Leise ist schöner Die Foo Fighters zum Sechsten
06.10.2007, 05:00 UhrEin Foo-Fighters-Album ist auf jeden Fall keine Mogelpackung. Auch beim neusten Werk „Echoes, Silence, Patience and Grace bekommt man genau das, was man erwartet: Stadionrock ohne Überraschungen. Und beim genauen Hinhören tauchen sogar musikalische Perlen auf.
So ganz können sich Dave Grohl und Kollegen nicht entscheiden, ob sie lieber den leisen Akustik-Sound oder die lauten E-Gitarren mögen. Im letzten Studioalbum "In Your Honor" lösten sie diesen Zwiespalt, in dem sie gleich zwei CDs in die Hülle packten. Eine mit Akustik, eine mit Elektronik. Bei "Echoes, Silence, Patience and Grace" mischen sie jetzt beides wieder zusammen. Leider wird dabei der elektronische Anteil etwas zu großzügig portioniert.
Das wird schon beim Opener "The Pretender" deutlich, der stark an Bands wie "Sunrise Avenue" erinnert. Foo Fighters-Gründer und Allround-Musiker Dave Grohl, der vier Jahre lang bei Nirvana das Schlagzeug bediente, scheint sich endgültig dem massenkompatiblen US-Rock verschrieben zu haben. Der Song ist solide gemacht und Grohl beweist, dass er auch beim Schreien die Töne exakt treffen kann. Wirklich aufregend oder innovativ ist das aber nicht.
Bei „Come alive hat man den Eindruck, Damien Rice hätte mal kurz im Studio der Foo Fighters vorbeigeschaut. Leider hat Dave Grohl ähnlich wie Rice wenig Spannendes zu erzählen. Und weil er halt so gerne schreit, muss es am Ende noch mal laut werden, was dem Song nicht gerade gut tut.
Danach folgt das schönste Stück des Albums. Bei "Stranger Things Have Happended" wird am Anfang langsam ein Metronom aufgezogen. Mehr Rhythmus gibt es im ganzen Stück nicht zu hören. Dazu feines Gezupfe und ein nachdenklicher Grohl mit richtig schön verzweifelter Stimme. Vor allem das Akustik-Gitarren-Solo zur Mitte des Songs klingt angenehm nach Jam-Session im verrauchten Folk-Club.
Der Rest ist größtenteils typischer Foo Fighters-Sound. Handwerklich gut gemacht und manchmal auch eingängig. "Summer End" hat zum Beispiel das Potenzial, zum Radiohit zu werden. Im Song "Home" sorgt ein Klavier für Töne, die auch Elton John gefallen würden.
Mit "Ballad of the Beaconsfield Miners" hat sich auch ein reines Instrumental-Stück auf das sechste Studioalbum der Foo Fighters geschlichen. Anlass ist das Minenunglück in der australischen Stadt Beaconsfield, bei dem im April 2006 ein Mensch starb. Zwei andere Arbeiter waren fünf Tage in der Mine eingeschlossen. Um ihnen das Warten auf ihre Rettung angenehmer zu machen, ließen die Einsatzkräfte MP3-Player herunter. Dave Grohl erfuhr später, dass sich die Arbeiter die Foo Fighters gewünscht hatten und schrieb den Männern einen Brief, in dem er sie auf ein Bier einlud. Einer der Minenarbeiter nahm das Angebot an und traf sich mit Grohl, der danach den Song schrieb.
Insgesamt müsste "Echoes, Silence, Patience and Grace" den Foo Fighters die Entscheidung zwischen Akustik- und E-Gitarre eigentlich erleichtern. Die ruhigen, akustischen Stücke sind eindeutig die stärksten. Alles andere kennt man irgendwie schon.
Von Malte Buhse
Quelle: ntv.de