Terroristen im Bierzelt Giftgas auf dem Oktoberfest
19.09.2010, 10:35 Uhr
Das Buch ist bei Droemer erschienen und kostet 19.95 Euro.
Ein Terrorangriff auf die Wiesn, geplant und ausgeführt von frustrierten russischen Elitesoldaten. Es gibt viele Tote, Deutschlands Politik und Sicherheitskräfte stehen vor einer gewaltigen Aufgabe. Das alles ist ein Thriller-Plot.
Am 26. September 1980 sterben dreizehn Menschen durch eine Bombe, die in einem Mülleimer vor dem Haupteingang des Münchner Oktoberfests detoniert. 211 Menschen werden zum Teil schwer verletzt. Das ist die Realität eines Anschlages auf das größte Volksfest der Welt. Der bisher einzige in der Geschichte des Oktoberfestes. Mit der gewachsenen Gefahr islamistischen Terrors wurden Betonpoller rund um das Wiesn-Gelände installiert, um beispielsweise Selbstmordattentäter abzufangen.
Bei Christoph Scholder droht dem "Oktoberfest" in dem gleichnamigen Thriller Gefahr von ganz anderer Seite. Frühere sowjetische Elitesoldaten haben schon beim Aufbau alle Zelte so präpariert, dass sie sie schließlich handstreichartig übernehmen können. Giftgas kommt zum Einsatz, wie beim Musicaltheater Nordost, viele Menschen sterben, Tausende andere sind tagelang in der Gewalt der Terroristen. Es geht um Erpressung, zwei Milliarden Euro in Rohdiamanten soll die Bundesrepublik Deutschland heranschaffen.
In der Stadt patrouilliert Militär, die gesamte politische Führung sucht nach Lösungen, schließlich bietet sich der Bundespräsident gar als Austauschgeisel an. Scholder zieht alle Register, es gibt den fiesen, gnadenlosen Terroristen, aber auch den unglaublich guten BND-Gegenspieler, der gewillt ist, die Menschen und irgendwie auch die Welt zu retten. Die GSG9 und das Kommando Spezialkräfte sind ebenfalls mit von der Partie, außerdem jede Menge ausführlich beschriebene Militärtechnik.
Scholder hat die klassische Thriller-Architektur gut verstanden, einige rätselhafte Verbindungen weisen in die Vergangenheit und werden am Ende spektakulär aufgelöst. Es gibt mehrere duellartige Situationen und auch das eine oder andere Randgemetzel, das Scholder gern mit viel Blut und Knochenkrachen anreichert. Die kleine Love-Story fehlt ebensowenig wie ein wenig politische Intrige und etwas Münchner Amigo-Wirtschaft.
Die Münchner Lokalpresse kritisierte, dass da jemand mit den Ängsten der Wiesn-Besucher spielt. Das ist dann wohl doch übertrieben, aber Scholder ist es gelungen, die weiß-blaue Traditionsveranstaltung zur überzeugenden Folie für einen rasanten Lesestoff zu machen. Das lässt sich wegschmökern, hinterlässt auch keinen bleibenden Eindruck und dann geht man ein Bier trinken.
Quelle: ntv.de