.10.2010, 15:50 Uhr
Auf, auf nach Düsseldorf: Lena.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der NDR sitzt in Hamburg, Stefan Raabs Produktionsfirma in Köln. Lena kommt aus Hannover und normalerweise finden solche Veranstaltungen eigentlich in der Hauptstadt, sprich Berlin, statt. Doch die ARD-Verantwortlichen zeigen sich bei der Vergabe des Eurovision Song Contests 2011 kreativ und verlegen ihn nach Düsseldorf.
Lena singt in Düsseldorf: Die Stadt am Rhein ist Gastgeberin des Eurovision Song Contest 2011. "Düsseldorf twelve points - die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt bietet für den ESC insgesamt die besten Bedingungen", sagte der Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Lutz Marmor, in Hamburg. Das Finale des Wettbewerbs werde am 14. Mai nächsten Jahres in der Düsseldorfer Esprit-Arena veranstaltet. Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) sprach von einem bedeutenden Tag für seine Stadt. "Es wird das größte Musikereignis hier sein, das es in Deutschland jemals bisher gegeben hat."
Am 29. Mai hatte Lena Meyer-Landrut den Song Contest in Norwegens Hauptstadt Oslo gewonnen und damit den Wettbewerb nach Deutschland geholt. Ins Rennen um den Austragungsort waren neben Düsseldorf noch Berlin, Hamburg und Hannover gegangen. Als Favoriten galten Hamburg als Sitz des veranstaltenden Norddeutschen Rundfunks (NDR) sowie die Bundeshauptstadt und Partymetropole Berlin. Hannover warb für sich als Geburtsstadt von Siegerin Lena. Der ESC wird erst zum zweiten Mal in Deutschland stattfinden. Vor Lena hatte Sängerin Nicole 1982 mit "Ein bisschen Frieden" den Grand Prix gewonnen, der im Jahr darauf in München stattfand.
Hoffnung auf Imagegewinn
Elbers sagte, die Vorbereitungen zum Song Contest gingen sofort los. Man werde auch mit Vertretern der Stadt Oslo sprechen, um von deren Erfahrungen zu lernen. Zu den Kosten wollte sich Elbers weiterhin nicht näher äußern. Sie lägen aber unter den 25 Millionen Euro, die in diesem Jahr in Oslo angefallen sein sollen.
Die Stadt erhofft sich einen großen Imagegewinn. Den diesjährigen Song Contest dürften mehr als 100 Millionen Fernsehzuschauer verfolgt haben. Elbers sagte, rund 2.000 Journalisten würden vom ESC berichten. Auch die Einzelhändler frohlocken bereits. "Unsere Geschäfte werden sich auf dieses Ereignis gut vorbereiten", teilte der Rheinische Einzelhandelsverband mit.
Enttäuschung in Berlin
In Berlin zeigte man sich enttäuscht über die Entscheidung, über die seit Tagen heftig in Medien spekuliert worden war. "Wir hätten uns sehr über den Zuschlag gefreut. Eine solche Veranstaltung, die eine europaweite Ausstrahlung hat und die sich besonders an junge Leute richtet, hätte hervorragend in die jugendliche Metropole Berlin gepasst", sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD).
Die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Dagmar Reim, betonte: "Berlin hat eine ausgezeichnete Bewerbung abgegeben, die der RBB mit aller Kraft unterstützt hat. Dass Berlin nicht zum Zuge kam, hängt schlicht mit den Platzverhältnissen zusammen." Berlin wollte die Veranstaltung am stillgelegten Flughafen Tempelhof ausrichten, dort hätten 8.000 Zuschauer Platz gefunden.
Die Düsseldorfer Esprit-Arena bietet bei anderen Veranstaltungen maximal bis zu 66.000 Zuschauern Platz. Den Song Contest werden mindestens 24.000 Fans in der Arena miterleben, wie Elbers sagte. Doch wie die Arena letztlich konkret genutzt werde, liege am NDR.
Glückwünsche der Mitbewerber
Aus Hamburg und Hannover hieß es, man nehme die Entscheidung sportlich. Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) gratulierte der Stadt Düsseldorf und wünschte alles Gute für Planung und Ausrichtung. Ein Sprecher der Stadt Hannover sagte, man hoffe trotzdem auf vielmals "Germany twelve Points" im nächsten Jahr.
Nach NDR-Angaben war eine eigens eingerichtete Expertengruppe zweimal in jede Bewerberstadt gereist und hatte die möglichen Austragungsorte in Augenschein genommen. "Der Vorschlag Düsseldorf hat die Intendantinnen und Intendanten in jeder Hinsicht überzeugt. Sowohl die optimalen Produktionsbedingungen als auch die niedrigeren Kosten haben den Ausschlag gegeben", sagte der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust. "Die ARD steht geschlossen hinter dieser Entscheidung - das unterstreicht das einstimmige Votum in unserer Schaltkonferenz am Dienstag für die Arena in Düsseldorf."
Erboste Fans
Die Esprit-Arena in Düsseldorf wurde 2005 eröffnet. Das Fußballstadion ist Heimat von Zweitligist Fortuna Düsseldorf, für den nun eigens eine Ausweichspielstätte ausgebaut wird. Mit Hilfe eines verschließbaren Dachs kann die Esprit-Arena in eine Halle umfunktioniert werden.
Während WDR-Intendantin Monika Piel von einer "großartigen Musik-Szene" in Düsseldorf sprach, meldeten sich nach Bekanntwerden der Entscheidung im vom NDR betreuten Internet-Forum zu dem Wettbewerb etliche wütende Fans zu Wort. "Herzliches Beileid Deutschland", schrieb ein Fan namens Daniel. Ein Kevin meinte, "der esc gehört in die Hauptstadt. Peinlich für Deutschland." Ein Nutzer mit dem Nick-Namen "skateros" schrieb in Anspielung auf die Bahnhofsproteste in Stuttgart, "das ist fast wie Stuttgart 21".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP