Unterhaltung

Kafka für Schüler Wie Rätselraten

Der Rätselcharakter und das Fantastische faszinieren Schüler an den Werken Franz Kafkas. In einem Gespräch zum 125. Geburtstag Kafkas sagt die Vorsitzende des Fachverbandes Deutsch im Deutschen Germanistenverband, Gisela Beste: "Die Fabeln oder Kurzgeschichten, die oft in den Oberstufen gelesen werden, erfordern wie alle anderen Werke Kafkas auch eine sehr genaue und geduldige Lektüre." Schüler fänden es oft sehr spannend, die Rätsel zu knacken - auch wenn das meist gar nicht möglich sei. "Aber auch das macht den Reiz Franz Kafkas aus."

Sehr beliebt sei der "Brief an den Vater". "Diese Ohnmachts- /Machtbeziehung zwischen Franz Kafka und seinem Vater finden sehr viele Schüler interessant", erzählt Beste, die 15 Jahre als Deutschlehrerin arbeitete und nun als Referentin am Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg unter anderem für die Lehrpläne Deutsch zuständig ist. Das vermeintlich Autobiografische sei ein Aspekt, mit dem man die Schüler begeistern könne. "Die Zerrissenheit Kafkas - tagsüber braver Versicherungsangestellter und nachts Autor - ist außerdem für viele anziehend. Und die "radikale Subjektivität" Kafkas in seinen literarischen Werken bewunderten viele Jugendliche. Hinzu komme ganz einfach der Reiz der Spannung von Realem und Irrealem in seinen Geschichten.

Komplex und umfangreich

"Mit Kafka sollen die Schüler sehr genaues Lesen lernen, denn nur so sind die Texte zu verstehen", erklärt Beste. Auf den ersten Blick wirkten die Geschichten oft einfach. "Doch nach und nach stellt man fest, dass man sie eigentlich nie komplett versteht und man viel spekulieren kann." Dabei seien die Effekte weniger auf eine differenzierte Lexik (Wortschatz) zurückzuführen, als vielmehr auf die Syntax (Wortfügung), die unterschiedliche Wirklichkeitsebenen verschränke und so den Rätselcharakter hervorbringe.

Häufig behandelten Deutschlehrer Kafka in der elften Klasse, in Ausnahmefällen auch schon mal früher. "Es sind dann meist die Fabeln oder Parabeln wie "Auf der Galerie", "Vor dem Gesetz" oder "Kleine Fabel"", erklärt Beste. Alles andere wie etwa der Roman "Das Schloss" sei zu komplex und umfangreich. Gerne werde von vielen Deutschlehrern aber auch der durchaus anspruchsvolle Roman "Der Prozess (1925)" mit den Schülern gelesen. "In Baden-Württemberg ist er sogar Pflichtlektüre für das Abitur in 2008 und 2009."

Gespräch: Britta Schmeis, dpa

Quelle: ntv.de

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