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"Wer die Nachtigall stört" Harper Lees Klassiker wird 50

Gregory Peck gewinnt für seine Darstellung des Atticus Finch einen Oscar als bester Hauptdarsteller.

Gregory Peck gewinnt für seine Darstellung des Atticus Finch einen Oscar als bester Hauptdarsteller.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Ihr Lebenswerk besteht aus 375 Seiten. Seit 1964 hat sich Harper Lee nicht mehr zu "To Kill a Mockingbird" geäußert. Und das wird sie auch zum 50. Jubiläum der Erstausgabe nicht tun.

Amerika feiert einen Klassiker: "Wer die Nachtigall stört" wird 50 Jahre alt. In mehr als 40 Sprachen ist der Roman von Harper Lee übersetzt. Weltweit sind über 40 Millionen Kopien im Umlauf. "To Kill a Mockingbird" - so der Originaltitel - ist das einzige Werk der heute 84-jährigen Autorin. Es brachte ihr den Pulitzerpreis ein, wurde zu einem Film verarbeitet, für den der Hauptdarsteller Gregory Peck einen Oscar gewann, und seit 1990 auch auf Bühnen aufgeführt.

Harper Lee schweigt zu ihrem Roman.

Harper Lee schweigt zu ihrem Roman.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Zum Jubiläum der Erstausgabe im Sommer 1960 haben der Verlag HarperCollins, Schulen und Büchereien landesweit zu Buchparties, Lesungen, Podiumsdiskussionen sowie Film- und Theatervorführungen eingeladen. Lee wird nicht an einer einzigen Feier teilnehmen. Sie hat sich seit 1964 nicht mehr zu ihrem Lebenswerk auf 375 Seiten geäußert. Es heißt, sie habe sich damals in einem Interview falsch zitiert gefunden. Gekränkt kehrte sie New York den Rücken und zog sich in ihren Heimatort Monroeville in Alabama zurück.

Eines der Lieblingsbücher der Deutschen

Ihr Verhalten erinnert an das ihres Kollegen und Landsmannes J.D. Salinger, der ähnlich empfindlich auf Kritik an seinem ersten und einzigen Roman "Der Fänger im Roggen" reagierte. Das Kultbuch über Jugendangst und -trotz war drei Jahre vor Lees "Nachtigall" erschienen. Auch Salinger verließ New York und führte bis zu seinem Tod Ende Januar dieses Jahres im Alter von 91 ein Einsiedlerdasein in den Wäldern von New Hampshire.

Beide Romane machen Schülern in Deutschland die Einführung in die englischsprachige Literatur schmackhaft. "Wer die Nachtigall stört" gehört auch nach 50 Jahren noch zu den Lieblingsbüchern deutscher Leser. Erst 2009 wählten sie es bei der Zuschauer-Aktion "Unsere Besten - Das große Lesen" des ZDF wieder auf Platz 45, gleich hinter Hermann Hesses "Der Steppenwolf" (44), aber noch vor Thomas Manns "Joseph und seine Brüder" (46) und "Die Blechtrommel" von Günter Grass (48).

Bruch mit Capote

Harper Lees halb-autobiografischer Roman spielt in den 1930er Jahren, also noch lange vor Martin Luther King und dem Marsch auf Selma. Ort ist die Kleinstadt Maycombe im erzkonservativen Südstaat Alabama. Das Geschehen wird mit den Augen der "fast" sechsjährigen Scout Finch betrachtet und von ihr im fortgeschrittenen Alter weitergegeben.

Das Vehältnis Lees zu Truman Capote beleuchtet der Film "Capote": In der Rolle der Harper Lee ist Catherine Keener zu sehen.

Das Vehältnis Lees zu Truman Capote beleuchtet der Film "Capote": In der Rolle der Harper Lee ist Catherine Keener zu sehen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Scouts Vater, Atticus Finch, ist Anwalt und muss einen schwarzen Arbeiter verteidigen. Er wird von einer Weißen der Vergewaltigung bezichtigt. Atticus engagiert sich trotz aller Anfeindungen seiner weißen Mitbürger für den fälschlich Beschuldigten, verliert aber dennoch. Der Schwarze wird eingesperrt und bei einem Fluchtversuch erschossen.

Scout und ihr Bruder Jem bekommen die Auswirkungen des Prozesses zu spüren. In einer brenzligen Situation eilt ihnen überraschend ein Nachbar zu Hilfe, den die Geschwister und ihr Freund Dill zuvor mit allen Tricks zu reizen versucht hatten. Es besteht kein Zweifel, dass Harper ihren Kinder- und Jugendfreund Truman Capote ("Kaltblütig") in der Figur des Dill darstellt. Capote wuchs am gleichen Ort auf wie Lee und wohnte nur ein paar Häuser entfernt.

Die Beiden galten als engste Freunde, die sich später auch gegenseitig beim Schreiben unterstützten. Wodurch es 1966 zum Bruch zwischen ihnen kam, wurde nie bekannt. Ihr Verhältnis zueinander wird in den beiden Filmen "Capote" und "Cold Blood" reflektiert. In einem wird Harper Lee von Catherine Keener verkörpert, im anderen von Sandra Bullock.

Quelle: ntv.de, Gisela Ostwald, dpa

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