Bücher

Die US-Ikone Clint Eastwood in Bildern

Welten liegen zwischen diesen beiden Bildern: Zuerst der Beau, der All-American Boy mit der Haartolle, "der schüchterne Junge aus Oakland", wie ihn Peter Bagdanovich im Vorwort nennt - der junge Schauspieler, der in den letzten Zügen des alten Hollywood-Studio-Systems seine Karriere in Westernfilmen und Cowboyserien startet.

Zuletzt der 77-jährige Star, der von der University of South California die Ehrendoktorwürde erhält für seinen "bedeutenden Beitrag zum Kanon der Filmkunst sowie für die Menschlichkeit, die seine Arbeit prägt".

Nach den Westernrollen war es vor allem "Dirty Harry", hier 1983, der Eastwood zum Star machte.

Nach den Westernrollen war es vor allem "Dirty Harry", hier 1983, der Eastwood zum Star machte.

(Foto: AP)

Der exzellente Bildband "Clint Eastwood - Bilder eines Lebens" aus dem Henschel-Verlag feiert die Karriere einer der widersprüchlichsten und gleichzeitig vielseitigsten Persönlichkeiten Hollywoods.

Rückzug hinter die Kamera

Als Schauspieler schuf Clint Eastwood umstrittene Ikonen der Filmwelt: den wortkargen Racheengel der Italo-Western, den brutalen "Dirty Harry".

Als Regisseur, eine Rolle die er zunehmend der Schauspielerei vorzieht, gelingen Eastwood, vor allem in den letzten Filmen, sensible Portraits gesellschaftlicher Zustände und menschlicher Ängste.

Große Erfolge feiert er mit "Mystic River", "Million Dollar Baby". Mit "Flags of our Fathers" und "Letters from Iwo Jima" folgt schließlich die radikale Abrechnung mit der Verlogenheit des Krieges - einem Krieg, den er in "Heartbreak Ridge" 1986 noch glorifiziert hatte.

Dieses Widersprüchliche fasziniert auch an den Fotos: 1965, da hatte er bereits für Sergio Leone vor der Kamera gestanden, posiert er in seiner Villa in den Hollywood Hills. Die Doppelseite in dem Bildband könnte diesen Mann wohl kaum besser charakterisieren: links mit der Hantel in seinem Fitnessraum, rechts am Klavier - der begeisterte Jazzfan (und -musiker) setzte mit "Bird" zum Beispiel Charlie Parker ein Denkmal.

Eastwood 1986 als Bürgermeister im Stadtrat ...

Eastwood 1986 als Bürgermeister im Stadtrat ...

(Foto: AP)

Ein "konservativer Rebell" wurde Eastwood genannt. Und er selbst hat immer betont, dass er Veränderungen wollte: "In meinem Herzen bin ich ein Rebell. Wenn ich höre, dass der Trend in eine bestimmte Richtung geht, schlage ich den entgegengesetzten Weg ein."

So verfolgt der Bildband Eastwoods Karriere von den 50er Jahren bis ins Jahr 2007. Es dominieren Stand- und Szenenfotos aus seinen Filmen, dazu Fotos hinter der Kamera und von Preisverleihungen, Filmfesten und Empfängen.

Auffallend auch, dass die Aufnahmen aus dem Privatleben rar sind. Die einzige wirkliche Bilderstrecke, die ihn in seinem Haus in Beverly Hills zeigt, stammt aus den 60er Jahren.

... und bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde 2007.

... und bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde 2007.

(Foto: AP)

Politisches Zwischenspiel

Eine Ausnahme und gleichzeitig ein Kuriosum, das wiederum die Vielseitigkeit Eastwoods verdeutlicht: Bilder aus seiner Zeit als republikanischer Bürgermeister der kalifornischen Gemeinde Carmel-By-The-Sea. Eastwood im Stadtrat und im Wahlkampf zeigen allerdings vor allem eines: Er ist ein US-Amerikaner durch und durch.

Nicht umsonst wird er mit Western berühmt, erlangt Starruhm durch seine Rolle als brutaler Cop und stellt alle Prototypen der USA dar: den Showman und den Astronauten, den Outlaw und den Strafgefangenen auf Alcatraz, den Spion, den Soldaten und - den Boxtrainer.

Das kantige Gesicht

Zu fassen bekommt man diesen Mann wohl kaum. Doch die Bilder geben zumindest einen Einblick in sein Leben. Und einen roten Faden entdeckt man schließlich auch noch. Die Portraits, die den Band durchziehen, die Falten, die sich immer tiefer in das kantige Gesicht graben, bilden einen faszinierenden Zusammenhang und führen zu einer überraschenden Feststellung: Auch mit 77 Jahren hat Eastwood noch etwas vom "schüchternen Jungen aus Oakland".

"Clint Eastwood. Bilder eines Lebens", mit einem biographischen Essay von Peter Bogdanovich. Hrsg. von Pierre-Henri Verlhac, 192 Seiten, 62 farbige und 85 s/w-Abb., Euro (D) 34,00.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen