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"Songs an einem Sommerabend" Lieder für gute Menschen

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind hernieder, wo die Menschen sind. Alle Jahre wieder, wenn auch nicht so lange schon wie das Knäblein, kommen auf den Wiesen vor dem Kloster Banz im fränkischen Bad Staffelstein sangesfreudige Maiden und Knaben zusammen.

Tausende von Sangesbegeisterten reisen an, der "crme de la crme" der deutschen Liedermacherszene und deren Gästen zu lauschen. Auch in diesem Jahr, am 6. und 7. Juli. Mit dabei Barbara Thalheim, Reinhard Mey und Heinz-Rudolf Kunze. Dazu die Nachwuchspreisträger der Hanns-Seidel-Stiftung des Jahres 2007. Das passt zwar a priori gar nicht so recht zusammen. Aber, wo man singt, da soll man sich bekanntlich niederlassen, denn böse Menschen haben keine Lieder. Aber gute. Gleich, ob sie sich eher schwarz, grün oder rot zur Lieblingsfarbe erkoren haben.

Als Vorgeschmack auf das Event ist jetzt eine CD mit Aufnahmen des Jubiläumskonzerts "20 Jahre Songs an einem Sommerabend" vom vergangenen Jahr erhältlich. Ein Album, das, bei all seiner Kürze, einen bemerkenswert tiefen Einblick in dieses größte Ereignis seiner Art im deutschsprachigen Raum vermittelt.

Wahrlich: Bodo Wartkes Lied "Regen" lässt einen hautnah erleben, wie Künstler und Besucher auf nasser Bühne oder Wiese Elementen und Schnaken trotzen. Beachtlich und sprachlich erstaunlich, wie es dem Wahlberliner gelingt, in den Song über die Wetterunbill vom Niederschlag zu Reagan zu springen und dann noch gleich eine Portion Kritik an der Kriegspolitik des heutigen US-Präsidenten unterzubringen. Sich aufreagan bringt Segen.

Die Sommerabendsongs sind kein vordergründig politisches Liedfestival. Gleichwohl ist in vielen der Beiträge zu spüren, dass die Beteiligten nachdenken über die Probleme dieser Welt. So fällt Hans-Jürgen Buchner um fünf in der Früh' durch den Planetenkern auf die Fidschi-Inseln und lässt uns teilhaben an den Sorgen der Menschen dort über steigende Meeresspiegel. Hannes Wader - brillant wie immer - ärgert sich in "Vaters Land" zu Recht darüber, dass wir Deutsche es nicht leicht haben mit der Liebe zum Vaterland. Und wär' doch so gern ein "citoyen allemand", der Hannes.

Zu Herzen gehend im allerbesten Sinn des Wortes ist Reinhard Meys "Viertel vor sieben". Verdammt, da darf man nicht zu dicht am Wasser gebaut haben, wenn der Meister über die Kindheit und darüber sinniert, wie ein inniges Verhältnis zwischen Mann und Frau zerbrechen kann. Das gilt mit gleicher Intensität auch für Konstantin Weckers "Flaschenpost", ein Lied über die Liebe zwischen Vater und Sohn, die in bitterarmen Verhältnissen und doch erhobenen Haupt leben.

Keinen Text braucht's beim Medley aus "Summertime" und "Hava Nagila": Die Klarinette von Giora Feidman kann sprechen. Wie anders könnten die Zuschauer sonst mitsingen? Klaus Hoffmann hatte sich ja schon vor geraumer Zeit an Jacques Brel herangewagt. Nicht leicht, einen der ganz Großen, wenn nicht den Größten, des französischsprachigen Chansons ins Deutsche zu übertragen. Aber der Geburtsberliner reicht mit seiner Interpretation von "Amsterdam" dicht, ganz dicht an den Mann aus Brüssel heran.

Zuschauer, Teilnehmer und Organisatoren sagen, sie empfänden die zwei Julitage der "Songs an einem Sommerabend" als eine Art fünfte Jahreszeit. Nach dem Konsum der CD sagt man das auch als Kopf-Hörer mit Kopfhörer.

Klaus Hoffmann, Reinhard Mey, Konstantin Wecker, Hannes Wader u. a.: "Songs an einem Sommerabend", CD, Verlag "pläne".

Quelle: ntv.de

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