Unter des Bruders strengem Auge Underdog Aaron gewinnt "Promi Big Brother"
29.08.2014, 23:57 Uhr
Gewinner Aaron Troschke posiert mit dem Geldkoffer nach der Finalsendung.
(Foto: dpa)
"Fremdscham" ist ein Begriff, der für Reality-TV-Formate bereits zur Genüge gemolken wurde. Hätte man ihn sich mal besser aufgehoben. "Promi Big Brother" schmerzt so sehr, dass nicht mal Häme über die drei Stunden Sendezeit hinweg trägt.
Man hat es etwas schwer, wenn man erst am Finaltag bei "Promi Big Brother" einsteigt. Ja wer sind denn nur die, diese Prominenten? Fünf Kandidaten sind noch übrig geblieben: Schlager-Lerche Michael Wendler, den man vor allem vom Markenstreit rund um seinen Bühnennamen "Der Wendler" kennt, Fußballer-Ex Claudia Effenberg, zweiter "Bachelor" und Gel-König Paul Janke, Skandalpolitiker von einst Ronald Schill, den sein Kokain-Skandal in den Schoß Südamerikas trieb, und schließlich dieser Fremde, Aaron Troschke. Ihn nennt der Moderator liebevoll den "Straßenköter aus Berlin".

Die Finalisten von "Promi Big Brother": Paul Janke, Aaron Troschke, Ronald Schill, Claudia Effenberg, Michael Wendler.
(Foto: obs)
Bemüht man die Suchmaschine, erfährt man, dass er durch einen Auftritt beim RTL-Format "Wer wird Millionär?" so etwas wie Bekanntheit erlangte. Man darf die Bekanntheit der Teilnehmer jetzt nicht infrage stellen.
Um es vorwegzunehmen: Nach zwei Wochen in vor allem kargem aber auch luxuriösem Ambiente gewinnt Aaron die 100.000 Euro. Dafür hat er sich beim Duschen filmen lassen und ganz viele seiner dummen Sprüche sind dank TV-Ausstrahlung für die Ewigkeit fixiert. Damit geht es ihm allerdings besser als Claudia Effenberg. Sie wird Zweite und redet sich noch in den letzten Sendeminuten um Kopf und Kragen. Kohle sieht sie keine. "Letztendlich siegt immer die Gerechtigkeit", sagt Effenberg - da hat sie aber heftig am Phrasen-Glücksrat gedreht, die Blondine, die so gar nicht Modetussi oder gar abgehoben sein will. Ob Troschke 100.000 Euro verdient hat?
Peinlichkeit ist nicht mehr lustig
Zum Ende der Show hin habe man versucht, die Anderen schlecht zu reden, erklärt der Wendler. "Aber das wird natürlich auf höchstem Niveau gemacht." Lieber Wendler, auf höchstem Niveau passiert hier gar nichts. Nicht viel anders als beim Dschungelcamp sind die Worte der Promis zäh wie Kaugummi, die Dialoge belanglos - eine gewisse Finesse muss man vielleicht nur Herrn Schill zugutehalten und auch Hubert Kah, der als sechster Kandidat von den Zuschauern nach Hause gewählt wurde. Allerdings mag es "Promi Big Brother" im Gegensatz zum "Dschungelcamp" einfach nicht gelingen, mit seiner Peinlichkeit zu unterhalten.
Ein einziges Mal wird es an diesem Abend ein bisschen spannend. Die Kandidaten erwägen, von einem möglichen Gewinn an die anderen oder für wohltätige Zwecke abzugeben. Da rattert es gewaltig in ihren kleinen, gierigen Köpfen. Ansonsten fällt einem zu "Promi Big Brother" wenig ein. Das Format ist sterbenslangweilig und irrelevant. Es passiert rein gar nichts. Im Schnitt gelingt es offenbar nicht, auch nur den Hauch von Geschichte um die Charaktere zu spinnen. Moderator Jochen Schropp ist so langweilig, wie der Rest der Sendung - da hilft auch die pinke Papierblüte nicht, die er sich angesteckt hat. Oder Cindy aus Marzahn, die herrlich unmotiviert schlechte Witze abliest. Allein Paul Janke ist mit seiner Bühne zufrieden: "Wenn du dich gut verkaufst, ist alles gut", findet er.
"Promi Big Brother" muss seine Zuschauer staunend zurücklassen - staunend darüber, wie wenig Inhalte in drei Stunden Sendezeit transportiert werden können. Trotzdem ist "Promi Big Brother" ein sehenswertes Format. Wenn eines Tages unsere Gesellschaft final zugrunde geht, wissen die, die heute eingeschaltet haben, warum.
Quelle: ntv.de