Die Sinne ansprechen Star-Architekt Maki wird 80
06.09.2008, 13:08 UhrDie kulturelle Identität zu bewahren und zugleich die gesellschaftliche Entwicklung mit den Mitteln der Architektur ausdrücken - das sind die Leitmotive des großen japanischen Architekten Fumihiko Maki. Zu den Bauwerken des vielfach ausgezeichneten Design-Stars, der am 6. September 80 Jahre alt wird, gehören das Nationalmuseum für Moderne Kunst in der alten japanischen Kaiserstadt Kyoto und die österreichische und dänische Botschaft in Tokio. Eines seiner für viele Experten faszinierendsten wie zugleich auch irritierendsten Werke ist das 1985 für die Damenwäschefirma Wacoal in Tokio errichtete Geschäfts- und Kulturzentrum "Spiral".
"Der phantastische Formenreichtum der Fassaden und Volumen", so schrieb die "Neue Zürcher Zeitung", "die vielfältigen Bezüge zur Architekturgeschichte vom Klassizismus über Le Corbusier bis heute und die Neuinterpretation der japanischen Bautradition in den an Shoji-Wandschirme erinnernden Außenflächen machen dieses Haus zu einer Ikone der zeitgenössischen japanischen Architektur (...) die ingeniöse Antwort auf das urbanistische Chaos der Megapolis".
In Lehre bei einem der populären Baumeister
Maki studierte zunächst Architektur an der Universität seiner Geburtsstadt Tokio. Zu seinen Lehrmeistern gehörte Kenzo Tange, einer der populärsten und bedeutendsten Baumeister der Gegenwart. Vor allem in den 1950er Jahren hatte dieser mit seinem Konzept, das die Schlichtheit des französischen Architekten, Malers und Designers Le Corbusier und Japans Bautradition verbindet, die Architekturwelt beeindruckt. Sein Schüler Maki erhielt 1952 den Bachelor-Grad.
Nach weiteren Studien an der amerikanischen Cranbrook Academy of Art in Michigan, wo Maki den Master-Grad bekam, und an der renommierten Harvard-Universität arbeitete der Japaner zunächst als Designer unter anderem für Skidmore, Owings und Merrill (SOM) in New York. 1956 folgte er einem Ruf als Professor an die Washington University in St. Louis, später dann auch unter anderem an Harvard. Hinzu kamen diverse Gastprofessuren unter anderem an der technischen Universität Wien. Nach zehn Jahren Studium, Lehrtätigkeit und Praxis in den USA kehrte Maki nach Japan zurück und gründete 1965 mit anderen Partnern in Tokio sein Architekturbüro Maki and Associates, in dem heute unter anderem 40 Architekten und Stadtdesigner arbeiten.
Die Sinne der Menschen ansprechen
In den 60er Jahren zählte sich Maki noch zu der Gruppe der sogenannten Metabolisten, die Architektur wie einen Organismus verstanden, der wächst und sich verändert, dafür aber ein Grundgerüst benötigt. Anders als die Metabolisten plante Maki jedoch keine spektakulären Bauten. Seine Gebäude beschreiben Experten vielmehr als rationalistisch, die eine plastische Formensprache aufwiesen. In seinem Architekturstil fanden ebenso Hightech-Materialien und sichtbare Konstruktionen wie auch einfache Formen Einzug.
Über die Landesgrenzen hinaus wurde er durch seine Sportpaläste bekannt, wie die käferartige Gemeindesportanlage in Fujisawa, für die Maki 1985 den Preis des japanischen Architekten-Institutes bekam. Oder das 1990 fertiggestellte, aluminiumglänzende Tokyo Metropolitan Gymnasium, das nach einer Beschreibung der Zeitung NZZ "zwischen Rochen und fliegender Untertasse" oszilliere. Nach Ansicht von Fachleuten hat Maki stets versucht, dass die Gebäude mit der sie umgebenden Natur und Stadt eins werden, und zusammen eine Landschaft bilden, die die Sinne der Menschen ansprechen sollen.
Zahlreiche Ehrungen
Maki gehört auch zu den Architekten, die nach den Terroranschlägen vom 11. September in New York am Bau von neuen Wolkenkratzern auf Ground Zero engagiert wurden. Das Urteil von Kritikern fiel jedoch nicht ganz so freundlich aus. Die Entwürfe Makis sowie der beiden anderen beteiligten Größen der Weltarchitektur, den Briten Norman Foster und Richard Rogers, sind nach Meinung der "New York Times" zwar "solide und kompetent", verrieten aber nichts von dem wahren Talent dieser international renommierten Stars. Der Wiederaufbau des World Trade Center "wird von politischem Opportunismus, geheimen Deals und Profitgier bestimmt", empörte sich das amerikanische Blatt.
Fumihiko Maki hat in seiner langen schöpferischen Karriere zahlreiche hohe Ehrungen erhalten, darunter 1993 den international renommierten Pritzker-Preis, der als Nobelpreis für Architektur gilt. Schon 1987 war auch Makis Lehrmeister Kenzo Tange mit dieser Auszeichnung geehrt worden. 1999 erhielt Maki außerdem an der Seite der deutschen Choreografin Pina Bausch und anderen Preisträgern den japanischen "Praemium Imperiale", der auch als der "Nobelpreis der Künste" angesehen wird und eine der höchstdotierten Kunstehrungen der Welt darstellt.
Quelle: ntv.de, Lars Nicolaysen, dpa