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"Q" in der Zeitkapsel Die Reise eines Jazz-Kometen

Eine Ikone des Jazz – wahrlich, Quincy Jones zählt zu den ganz Großen des Jazz. Und er verstand und versteht es, die Schönheit dieser Musik auch jeden zu erschließen, die nichts anfangen können mit den selbstverliebten Tonstudien manches Jazz-Gurus. Die Musik von Quincy Jones geht ins Ohr, manchem gar in die Füße – und kaum eine Jazz-Lounge-Compilation könnte auf ihn verzichten.

Am 14.März 2007 feiert QJ seinen 74.Geburtstag – den Altmeister im vergleichsweise zarten Alter von 27 Jahren zu erleben, in Belgien und der Schweiz des Jahres 1960, gelingt mit Hilfe einer neuen Folge der Jazz-Icons-DVD-Serie von TDK. "Zeitlose Legenden des Jazz in unveröffentlichten Konzerten" ist das Motto der Serie, die mit Quincy Jones einen besonders sauberen, aufgeräumten Herrn Ende 20 präsentiert.

Für Retro-Fans ist dieser Silberling schon wegen des Publikums ein Muss – jeden Moment rechnet man damit, dass Robert Lemke oder Guido Baumann im Publikum aufstehen und applaudieren. Das typische Gefühl beim Betrachten von Konzertbesuchern jener Tage – wenn diese Jazz-Enthusiasten sicherlich auch modisch progressiv waren. Einige Jahre vor dem kulturellen Aufbruch der Jungen wirken die Zuschauer wie Marionetten, an deren Fäden Quincy Jones mit seinem Orchester gemächlich zieht.

Klassiker wie Moanin’ oder Stockholm Sweetnin’ mal nicht von einer der zahllosen QJ-Compilations zu erleben, sondern dem Maestro auf die lässig geschwungene Rechte schauend, fasziniert noch heute. Seine Konzerte zwischen 1959 und 1961 beeinflussten die Jazz-Szene wie das Erscheinen eines Kometen – angesichts der Besetzung seines Orchesters kaum verwunderlich. Jones konnte dabei finanziell offenbar aus dem Vollen schöpfen – heraus kam eine Mischung enthusiastischer Jazzer, deren Zusammenspiel noch heute begeistert.

Und als dieses Powerpack des Jazz in Europa auf Tour ging, war das künstlerisch eine Offenbarung. Da zu diesem Zeitpunkt der finanzielle Background des Unternehmens, eine Musicalproduktion, allerdings nicht mehr zur Verfügung stand, finanzierte Quincy Jones selbst das Wagnis der Tour – mit dem Ergebnis, dass der Meister vor dem finanziellen Kollaps stand.

Rettung brachte Mercury-Plattenboss Irving Green – er machte "Q" zum Music Director und späteren Vizepräsidenten des Labels. Er soll nie einen Blick auf die Zeit zurückgeworfen haben, in der diese Aufnahmen entstanden. Jedenfalls nicht damals – in einem Beipackzettel der DVD beschreibt er seine Gefühle beim Betrachten des Materials, das er nie zuvor gesehen hatte. Es sei wie das Öffnen einer Zeitkapsel, so Quincy Jones, und es werde spannend sein, sich mit seinen Enkeln hinzusetzen und diese DVD zu schauen.

Man muss kein Jazz-Experte sein, um diese DVD zu genießen oder ins Herz zu schließen. Die Musik ist zwar nur als Mono-Aufnahme zu genießen und das Bild schwarz-weiß, doch farblos oder eintönig wird der Genuss keinesfalls. 80 Minuten feinste Unterhaltung fesseln den Zuschauer auf angenehmste Weise – damals wie heute.

Andr Busche

Quincy Jones: "Live in `60", DVD 4:3, 80 Minuten, S/W (PAL-Format), TDK DVWW-JIQJ, 29,99 Euro

Quelle: ntv.de

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