Auf nach Rom Durch die ewige Stadt
03.10.2008, 17:46 UhrWährend Italiens Regierung und Wirtschaft eher mit schlechten Nachrichten von sich reden machen, ist das Interesse der Deutschen an Italien als Urlaubsland ungebrochen. Erstmals seit 1980 hat Italien im Jahr 2007 gar das bisherige Lieblingsreiseland der Deutschen, Spanien, abgelöst. Wen interessieren auch die Querelen im Palazzo Chigi oder die kitschigen Gesangseinlagen des regierenden "Cavaliere", wenn man die sonnenverwöhnten Strände, die historischen Sehenswürdigkeiten und die mediterrane Küche – sprich die angenehmen Dinge Italiens – genießen kann!
Nun, da die hochsommerliche Hitze, die Städtereisen in Italien schnell zur Tortur machen kann, allmählich abklingt, ist die optimale Zeit für eine Reise in die ewige Stadt Rom gekommen. Passend dazu ist die 7. Auflage des lange vergriffenen Reiseführers "Rom Latium" von Hagen Hemmle im Michael Müller Verlag erschienen. Auf beachtlichen 827 Seiten ist so ziemlich alles, was der Reisende über Rom und Umgebung wissen muss, überaus detailfreudig beschrieben. Wer möglichst viele Facetten Roms erleben will, sollte mindestens fünf Tage für Rom einplanen und dann – ausgestattet mit dem Reiseführer – Quartier für Quartier auf eigene Faust erkunden. In diesem Sinne ist auch das Reisebuch von Hemmle aufgebaut.
In 20 Kapiteln werden Routen vorgeschlagen, wie Rom individuell und bequem Viertel für Viertel, Monument für Monument erlaufen werden kann. Auf diesen Rundgängen lassen sich Dinge entdecken, die dem Pauschalurlauber meist verborgen bleiben und dabei doch die "Seele" Roms ausmachen. Seien es die streunenden Katzen auf den Straßen, die kleinen Bars, in denen jeder Stammgast mit einem "bacio" (einem herzlichen Kuss) begrüßt wird oder die beschaulichen Plätze, auf denen Nonnen vorbeihuschen und mit ihnen ein Hauch Historie vorbeifliegt. Sehr ausführliche Karten, die auch kleinste Insider-Lokale enthalten, komplettieren die jeweiligen Kapitel. Schon bei einem Überfliegen der einzelnen Passagen wird deutlich, dass der passionierte Rom-Besucher vor allem zwei Dinge benötigt: Zeit und Muße, um die vielfach in entlegenen Winkeln versteckten kleinen und großen Liebenswürdigkeiten der Stadt kennenzulernen.
Unter der Rubrik "Wissenswertes von A bis Z", erfährt der Leser außerdem viel Bekanntes, aber auch einiges Neues. Besonders unterhaltsam sind die witzigen, leicht bissigen Kommentare des Autors zum italienischen Fernsehen und den römischen Rendevouz-suchenden Männern an der Piazza di Spagna. Unbedingt lesenswert sind auch die Kapitel zur römischen Küche und zur 3.000-jährigen Geschichte Roms. Wer etwas mehr Zeit mitbringt oder zum wiederholten Male Rom bereist, kann in dem Reiseführer neben den Standards Frascati oder Tivoli auch zahlreiche Tipps für Ausflüge in die nächste Umgebung Roms finden. Selbst bei täglicher Abendlektüre des Reisebandes und einer Woche Rom dürften es auch Schnellleser nicht schaffen, den Reiseführer komplett durchzuarbeiten.
Mein Fazit: Mit dem Reiseführer lernt man Rom nicht nur von den touristischen Seiten her kennen, sondern hat auch die Chance, die Stadt (fast) in ihrer Gänze zu erfahren und so für immer ins Herz zu schließen und eine baldige Rückkehr – auch ohne den obligatorischen Münzwurf in die Fontana di Trevi – sicherzustellen.
Hagen Hemmle: "Rom Latium", Michael Müller Verlag, 24,90 Euro,
Quelle: ntv.de