Zeit, Abschied zu nehmen Warum "Wetten, dass ..?" verschwindet
06.04.2014, 15:02 Uhr
Der langjährige Moderator Thomas Gottschalk verabschiedet sich 2011 - die Sendung folgt ihm gut zwei Jahre später.
(Foto: Reuters)
Zum Jahresende ist Schluss mit "Wetten, dass..?". Markus Lanz wird zum Totengräber dieses einst so erfolgreichen Formats. Wer Lanz für das Aus verantwortlich macht, übersieht, dass das TV-Flaggschiff dem Untergang geweiht war.
Am Ende des Jahres laufen die letzten drei Ausgaben der früher einmal sehr beliebten Fernsehshow "Wetten, dass ..?" über den Bildschirm. Wahrscheinlich werden dann noch einmal Zuschauer einschalten, die das Format bisher nur selten oder nie gesehen haben. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass schon längst nicht mehr über 20 Millionen Menschen vor dem Fernseher sitzen, wenn erwachsene Männer wetten, dass sie mit ihrem Bagger irgendein winziges Teil bewegen können.
Das liegt auch an Markus Lanz, aber nicht nur. Sicher ist es dem 45-Jährigen nicht gelungen, die Show zu seiner eigenen zu machen. Das ist der entscheidende Unterschied zum Wechsel vom "Wetten, dass ..?"-Erfinder Frank Elstner auf Thomas Gottschalk 1987. Auch wenn eingefleischte Elstner-Fans murrten, schaffte es die blonde Fernseh-Allzweckwaffe nicht zuletzt mit phantasievoller Kleidung und ein paar US-Connections dem Format seinen Anstrich zu verpassen. Dass das nicht so einfach ist, wie man zunächst denken könnte, musste auch Moderator Wolfgang Lippert erfahren, der nach nur neun Ausgaben wieder gegen seinen Vorgänger ausgetauscht wurde.
Gottschalk hätte wohl weitergewurschtelt
Gottschalk moderierte am Ende sagenhafte 151 Shows und hätte sicher noch eine Weile weiterwurschteln können. Mit der blonden Co-Moderatorin Michelle Hunziker hatte er zuletzt einen attraktiven Sidekick an seiner Seite, die Witze waren immer noch ein bisschen schlüpfrig, aber nicht zu sehr, und Gottschalk brachte die nötige Gelassenheit mit, auch mal eine miese Quote zu verkraften. Doch der Unfall von Samuel Koch änderte auf einmal alles, Gottschalks zunehmend nachlassende Begeisterung fand plötzlich einen wirklichen Grund aufzuhören.
Dass es nicht leicht werden würde, einen Nachfolger zu finden, war schon im Oktober 2012 klar. Es hagelte Absagen, auch von Hape Kerkeling, dem viele den Job ohne weiteres zugetraut hätten. Rückblickend und besonders nach seinem Auftritt jetzt in Offenburg muss einem das besonders leidtun. Denn Kerkeling wäre eine gute Wahl gewesen, der Mann tanzt und singt und charmiert, dass es eine helle Freude ist. Er hätte Promis und Wettkandidaten auf seine ihm eigene Weise zusammengebracht, aber es sollte nicht sein und so bekam Deutschland "Wetten, dass..?" mit Hape Kerkeling nie zu sehen.
Als Promoshow zu wenig
Aber auch Kerkeling hätte es mit einem jüngeren, internetaffinen Publikum zu tun bekommen, Zuschauer, die jenseits der Glotze Tausende Möglichkeiten haben, ihren Samstagabend zu verbringen - und dies auch tun. Schon längst erzielen selbst die Quotenkönige nicht mehr die Einschaltzahlen der 1980er oder 90er Jahre. Aber in Zeiten von Twitter, Facebook und Co. hätte man aus der guten alten Spielshow "Wetten, dass..?" vielleicht ein "Wetten, dass..? 2.0" machen müssen.
Eine Familienshow, die mehr ist als nur eine Promoshow für das Fernsehprogramm der nächsten Wochen oder eine neue CD. Die Kandidaten waren jedenfalls jung genug, um an eine Zukunft des Formats zu glauben. "Wetten, dass..?"-Erfinder Elstner hat mit seinem Twitter-Kommentar "Dem Nachwuchs gehört die Zukunft im Netz! Ich bin dabei. Freue mich!" offenbar ähnlich gedacht.
Dieses "Wetten, dass..?" braucht die Welt nicht mehr, auch wenn Lanz etwas anderes glaubt. Und einen Moderator, der über feine Familienunterhaltung schwadroniert und damit haarscharf an der Zuschauerbeschimpfung entlangschlittert auch nicht.
Quelle: ntv.de