Unterhaltung

Europa wählt die Liebe - nicht Lena Wo bitte geht's nach Baku?

Jetzt werden wir endlich Aserbaidschan kennen lernen!

Jetzt werden wir endlich Aserbaidschan kennen lernen!

(Foto: dpa)

Mit dem Auto? Also, Richtung Tschechische Republik, durch die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Armenien, Syrien und Irak einfach rechts liegen lassen und schon ist man da, am Ziel aller europäischen Musikwünsche: Aserbaidschan, mit Blick auf's Kaspische Meer.

Es wirkt, als falle gerade eine große Last von Lena ab. Als eine der Ersten rennt sie auf die Bühne zu Ell und Nikki und jubelt über den Sensations-Sieg der Aserbaidschaner beim Eurovision Song Contest. Hier die 19-jährige Lena, ganz in Schwarz und etwas verrucht geschminkt - dort Nikki in einem zarten weißen Trägerkleid. Es ist ein bisschen, als träfe der Sex auf die Liebe - und Europa entschied sich für die Liebe. Auch wenn manche Zuschauer in der Düsseldorfer Arena beim Finale enttäuscht von der Punktevergabe pfiffen, war es ein vollkommen gelungener Wettbewerb, in dem die ARD mit ihrer Fernsehshow Glanzpunkte setzte.

Viele in Düsseldorf träumten von einem zweiten Sieg der Hannoveranerin. Als sie auftrat, tobte der Saal. Vor einem Jahr noch die wie ein Küken erscheinende "lovely Lena" hatte sich Meyer-Landrut zu einer sehr betont sexy auftretenden Frau verwandelt, mit wilder Mähne, laszivem Blick, gefährlich hohen Absätzen und lockendem Tanz. Ihr "Taken by a stranger" hätte sie kaum besser darbieten können. Doch die düster angehauchte Nummer traf nicht den Geschmack der 43 an der Abstimmung teilnehmenden Länder. Nur spärlich tröpfelten die Punkte auf Lenas Konto, das Nachbarland Österreich gab mit zehn Punkten die meisten Punkte, kein Mal gab es die begehrten "douze points". Schnell mussten auch die größten Optimisten erkennen, dass dieser Samstagabend nicht  Lenas Abend werden würde.

Rot und blau feiern

Doch wer fürchtete, dies würde die im vergangenen Jahr so kometenhaft aufgestiegene Hannoveranerin treffen, sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Ein "Riesenstein" sei von ihr abgefallen, sagte Lena in der ARD. Grund, daran zu zweifeln, gibt es wenig. An den Tagen in Düsseldorf wirkte sie lange nicht mehr so unbeschwert  wie vor einem Jahr in Oslo. Das legendär gewordene Lena-Sprech mit  spontanen Aussprüchen wie "verdammte Axt" verschwand hinter Floskeln. Doch nach ihrem zehnten Platz war auf einmal wieder etwas  von der alten Lena da. "Rot und blau" wolle sie sich nun mit ihren Tänzerinnen feiern. "Es geht mir fantastisch."

Aserbaidschan? Bei Fragen an Berti Vogts wenden.

Aserbaidschan? Bei Fragen an Berti Vogts wenden.

(Foto: REUTERS)

Um Lena scheint sich also niemand Sorgen machen zu müssen. Im kommenden Jahr gibt es dann für eine neue Lena - oder vielleicht  einen Lennart? - eine neue Chance. "Unser Star für Baku" dürfte das  Format heißen, mit dem die ARD in der bewährten Zusammenarbeit mit Stefan Raab den deutschen Kandidaten suchen wird. In der am kaspischen Meer gelegenen Hauptstadt Aserbaidschans wird nun das  nächste Finale des ESC ausgetragen. Mit spontanen Hupkonzerten feierten die Menschen dort den unerwarteten Sieg. Europa werde nun wirklich etwas über Aserbaidschan lernen, sagte die Buchhalterin Sakina Achmedowa. Außer als Öllieferant taucht das Land im  deutschen Bewusstsein nur deshalb manchmal auf, weil  Ex-Bundestrainer Berti Vogts die Nationalmannschaft des Fußballs-Zwergs trainiert.

Es war erst die vierte Teilnahme der Kaukasusrepublik. Schon bei  den ersten drei Starts hatte es für Plätze unter den besten zehn  gereicht - offenbar trifft das islamisch geprägte Land Europas  Musikgeschmack. Unter den 25 Teilnehmern, die von den wilden  irischen Zwillingen Jedward über den französischen Opernsänger Amaury Vassili zur am Ende zweitplatzierten italienischen Jazz-Nummer von Raphael Gualazzi eine riesige Bandbreite boten, verzauberten Ell und Nikki am meisten die Zuhörer.

Zarten Gesten

Zart und weiß: Ell & Nikki.

Zart und weiß: Ell & Nikki.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die schöne zweifache Mutter im körperbetonten Kleid, er im weißen Anzug, viele zarte Gesten und dazu eine sehr eingängige  Melodie waren die Zutaten für den Erfolg des einzigen Duetts des  Abends. "Die Welt braucht mehr wahre Liebe", erklärte sich der 21-jährige Klavierstudent den von nur wenigen erwarteten Erfolg.

Neben Ell und Nikki gab es noch einen zweiten Sieger: Die ARD und das Moderatoren-Trio Anke Engelke, Judith Rakers und Stefan Raab boten eine tolle Show, mit vielen Effekten und liebevollen  Details. Die Zuschauer - nach Schätzungen waren es 120 Millionen -  haben das vielfach gezeigte Motto "feel your heart beat" in Aserbaidschans Auftritt wieder entdeckt.

Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AFP

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