Konkurrenz für Hollywood Südafrika baut neue Filmstudios
20.01.2009, 08:50 UhrAls Nicolas Cage für den Film "Lord of War - Händler des Todes" Bridget Moynahan liebte, hing ein beißender Geruch in der Luft: Die Szene wurde in der ehemaligen Kunstdüngerfabrik von Kapstadt gedreht, die zu einem Filmstudio umfunktioniert wurde. Mit solchen Provisorien soll es bald vorbei sein. Vor Kurzem haben die Bauarbeiten für ein hochmodernes Filmstudio in Südafrika begonnen. 200 Hektar zwischen unberührten Feuchtgebieten und üppigen Weingärten sollen in Studios verwandelt werden, die Hollywood und Bollywood in nichts nachstehen. "Das lässt uns an die Zukunft des Films in Afrika glauben", sagt Studioboss Nico Dekker.
Die künftigen Cape Town Film Studios liegen 25 Kilometer östlich von Kapstadt. Das Vorhaben ist die bisher größte Investition in die südafrikanische Filmbranche, die 20.000 Menschen beschäftigt. Die damit verbundenen Hoffnungen sind hoch: Statt derzeit einer Milliarde Rand (sieben Millionen Euro) soll die Branche künftig das Vierfache erwirtschaften. Aktionäre stellten für das Projekt 430 Millionen Rand zur Verfügung, die Regionalregierung investiert weitere 30 Millionen. Die Planungen laufen bereits seit fünf Jahren, im Februar 2010 soll der erste Bauabschnitt fertig sein.
"Die Weltstars werden hier weinen und lieben und Krieg spielen", freut sich Dekker. Auch die weltweite Wirtschaftskrise kann seine Vorfreude nicht trüben. Südafrika habe vielfältige Kulissen zu bieten, außerdem seien die Produktionskosten niedrig und die Mitarbeiter hoch qualifiziert, argumentiert der Studioboss. Schon Filme wie "10.000 BC" aus dem vergangenen Jahr oder "Blood Diamond" 2006 mit Leonardo DiCaprio wurden in Südafrika gedreht. Auch andere bekannte Schauspieler wie Steven Seagal, Juliette Binoche und Andie MacDowell standen bereits in Südafrika vor der Kamera. Mit den neuen Studios soll künftig auch im Winter in Kapstadt gedreht werden können.
Auch einheimische Filmindustrie im Blick
Außer in Kapstadt gibt es in Afrika nur in Nigeria eine lebendige Filmindustrie. Doch bei den in Nigeria produzierten Filmen handelt es sich meist um billige Video-Produktionen, die nicht im Studio gedreht werden. Im Norden des Kontinents, im marokkanischen Ourzazate, gibt es ebenfalls kleinere Studios. Der Film "Babel" mit Brad Pitt und Cate Blanchett wurde dort produziert.
Eine Zielgruppe für die neuen Studios sind indische Produzenten. Da Südafrika die Heimat der größten indischen Gemeinde außerhalb Indiens ist, entstanden hier bereits in der Vergangenheit zahlreiche indische Filme. Der Inder Kumar Taurani produzierte zwei Filme in Südafrika und lobt vor allem die Kooperation mit den Behörden: "Wir haben fast überall Drehgenehmigungen bekommen. Wir haben tagelang Straßen gesperrt, und alle Regierungsbehörden haben uns unterstützt."
Der südafrikanische Film selbst schaffte es trotz seiner 100 Jahre alten Tradition kaum zu internationalem Erfolg. Der Filmemacher Derek Antonio Serra macht die Apartheid dafür verantwortlich, sie habe die Filmindustrie unterdrückt. Und nach dem Ende der Vorherrschaft der Weißen seien meist nur "politisch korrekte, langweilige und niveaulose" Filme entstanden. Serra hofft, dass die neuen Studios auch die eigene Filmindustrie voranbringen, beispielsweise durch internationale Koproduktionen.
Auch Studioboss Dekker hat die einheimischen Filmemacher im Blick. Geplant ist unter anderem eine neue Filmakademie. Südafrikanische Produzenten sollen die Studios zu günstigeren Konditionen mieten können - wenn Hollywood sie gerade nicht gebucht hat.
Quelle: ntv.de, Fran Blandy, AFP