Monty Python des Pianos Victor Borge wäre 100
03.01.2009, 11:09 UhrDas Publikum gluckste bereits, wenn sich Victor Borge im tadellosen Frack nur ans Piano setzte. Denn es wusste - die Anschnallpflicht ist bei diesem Interpreten der Klassik unbedingt zu befolgen. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Zu den Lieblingsgags des dänisch-amerikanischen "Komikers am Klavier" gehörte, dass er einen Auto-Gurt um seine Hüften klicken ließ, damit er nicht vom Hocker plumpste, wenn er allzu eifrig in die Tasten haute. Der "Clown-Prinz des Staates Dänemarks", wäre am 3. Januar 100 Jahre als geworden.
"Der bekannteste Däne seit Hamlet" wurde als Börg Rosenbaum in Kopenhagen geboren. Er absolvierte eine solide klassische Ausbildung als Konzertpianist in seiner Heimatstadt sowie in Berlin und Wien. Seine seriöse Karriere scheiterte jedoch bald an seiner unbändigen Lust am Klamauk. Schon als 14-Jähriger brachte er während eines Rachmaninoff-Konzerts als Solopianist ein altehrwürdiges Orchester durch kabarettistische Einlagen aus dem Takt. Das Publikum war allerdings begeistert. Bald konnte sich Borge vor Aufträgen in Bars sowie als Komponist, Theaterautor und Direktor von Radio- und Fernsehshows nicht retten. Auch von der königlichen Familie wurde er engagiert.
Kometenhafter Aufstieg in den USA
Seine Witze über Hitler und die Stechschritt-Germanen gehörten zu seinem Repertoire. Auf der schwarzen Liste landete der Sohn einer jüdischen Familie auch durch Scherze wie die Frage nach dem Unterschied zwischen einem Nazi und einem Hund. Die Antwort: "Der Nazi hebt den Arm." Zum Glück war er gerade in Schweden auf Tournee, als die Deutschen 1940 in dem nordischen Nachbarland einmarschieren, aber er konnte nicht mehr in seine Heimat zurück. "Die Konfrontation war vorhersehbar - sie waren Nazis, ich war Jude", sagte er später.
Sein Talent funktionierte in seinem Exilland USA perfekt, obwohl er anfangs kaum ein Wort Englisch sprechen konnte. "Es ist Ihre Sprache, ich versuche sie nur zu benutzen", erklärte er entschuldigend auf der Bühne. 1943 sah man ihn in der Rolle als Koch in Frank Sinatras Film "Higher and Higher", und drei Jahre später bekam er sogar eine eigene Victor Borge Show. 1948 trat Borge in Bing Crosbys TV-Show auf und war so erfolgreich, dass er sich dort 56 Wochen halten konnte. Am Broadway in New York hatte er dann mit "Comedy in Music" 849 Auftritte hintereinander - bis heute ein unübertroffener Rekord für eine One-Man-Show.
Noch bis ins hohe Alter hinein setzte Borge seine "Comedy in Music"-Show fort. Eine Tournee, die er 1999 in Dänemark aus Anlass seines 90. Geburtstages bestritt, war ausverkauft. Borge starb am 23. Dezember 2000 in Connecticut.
Carla S. Reissman, dpa
Quelle: ntv.de