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Treffsicher, witzig und gefühlvoll Element of Crime setzen Erfolg fort

Sven Regener, Sänger von Element of Crime, gilt für viele als der beste Song-Poet des Landes. Dies kann er mit dem neuen Album "Immer da wo du bist bin ich nie" wieder beweisen.

Poetisch und fantasievoll: die Berliner Band Element of Crime

Poetisch und fantasievoll: die Berliner Band Element of Crime

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Sven Regener singt Deutsch, und er schreibt (auch) Liebeslieder. Doch vom Schlager ist der Kopf der Berliner Band Element Of Crime ungefähr so weit entfernt wie Roland Kaiser von Metallica. Regeners Liebeslied-Refrains - zum Beispiel nach einer urkomisch dem Alltag abgeschauten Spielplatz-Szenerie - gehen so: "Ganz egal woran ich grade denke, am Ende denk ich immer nur an Dich..." Zu Regeners rauchig-herber Stimme erklingt melancholischer Pop mit Akustikgitarren und kitschfreien Streichern. Für viele Fans und Kritiker ist der 48-Jährige der beste Song-Poet des Landes.

Die neue, bereits zwölfte Platte von Element Of Crime zementiert diesen Status. Sie trägt - typisch Regener - den allen Kommaregeln trotzenden Titel "Immer da wo du bist bin ich nie" (Universal) und erscheint am 18. September. Typisch für die vierköpfige Band ist überhaupt das ganze, wie immer gut 40-minütige Werk: die Texte schnoddrig ("Kopf aus dem Fenster"), zum Schmunzeln ("Deborah Müller", "Der weiße Hai"), sehnsüchtig, aber ohne Schmalz ("Bitte bleib bei mir") oder auch charmant-verschwurbelt ("Euro und Markstück"); die Arrangements zwischen Chanson, Pop und Rock, punktuell mit Dylan-Folk, Walzer-Rhythmen oder Mariachi-Trompeten ausgeschmückt.

Ihrem Sound treu geblieben

Nicht nur als Sänger, sondern auch als Romanbuchautor erfolgreich: Sven Regener.

Nicht nur als Sänger, sondern auch als Romanbuchautor erfolgreich: Sven Regener.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Dass Element Of Crime - nach holprigem Start als englischsprachige Postpunk-Band in den 80ern - seit vielen Jahren ihrem Sound treu bleibt, ist für Sven Regener kein Problem. "Natürlich sind wir stilistisch stark eingefärbt", sagt er in einem Interview. "Aber es besteht ja auch keine Verwechslungsgefahr. Diese Band hat ihre ganz eigene Würde." Wenn er sich also alle drei bis vier Jahre mit Jakob Ilja (Gitarre), David Young (Bass) und Richard Pappik (Schlagzeug) im Studio trifft, "dann wollen wir eine Element-Of-Crime-Platte machen", und die hat eben ihren typischen Klang. "Wenn man den als Zwangsjacke empfindet, sollte man die Band mal verlassen und eine Solo-Platte machen."

Regener fand bekanntlich einen anderen Ausweg und feierte mit seiner Trilogie über einen liebenswerten Hänger-Typen ("Herr Lehmann", "Neue Vahr Süd", "Der kleine Bruder") Riesenerfolge als Romanautor. Und doch scheint er sich als Teil einer Rockband, die immer wieder auf anstrengende Tourneen durch die mittleren bis größeren Hallen der Republik geht, am wohlsten zu fühlen.

Klischee-Fallen umgehen

Die pure Freude am Formulieren treffsicherer, oft auch witziger Songtexte ist Regener im Interview anzumerken. Mit Vorliebe nimmt er sich seit längerem norddeutsche Städtenamen vor: "Ja, ich habe ein ziemliches Vergnügen daran, dieses dermaßen Stumpfe eines Wortes wie Cloppenburg da irgendwie reinzubringen", gibt der gebürtige Bremer und jetzige Wahl-Berliner breit grinsend zu. "Und das fällt mir leichter bei Cloppenburg als bei Fürstenfeldbruck." Vor allem aber achtet Regener darauf, dass seine Lieder Klischee- oder Kitsch-Fallen umgehen. Doch: "Es gibt auch schwächere Texte von mir", räumt er ein. "Weniger wegen des Kitsch-Problems, sondern weil ihnen eine Art zweite Ebene fehlt. Das finde ich langweilig."

Mit ihrer neuen CD und der ausgedehnten Konzertreise im Januar/Februar dürfte Element Of Crime den beharrlichen Weg zum Erfolg fortsetzen. Längst kassieren die vier Musiker für ihre Alben - wie das gefühlvolle "Mittelpunkt der Welt" (2005) - Goldene Schallplatten und Kritikerpreise. Verstärkten Druck etwa seitens der Plattenfirma verspürt Sven Regener deswegen nicht. In seiner typischen norddeutschen Art hält er den Ball flach: "Wir hoffen einfach mal, dass es weiter so gut läuft. Denn ein Künstler hat ja nun keinen Anspruch darauf, dass es immer gut läuft."

Quelle: ntv.de, Werner Herpell, dpa

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