Liebe auf den ersten Blick – träumen wir nicht alle davon? Doch manchmal braucht es eben den zweiten oder dritten Anlauf, um sich auf einen Menschen einzustellen. Was aber dazu führt, dass man den anderen begehrt, annimmt, ständig um sich haben will, diese Erklärung bleiben uns die Wissenschaftler wohl noch länger schuldig. Gleiches gilt wohl für das erste Hören – schließlich kann man sich ja auch in Stimmen verlieben. Für Macy Gray gilt dabei für mich das zweite Hören als Moment des Verliebens.

Sauber arrangierte Stücke, gut aufeinander abgestimmte Musiker und Sounds, dazu eine unverwechselbare Stimme, die nicht jedermanns Sache sein dürfte – heiser, rauchig, ohne die sonst übliche Glätte, aber im Gegenzug mit viel Persönlichkeit, Kraft, Ehrlichkeit. Im Zusammenspiel von Instrumenten und Stimme ergibt sich ein abgerundetes Hörerlebnis, das spätestens beim zweiten Durchhören Lust auf mehr macht. Nicht nur Liebhabern des R&B, sondern auch jenen, die gern in Discotheken im Kuba-Stil die Wochenenden verbringen, bietet Macy Grays Stimme etwas Fesselndes, Aufregendes – ihr aktuelles Album „Big“ zeigt die Wandelbarkeit der ungewöhnlichen Stimme von Track zu Track.

Macy Gray legt mit „Big“ ihr viertes Studio-Album vor. Grammy, Emmy, selbst der Oscar lassen ihren Glanz auf das Lebenswerk der 40jährigen Afro-Amerikanerin strahlen. Allerdings begann das Jahr 2007 für Macy Gray nicht gerade rühmlich. Auf Barbados wurde sie von der Bühne fast ins Gefängnis geholt – sie hatte in der Öffentlichkeit geflucht, was auf der Insel verboten ist. Nur eine öffentliche Entschuldigung verhinderte eine Nacht hinter schwedischen Gardinen – Macy Gray musste Barbados umgehend verlassen.

Die Titel auf „Big“ werden dagegen den Ruhm der Allround-Künstlerin, die mit Superstars wie Eminem, Christopher Walken oder Denzel Washington vor der Kamera stand, weiter vergrößern. Selbst mit Mode verdient Macy Gray mittlerweile Geld, das sie allerdings für einen guten Zweck einsetzt – die von ihr gegründete „The M.Gray Music Academy“ in North Hollywood gibt Kindern aus sozial benachteiligten Familien die Möglichkeit, ihre musikalischen Talente zu entdecken.

Andr Busche

Macy Gray – „Big“, Universal Music, 17,95 Euro