Unterhaltung

Schwerpunkt der 58. Berlinale Unermessliches Kinder-Leid

Das Leid von Kindern in aller Welt zieht sich wie ein roter Faden durch die Filmbeiträge der 58. Berlinale. Ob Misshandlung und Vernachlässigung, Krankheit und Tod oder Prostitution und die Zwangsrekrutierung als halbwüchsige Soldaten - unermessliche Ängste und Torturen müssen die Schwächsten unserer Gesellschaft durchstehen. Die Regisseure der Internationalen Filmfestspiele Berlin (bis 17. Februar) legen den Finger in die Wunden. Sie rütteln die Zuschauer mit Filmen wie "War Child" von Christian Karim Chrobog, "In Love We Trust" von Wang Xiao Shuai oder "Gardens Of The Night" von Damian Harris wach.

Trotz der ernsten Themen gibt es aber auch nach der Abreise der Rolling Stones weiter glamouröse Momente auf dem Roten Teppich vor dem Berlinale-Palast. Stars aus zwei ganz verschiedenen Welten bestimmten das erste Festival-Wochenende. Mit dem für acht Oscars nominierten Hollywood-Drama "There Will Be Blood" feierten Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis und Regisseur Paul Thomas Anderson ("Magnolia"/Goldener Bär 2000) im offiziellen Wettbewerb eine umjubelte Deutschlandpremiere. Der bildgewaltige Ölsucher-Film gilt bereits als erster Bären-Anwärter.

Mit den Berlinale-Gästen Penlope Cruz und Ben Kingsley in den Hauptrollen hat die Spanierin Isabel Coixet ("Mein Leben ohne mich") den Philip-Roth-Roman "Das sterbende Tier" verfilmt: "Elegy" heißt der ebenfalls im Wettbewerb laufende Film um Sex und Macht. Ob US-Schauspielerin Julia Roberts zur Premiere des Familien-Dramas "Fireflies In The Garden" von Dennis Lee am späten Sonntagabend kommen würde, das war bis zuletzt unklar. Von einem ganz anderen, gegensätzlichen Kontinent reiste der indische Superstar Shah Rukh Khan an. Begeisterte Fans bereiteten dem charmanten und bescheidenen Bollywood-Schauspieler mit seinem flitter-bunten, außer Konkurrenz laufenden Liebesfilm "Om Shanti Om" einen ausgelassenen, fröhlichen Empfang.

Doch die ersten Wettbewerbstage wurden eindeutig von den von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick als Festivalschwerpunkt angekündigten Filmen über Kinder-Schicksale dominiert. Besonders bei "Gardens Of The Night" des Briten Damian Harris litt das Publikum mit. Mit John Malkovich in einer der Rollen erzählt der Film vom Martyrium eines Mädchens in den USA, das als Siebenjährige entführt und zur Prostitution gezwungen wird. "Lake Tahoe" des Mexikaners Fernando Eimbcke zeigt einen 16-Jährigen, der nach dem Tod des Vaters ohne Halt und Ziel ist und nach einer gescheiterten Spritztour mit dem Familienauto Einblick in das Leben anderer Menschen bekommt - eine in betörend schönen und ruhigen Bildern erzählte Geschichte.

In dem berührenden chinesischen Beitrag "In Love We Trust" von Wang Xiao Shuai ("Beijing Bicycle"/Silberner Bär 2001) geht es um das Leben der kleinen Hehe. Als das Kind an Leukämie erkrankt, kämpft seine Mutter Mei Zhu mit ungewöhnlichen Mitteln gegen den Krebs: Ihr geschiedener Mann soll mit ihr noch einmal ein Kind zeugen, das dann das lebensrettende Knochenmark spenden soll. Sowohl Mei Zhus neuer Mann als auch der Ex-Gatte und dessen neue Frau geraten in ein fast unlösbares Dilemma.

In "Julia" des Franzosen Erick Zonca spielt Tilda Swinton furios eine abstoßende Alkoholikerin, die aus Geldnot und Weltekel einen kleinen Millionärs-Sohn entführt und ihm fürchterlich zusetzt. In der Reihe "Generation/14 plus" läuft der erschütternde Dokumentarfilm "War Child" von Christian Karim Chrobog. Erzählt wird die Lebensgeschichte des heute 28-jährigen Emmanuel Jal, der vom sudanesischen Kindersoldaten zum erfolgreichen HipHop-Musiker wurde.

Von Elke Vogel, dpa

Quelle: ntv.de

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