Unterhaltung

Dallas wird 30! Unsere Ewings

In den 80er Jahren war "Dallas" ein Straßenfeger: Die TV-Serie um den zerstrittenen texanischen Ölclan Ewing versammelte jeden Dienstag Millionen deutsche Familien vor dem Fernseher. Wir wussten, wann Sue Ellen wieder zum Whiskey gegriffen hatte, warum es zwischen Pam und Bobby kriselte und vor allem, welche Gemeinheiten sich J.R. alias Larry Hagman wieder ausgedacht hatte. Am 8. November gibt es ein Wiedersehen mit der Familie Ewing auf der Southfork Ranch - die Kultserie feiert 30. Geburtstag.

Als die Seifenoper im Herbst 1978 nach einem erfolgreichen Testlauf beim US-Sender CBS startete, erlebte sie eine beispiellose Erfolgsstory. In den USA lief das Familiendrama um Geld, Macht und Intrigen 14 Jahre lang ununterbrochen. Die 356 Folgen wurden in 67 Sprachen übersetzt und in 90 Ländern ausgestrahlt - so viel wie keine andere US-Serie. In Deutschland lief die erste Folge am 30. Juni 1981 bei der ARD, bis zu 16 Millionen Zuschauer verfolgten das Leben auf der Reichen-Ranch. Viele haben die eingängige Titelmusik noch heute im Ohr.

Lassie, Kojak und J.R.!

Unumstrittener Held ist der skrupellose Fiesling J.R. Ewing. Mit seinem weißen Cowboyhut und der gemeinen Lache, die auch noch die größte Bosheit begleitet, schrieb er TV-Geschichte wie vor ihm nur Kojak und Lassie. Egal, ob er seinen Erzfeind Cliff Barnes (Ken Kercheval) austrickst, den Bruder Bobby (Patrick Duffy) aufs Kreuz legt oder seine Frau Sue Ellen (Linda Gray) zum 37. Mal betrügt - er genießt seine Bosheit in vollen Zügen. Mit dieser Figur könne sich das Publikum identifizieren, sagte Hagman Jahre später gewohnt burschikos. "Ich denke, jeder hat doch ein Arschloch wie J.R. in seiner Familie."

"I Shot J.R.!"

Erfolgsrezept der von der TV-Firma Lorimar ("Die Waltons") produzierten Serie ist die Spannung zwischen den einzelnen Teilen. Legendär wurde der "Cliffhanger" nach den Schüssen auf J.R. im März 1980. Die US-Zuschauer mussten wegen der Sommerpause und eines Streiks mehr als ein halbes Jahr auf die Auflösung des Rätsels warten. Jugendliche trugen in der Zeit T-Shirts mit der Aufschrift "I shot J.R." (Ich habe J.R. erschossen). Und der später erfolgreiche Präsidentschaftskandidat Ronald Reagan ließ Sticker verteilen "Es war ein Demokrat".

Als dann am 21. November die erlösende Folge lief, saß die halbe Nation vor dem Bildschirm. In der Türkei wurde eine Parlamentssitzung unterbrochen, um den Abgeordneten die wichtige Nachricht nicht vorzuenthalten. (Es war Schwägerin Kristin Shepard, die später tot im Swimmingpool treibt.) "Dallas löst in den USA die gleiche Aufmerksamkeit aus, die einst den Kennedys zuteil wurde - reich und glanzvoll und doch gebrandmarkt von menschlichem Versagen", analysierte der britische Soziologe Stuart Hall.

Eine neue Miss Ellie

Im Laufe der Zeit passierten freilich auch seltsame Dinge in der Serie. 1985 etwa ließen die Drehbuchautoren Bruder Bobby bei einem Autounfall sterben, weil Schauspieler Duffy aussteigen wollte. Hagman konnte den Kollegen später zurückgewinnen. Bobby erschien plötzlich wieder unter der Dusche - und seine Frau Pam musste erklären, sie habe alles nur geträumt. Überraschend wurde einmal auch die beliebte Darstellerin des Familienoberhaupts Miss Ellie ersetzt - sehr zum Unbill des Publikums erschien Donna Reed auf dem Bildschirm statt Barbara Bel Geddes, die sich derweil einer Bypass-Operation unterzog.

Was schließlich das Ende der Serie besiegelte, ist nicht überliefert. Jedenfalls wurden die Geschichten immer kruder, die Produktion immer teurer. Fiesling Hagman, im echten Leben nach Kollegenaussagen ein sehr netter Mensch, soll zuletzt pro Folge 250.000 Dollar verdient haben, pro Jahr rund zehn Millionen Dollar (knapp 8 Millionen Euro). Die Serie endet in den USA 1991 mit dem Hall eines Schusses und Bobbys Worten: "Oh my God!" Ob J.R. sich erschossen hat oder nur den Spiegel getroffen, wissen wir bis heute nicht.

Wann kommt "Dallas – Der Film"?

Zur Feier auf der Southfork Ranch, inzwischen ein Eventcenter in der Nähe der Stadt Dallas, werden unter anderem Hagman, Linda Gray und Patrick Duffy erwartet. Die Besucher zahlen bis zu 1000 Dollar, um möglichst nah an die Stars heranzukommen. Ob es allerdings jemals zu dem seit Jahren geplanten Kinofilm "Dallas" kommt, ist ungewiss - John Travolta jedenfalls ist für die Rolle als J.R. bereits aus dem Rennen.

Quelle: ntv.de

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